Читать книгу Die Pilates Elements Methode - Andrea Frey - Страница 50
1.6.4Freie Nervenendungen, die interstitiellen Rezeptoren
ОглавлениеDie vermutlich am meisten unterschätzten und am häufigsten vorkommenden Rezeptoren in unserem Körper sind die freien Nervenendungen. Dieses Netzwerk winzigster Rezeptoren findet sich in fast allen Körpergeweben, besonders zahlreich im Knochenhautgewebe (Periosteum). Ca. 20 % der oben genannten sensorischen Rezeptoren, einschließlich der Muskelspindeln, senden ihre Impulse an unser Zentralnervensystem, die restlichen 80 % werden von den freien Nervenendungen gesendet. Hier wird die Thematik unseres sechsten Sinns wieder deutlich.
Früher wurden die freien oder interstitiellen Nervenendungen den Schmerzrezeptoren zugeordnet. Heute weiß man, dass einige von ihnen auch Chemo- und Thermorezeptoren sind. Weitere Studien haben unter anderem ergeben, dass die freien Nervenendungen ganz oder teilweise als Mechanorezeptoren funktionieren, das heißt, sie reagieren auf Druck. Ca. 50 % der Rezeptoren reagieren auf stärkeren Druck, haben also eine hohe Reizschwelle, die restlichen Rezeptoren reagieren auf sehr geringen Druck, sprich, auf eine niedrige Reizschwelle. Sie sind eng mit unserem vegetativen Nervensystem verknüpft und beeinflussen darüber Atmung, Blutdruck, Stoffwechsel- und Verdauungsprozesse sowie die Regulation unseres Kreislaufs.
Des Weiteren wird ihre Funktion und Reizschwelle durch Botenstoffe unseres Gehirns, die Neurotransmitter, beeinflusst, sodass aus propriozeptiv reagierenden Mechanorezeptoren hochempfindliche Schmerzrezeptoren werden können.
Aus der Praxis
Bei Gewebeuntersuchungen von Fibromyalgiepatienten wurde in der Fascia superficialis eine geringere Anzahl von freien Nervenendungen festgestellt. Auch die Zusammensetzung der sensorischen Nervenendungen wies Unterschiede zum normalen Patienten auf. Diese Erkenntnis gibt neue Denkansätze bezüglich des körperlichen Trainings und manueller Therapien mit Schmerzpatienten.
In der Körperarbeit können wir diese Rezeptoren über kleine, aufmerksame Mikrobewegungen aktivieren.