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ОглавлениеMia weiß erst gar nicht, was sie sagen soll, als sie am nächsten Tag von der Möglichkeit erfährt, das FUTURE-Institut zu besichtigen. Das FUTURE-Institut!
»Und du bist sicher, ja?«
»Na klar.« Lennart tut so, als wär das keine große Sache.
»Boah, hab ich ein Glück! Weißt du überhaupt, was das für ein krasses Institut ist? Alles total geheim. Ein Projekt von diesem Milliardär Taurus Nolan. So ein cooler Typ, ein Wahnsinniger. Der pumpt sein gesamtes Geld da rein.«
Jetzt wirkt er leicht genervt. »Ja, ich weiß«, sagt er.
Dabei hat er anscheinend keine Ahnung.
»Es gibt natürlich Gerüchte, was dort entwickelt wird. Da geht es um künstliche Intelligenz, um die Lösung all unserer Energie- und Müllprobleme, um völlig neue Denkweisen. Nolan will den Planeten zu einem besseren Ort machen.«
»Will das nicht jeder?« Lennart verdreht die Augen. »Komm lass uns aufs Außengelände gehen, und du zeigst mir ein paar Wing Tsun-Übungen.«
In diesem Moment klopft es an das Garagentor. »Aufmachen! Sofort aufmachen.«
Lennart sieht sie erschrocken an. »Wer ist das?«, flüstert er.
»Keine Ahnung«, antwortet sie genauso leise.
Von draußen kommt ganz laut: »Wir wissen, dass ihr da drin seid. Polizei! Wir haben mit euch zu reden!«
Was soll das bedeuten? Lennart ist wieder sehr blass, er schwankt sogar ein bisschen. Wie automatisch bedient er den Türdrücker, das Tor fährt hoch.
Zwei Polizisten stehen vor der Garage, der kleinere hat eine Glatze und einen rötlich blonden Bart. Fast schon bedrohlich schlägt er mit einem Schlagstock in seine freie Hand. Der andere ist dunkelhäutig und deutlich jünger. Er trägt eine futuristische Brille und sieht damit aus wie ein Cop aus einem Science-Fiction-Film. Ob das eine Datenbrille ist?
Er hat ein Gerät mit einem kleinen Bildschirm in der Hand, darauf pulsiert ein roter Punkt. Mist, ein GPS-Empfänger. Die Drohne hatte einen Sender!
»Uns ist ein Fluggerät abhandengekommen«, erklärt der Polizist mit dem Schlagstock.
»Hier geht es um Diebstahl oder Sachbeschädigung«, sagt der andere und sieht sie über den Rand seiner Brille an. »Eine ernste Angelegenheit.«
»Ach, Sie meinen das Spielzeug, das wir draußen gefunden haben. Das Ding lag kaputt auf dem Boden, war nur noch Elektroschrott.«
»Her damit!«
Mia überlegt krampfhaft, wie sie vor den Polizisten verheimlichen kann, dass sie die SD-Karte aus dem Drohnenwrack genommen hat. »Wir dachten, wir könnten das Ding noch reparieren, und dann hab ich es doch weggeworfen.«
»Ich glaub dir kein Wort.« Der Polizist mit dem Schlagstock macht ein finsteres Gesicht.
»Außerdem würden wir dann nichts orten.« Der andere hält ihr das Gerät mit dem blinkenden roten Punkt vor die Nase.
Ja, logisch. Sie muss ihre Taktik ändern. »Sie sehen doch, wie es hier aussieht. Manchmal verliert man den Überblick. Wir sind schließlich Kinder und spielen nur.«
»Na, klar.« Er steckt den GPS-Empfänger weg und kommt einfach rein. »Sieht nicht so aus, als würdet ihr hier spielen.« Zielstrebig streift er Handschuhe über, durchwühlt das Verpackungsmaterial, nimmt jedes der Teile für ihren Computer in die Hand und betrachtet es. »Ich fürchte, wir müssen hier alles mitnehmen. Wer weiß, was die Drohne gefilmt hat.«
Lennart wirkt immer noch wie paralysiert. Er starrt einfach ins Nichts.
»Aber da waren doch nur Lennart und sein Falke auf der Aufnahme«, sprudelt es aus Mia heraus.
Mist! Sie hätte besser den Mund gehalten.
Die beiden Männer sehen sich an und grinsen. »Da kommen wir der Sache schon näher. Lass sehen!«
»Ick weeß ja nich mal, wer Se sind.« Sie merkt selbst, wie sie berlinert. Wie immer, wenn sie aufgeregt ist.
Der kleinere mit der Glatze zieht einen roten Dienstausweis mit Bild hervor und hält ihn hoch. »Rottweiler. Wir sind von einer Spezialeinheit der Polizei. Drohnenkriminalität. Und das hier ist Kollege Morell.«
Auch der andere holt seinen Ausweis raus und zeigt ihn vor. »Sehr gut, Mai. Du machst es richtig, wenn du nach dem Ausweis fragst. Falsche Polizisten werden dann garantiert unsicher.«
Sie kennen ihren richtigen Namen. Den können sie nur aus einer offiziellen Quelle haben.
»Ich heiße Mia!«
»Nun mach schon. Wir haben nicht ewig Zeit.«
Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als den Laptop hochzufahren und ihnen die Aufnahmen zu zeigen.
»Okay«, sagt Morell, nachdem sie das Video gesehen haben, »wir nehmen den Rechner mit und kontrollieren, ob du Kopien davon gemacht hast. Kriegst du wieder, wenn wir alles gesäubert haben. Und jetzt such uns alle Teile der Drohne zusammen.«
Während Mia ihm die geforderten Geräte aushändigt, stellt Rottweiler sich zu Lennart.
»Du bist also Lennart Wiesner, der Junge mit dem Falken. Ich hab den Bericht im Wildlife-Magazin gelesen. Das hat Potenzial, wir werden dich und deinen Vogel im Auge behalten.« Er macht die passende Geste dazu, zeigt mit zwei Fingern erst auf seine eigenen Augen und dann auf Lennart.
»Was … was meinen Sie?«, stottert er.
»Schön weiter trainieren und gut auf den Vogel aufpassen. Keinen weiteren Unfug anstellen, verstanden? Wir melden uns, wenn wir den Falken brauchen.«
Ohne ein weiteres Wort packen sie die Sachen zusammen und gehen.
»Was war das denn?«, flüstert Mia, als sie außer Hörweite sind. »Bericht im Wildlife-Magazin?«
»Da stand mein Name gar nicht drin.« Lennart schüttelt den Kopf, als könne er überhaupt nicht glauben, dass sie ihn gemeint haben.
»Aber das sind Polizisten, die können leicht einen Namen herausbekommen.« Mia findet das nicht ungewöhnlich. »Die viel wichtigere Frage ist doch, was die von dir wollen. Oder von Cosmo. Ein bisschen spooky war das schon.« Sie ahmt die dunkle Stimme des Polizisten nach. »Wir melden uns, wenn wir den Falken brauchen.«