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Mia sitzt auf dem Boden auf einer dicken Lage von Teppichen und untersucht die Einzelteile des Flugobjektes, die Lennart ihr gebracht hat. Er hängt in ihrem Schreibtischstuhl wie ein nasser Sack. Um seine grün gesprenkelten Pupillen hat sich ein heller Kranz gebildet, im Gesicht ist er ganz bleich. Dabei ist das Ding kein Grund zum Aufregen. Ein ganz normaler Quadrocopter, die gehören mittlerweile zum Alltag, sind überall anzutreffen. Neulich stand sogar in der Zeitung, man würde damit in Zukunft selbstständig Pakete ausliefern lassen. Cooler Gedanke! Eine Drohne, die hier durch die Halle fliegt und ihre Päckchen mit einem Fallschirm zu Boden segeln lässt.

»Ich brauch noch einen Namen für den Raum hier«, sagt sie, während sie Teile der Drohne aneinanderhält, um sich eine Vorstellung von dem ursprünglichen Gerät zu machen. »Büro oder Zentrale ist mir viel zu langweilig. Irgendwas mit Center oder Office.«

»Nenn es doch einfach Nest.«

Dieser Lennart scheint nichts anderes als Vögel im Kopf zu haben.

Die Drohne ist schwer beschädigt, nirgendwo ist ein Schild angebracht, wem sie gehört. Ist das nicht mittlerweile Pflicht? Sie hat im Netz darüber gelesen, die Schilder müssen feuerfest sein.

»Hier muss es irgendein Speichermedium geben, eine SD-Karte. Außer vielleicht, die Daten wurden per Funk übertragen. Die Antenne war echt fett für das kleine Gerät.«

Lennart interessiert sich gar nicht für die Drohne, er sucht etwas in seinen Taschen und zieht eine Tablettenpackung heraus. »Hast du einen Schluck Wasser für mich?«

Nachdem er die Tablette genommen hat, geht es ihm anscheinend besser.

»Sollen wir nicht Harro rufen?«, fragt er.

»Harro wer?«

»Harro Smolek, der Hausmeister.«

»Lieber nicht.«

»Warum?«

Mia hat keine Lust, ihm diese Frage zu beantworten. Seit sie die Türschlossanlage einmal manipuliert hat, um dem alten Smolek zu beweisen, wie leicht hier Unbefugte eindringen können, ist er nicht gut auf sie zu sprechen. Und wenn der Hausmeister wüsste, dass sie neulich sein Handy bei den Müllcontainern gefunden hat, würde er ausrasten. Vor allem, wenn er rauskriegen würde, was sie damit angestellt hat. Aber das braucht Lennart alles nicht zu wissen.

»Hier ist eine Klappe, die hat sich verkantet. Hast du irgendwo die kleinen Schraubendreher gesehen?«

Wie automatisch zieht Lennart etwas aus der Hosentasche und reicht es ihr. Krass, ein Supertool, ein Allround-Taschenmesser mit Zange, Säge, Feile und Schraubendrehern. Überlebenswerkzeug für Survival-Fans, das Original.

Als sie die Klappe öffnet, steckt dahinter tatsächlich eine SD-Karte. Mia holt sie vorsichtig aus ihrer Halterung. »Lass uns sehen, was die aufgezeichnet hat.«

Der neue Rechner ist noch nicht fertig zusammengebaut, aber sie hat ihren alten Laptop dabei. Gespannt starren sie auf den Bildschirm, auf dem gerade der Videoplayer startet. Der Quadrocopter hat wirklich gefilmt, die Aufnahme beginnt, als er über das Außengelände auf die Volieren zufliegt.

»Das erklärt natürlich, warum Cosmo so unruhig war«, sagt Lennart. »Er hat die Drohne als Bedrohung angesehen.«

Wie zur Bestätigung dieser Theorie schlägt der Falke im Video aufgeregt mit den Flügeln, während die Drohne nah an das Gitter heranfährt und auf ihn zoomt. Dann zieht sich das Fluggerät schnell zurück, Lennart kommt ins Bild und öffnet die Volierentür.

»Da hat doch jemand gesehen, dass ich gekommen bin!« Entrüstet zeigt er auf den Bildschirm. »Warum hat er sich nicht gemeldet, als das Ding kaputt auf dem Boden lag?«

Gute Frage. Im Video geht Lennart mit dem Falken durchs Bild, spricht mit ihm, zieht ihm die Haube auf und wieder ab. Schließlich lässt er ihn fliegen und starrt in den Himmel. Die Drohne zoomt die ganze Zeit auf den Jungen. Er wirkt beunruhigt, pfeift und versucht den Vogel zu locken.

Plötzlich ein Ruck, wilde Schwenks, der Boden kommt näher, alles ist schwarz. Ende der Aufnahme.

Mia und Lennart sehen sich an. »Was war das denn?«, fragt sie.

»Der Crash«, sagt er nur.

»Noch mal in Slomo?« Sie lässt die Aufnahme in Zeitlupe laufen, man sieht kurz Krallen im Bild. Mia braucht einen Moment, bis sie begreift: Der Falke hat die Drohne angegriffen!

»Echt krass! Und da war wirklich niemand?«

»Nein, niemand.« Lennart starrt immer noch ungläubig auf den Bildschirm. »Ich hab gerufen und mich überall umgesehen.«

»Tatsache ist, dich hat jemand gezielt beobachtet. Dich und deinen Falken.«

Er schüttelt den Kopf. »Kann auch Zufall gewesen sein.«

»Zufall? So sah das aber nicht aus.«

»Vielleicht war das nur jemand, der seine Drohne testen wollte.«

»Und wenn nicht?«

Lennart zuckt die Schultern. »Wie soll ich das denn wissen? Keine Ahnung.«

»Aber warum? Warum beobachtet euch jemand?«

Wieder schüttelt Lennart den Kopf, diesmal heftiger. »Ist ja eigentlich nicht dein Problem.« Er hat wieder eine normale Gesichtsfarbe. »Im Grunde sind die Dinger heute zu billig.« Er steht auf und betätigt den Drücker, das Garagentor fährt hoch. »Dem Eigentümer ist doch völlig egal, was aus der Drohne geworden ist. Wir finden sowieso nicht raus, was dahintersteckt.«

»Und wenn jemand deinen Cosmo klauen will? Wenn sie dich ausspionieren, um dem Tier was anzutun?«

Sofort fährt er herum. »Wie kommst du darauf?«

»Die Welt ist schlecht. Und kein Ort ist sicher.«

»Du hast zu viele Agentenfilme gesehen.«

»Aber ganz geheuer ist dir die Sache doch auch nicht.«

»Was soll ich denn tun? Ich hab überhaupt keine Ahnung von Drohnen und Kameras. Okay, ich weiß jetzt, dass mich jemand beobachtet hat. Zufall oder nicht, ich kann nichts dagegen machen.«

»Wir könnten selbst eine Kamera installieren und schauen, ob noch mehr Drohnen übers Außengelände fliegen oder ob jemand deinen Vogel besucht.«

»Wir?«

Mia versucht ihr freundlichstes Lächeln aufzusetzen. »Ich habe da zufällig eine Überwachungskamera in dem Paket, das du hier neulich reingetragen hast. Hatte ich für meine Garage gedacht. Könnte man natürlich auch draußen anbringen und damit den Vogelkäfig überwachen.«

»Das ist eine Voliere.«

»Okay, dann ist es eben eine Voliere.«

Falcon

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