Читать книгу Operation Terra 2.0 - Andrea Ross - Страница 13

Оглавление

Terra, 31. Juli 2023 nach Christus, Montag

Mit rasenden Kopfschmerzen erwachte Thomas Maier aus einem kurzen, unruhigen Halbschlaf. Ungefähr zweieinhalb Stunden hatte es gedauert, bis Pierre LaSalle seine Ausrüstungsgegenstände wieder verstaut hatte, in den Rover gestiegen und gemeinsam mit seinem Missionskollegen Javier Molina Hernández zum Metallportal unterhalb des Olympus Mons gefahren war.

Die restlichen Astronauten hatten zuerst auslosen müssen, wer von ihnen LaSalle begleiten durfte; die damit für Leib und Leben verbundene Gefahr spielte bei zukunftsweisenden Einsätzen wie diesem natürlich kaum eine Rolle. Jeder wollte dabei sein, wenn Geschichte geschrieben wurde.

»Pierre, kannst du mich hören? Javier soll den Rover ungefähr zweihundert Meter entfernt parken und dort auf dich warten. Du forderst ihn bitte nur an, wenn du alleine nicht zurechtkommen solltest. Marscontrol Ende«, kommandierte Maier auf Englisch.

Der Astronaut signalisierte nach dem üblichen Zeitversatz, dass er verstanden habe und mühte sich ungelenk aus dem Marsrover. In einer Hand hielt er einen kleinen Werkzeugkoffer, in der anderen den mit Kevlar beschichteten Container mit der Fotoausrüstung. Die sieben Zeichenfolgen des mutmaßlichen Öffnungscodes hatte er in der Isozone sorgfältig von der Folie abgezeichnet, um das Original nicht zu beschädigen.

Es sieht gemeinhin ziemlich urig aus, wenn Astronauten trotz der schweren Raumanzüge und mitgeführter Lasten leichtfüßig über ferne Himmelskörper zu hopsen scheinen, obwohl sie sich um einen normalen Gang bemühen. In diesem Fall aber lagen die Dinge anders.

Die Schwerkraft auf dem Mars glich mittlerweile schon fast derjenigen der Erde. Etwa im Jahr 2018 hatte ein unerklärliches Phänomen seinen Anfang genommen. Der Eisenkern des Planeten rotierte offenbar, Konvektionsströmungen schienen wieder in Bewegung geraten zu sein. Ein respektables, schützendes Magnetfeld war so entstanden, was das Risiko einer Verstrahlung für die Crew der Aurora minimierte.

Sogar die Achse des Roten Planeten verhielt sich stabil, weil anstelle der plötzlich verschwundenen Gesteinsbrocken Phobos und Deimos quasi über Nacht ein kleiner Planet in Marsnähe aufgetaucht war, der seitdem als neuer Mond fungierte.

Zum weltweiten Erstaunen handelte es sich hierbei um den Zwergplaneten Ceres. Nur, wie war dieser Himmelskörper, der zuvor im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter seine Bahnen gezogen hatte, dorthin gelangt? Und auf welche Weise konnte sich überhaupt das Magnetfeld eines Gesteinsplaneten von selbst wieder aufbauen? Zudem verdichtete sich die Atmosphäre zusehends, der Sauerstoffanteil stieg stetig an. In einigen Jahrzehnten würde man sich auf dem Mars vielleicht sogar ohne Raumanzug ganz normal bewegen können.

Die Wissenschaftler der Erde standen vor mehreren Rätseln. Fast schien es, als würde jemand Marsforming betreiben.

Pierre LaSalle bekam die Auswirkungen dieser faszinierenden Veränderungen unmittelbar vor Ort zu spüren. Er schleppte schwer an seiner sperrigen Ausrüstung, umging keuchend ein paar dunkle Felsbrocken, die wahrscheinlich beim letzten Vulkanausbruch als glühende Lavabomben niedergegangen waren, und kam schließlich erschöpft an seinem Ziel an.

Thomas Maier bemerkte, wie sich sein Tinnitus verstärkte, der ihn seit einiger Zeit fast um den Verstand brachte. Während sein Kollege auf dem Mars jenen Alkoven näher untersuchte, in welchem er vor einigen Tagen die Zeitkapsel gefunden hatte, rieb er sich die pochenden Schläfen und bat Sheila, ihm eine starke Kopfschmerztablette zu besorgen. Dazu orderte einen großen Pott Kaffee zum Hinunterspülen.

Nirgends existierte ein Eingabefeld, auf dem man die kleinen Rechtecke in der aufgezeichneten Anordnung hätte antippen können … aber wer wusste schon, wie so ein Öffnungsmechanismus bei Aliens funktioniert haben mochte? Vielleicht musste man nach etwas vollkommen anderem suchen. Mehrmals zuckte LaSalle zum Entsetzen seiner irdischen Beobachter ratlos mit den Schultern.

»Marscontrol, das könnte jetzt ein Weilchen dauern. Ich taste jeden Zentimeter des Portals und seiner Umgebung noch einmal ab, falls irgendwo druckempfindliche Sensoren eingebaut sein sollten. Die unbekannten Erbauer sind sicher davon ausgegangen, dass intelligente, fortschrittliche Wesen die Hinterlassenschaften ihrer Kultur dereinst entdecken werden … womöglich sind wir technisch einfach noch nicht in der Lage, da hineinzugelangen. Oder der Mechanismus ist wegen der veränderten Umwelteinflüsse kaputt gegangen. Schließlich hat es gerade in dieser Region jetzt schon mehrfach Regen gegeben, was in Millionen von Jahren vorher nie der Fall gewesen sein dürfte. LaSalle Ende.« Er klang ein wenig enttäuscht.

Zum dritten Mal öffnete der französische Raumfahrer nun bereits das kleine Türchen, hinter dem die Metallkapsel sämtliche Zeitalter überdauert hatte. Sein Instinkt behauptete nämlich hartnäckig, dass der wie auch immer geartete Schlüssel zu den Mysterien dieses fremden Volkes intelligenter Wesen genau dort verborgen liege.

Allen Überlegungen zum Trotz fühlte sich die mutmaßliche Metalllegierung des Alkovens glatt an, Tasten oder ein Touchscreen-Display gab es hier definitiv nicht. Nur die Reste einer bernsteinähnlichen Masse, die das Türchen vor der ersten Öffnung versiegelt hatte, krümelten glitzernd von den Rändern. Wahrscheinlich handelte es sich um dasselbe Material, das bis dato auch die Kapsel hermetisch verschlossen gehalten und deren Inhalt perfekt konserviert hatte.

Da! Just in jenem Moment, da er seine behandschuhten Finger von der matt glänzenden Beschichtung des Alkovens genommen hatte, war etwa für eine Sekunde ein fahles, bläuliches Leuchten wahrnehmbar gewesen. LaSalle wiederholte die Bewegung, sah dieses Mal genauer hin.

Tatsächlich! Auch wenn er das mysteriöse Phänomen vorläufig nicht einzuordnen wusste – es war zumindest irgendeine Form von Reaktion auf seine Bemühungen erfolgt! Er wiederholte denselben Bewegungsablauf sicherheitshalber noch weitere fünf Mal, um das Gesehene zu verifizieren, dann informierte er das Kontrollzentrum.

Thomas Maier fühlte sich von frischer Energie durchströmt, als säße er auf einem elektrischen Stuhl.

»Hier Marscontrol. Pierre, versuch‘ doch bitte als nächstes, ein bisschen mit dem Leuchten zu spielen, beobachte dabei genauestens das Portal. Tippe die Fläche mal mit einem Finger an, dann mit zwei … du könntest es mit Wischen oder mit stärkerem Druck versuchen … ich bin überzeugt, dass wir die AlienTechnologie knacken werden, so wahr ich mir hier den Hintern platt sitze! Marscontrol Ende

Sheila war mulmig zumute. »Was ist, wenn es sich bei der Ursache für das Leuchten um eine Art Stromfluss handelt und Pierre durch seine Manipulationen versehentlich die Spannung erhöht? Er könnte sterben!«

»Ich weiß … aber die Öffentlichkeit würde uns hinterher nie verzeihen können, wenn wir keinen Versuch unternommen hätten, das Portal zu öffnen. Du glaubst doch selbst nicht, dass ich unseren ehrgeizigen Raumfahrer davon abhalten könnte, da ein weiteres Mal hinzulangen, oder? Wir teilen uns die Verantwortung für diese Entscheidung als Team, Pierre und wir – und danach hoffentlich ebenso den Erfolg. Er ist sich vollumfänglich bewusst, worauf er sich da eingelassen hat.«

Vierzehn endlose Minuten später meldete sich LaSalle erneut. Seine Stimme klang erregt, er atmete schwer.

»Marscontrol, ich kann jetzt mit Gewissheit sagen, dass das diffuse Leuchten nur erscheint, wenn ich die gesamte Hand mit allen fünf Fingern auflege. Auf Druck reagiert die Fläche überhaupt nicht. Im Gegenteil – je sachter ich dorthin fasse, desto greller wird dieses Leuchten. Und jetzt kommt’s … die Oberfläche scheint in unsichtbare Sektoren aufgeteilt zu sein. Wenn ich beispielsweise vorsichtig in die rechte obere Ecke taste, leuchten feine Ritzen am Portal leicht bläulich auf, die derselben Region entsprechen.

Wahrscheinlich könnt ihr das wegen der mangelhaften Bildqualität der Übertragung von der Erde aus nicht genau erkennen, aber es handelt sich offenbar um kein massives Material aus einem Guss, sondern um einzelne, dicht zusammengefügte Türsegmente! Sie sind allesamt rechteckig, in komplizierten Mustern angeordnet. Ich führe die Tests auf Grundlage meiner Erkenntnisse nun fort und halte bis auf weiteres Funkstille, um nicht ständig unterbrechen zu müssen. LaSalle Ende

Nach ungefähr einer Stunde forderte Pierre LaSalle Verstärkung an, Maier stimmte zu. So machte sich sein Missionskollege Javier Molina augenblicklich auf den Weg zum Portal, ließ den Rover am bisherigen Standplatz zurück.

»Wenn das tatsächlich einzelne, rechteckig angeordnete Elemente sind, woran erinnert euch der Anblick dann?«, sinnierte Maier mit leicht zusammengekniffenen Augen. Er starrte angestrengt auf den riesigen Bildschirm vor seiner Nase, konnte jedoch beim besten Willen keine Linien in dem grobkörnigen Bildmaterial erkennen. Für ihn sah das Portal wie eine graue, uniforme Masse aus.

»Tetris?«, sprudelte es spontan aus Sheila heraus.

»Genau! Das habe ich damals als Kind bis zum Gehtnichtmehr gezockt, meine Mutter ist vor lauter Ärger über die Zeitverschwendung fast durchgedreht. Aber … wenn das eine Art außerirdisches MegaTetris sein sollte, dann müssten sich die einzelnen Elemente doch gegeneinander verschieben lassen?«, fragte der gebürtige Schotte Mike McGregor, der im Kollegenkreis zu seinem Ärger scherzhaft als der Schönling bezeichnet wurde.

Diese zutreffende Bezeichnung war seinem athletischen Körperbau, dem wallenden, dichten Blondhaar und seinen leuchtend blauen Augen geschuldet, die jede Frau ganz von selbst in ihren Bann zogen. Mike selbst war dieser Effekt indes oft unangenehm, denn mit blendend aussehenden Männern verband die Allgemeinheit nur selten ein funktionierendes Hirn – und er war nun mal ein hochintelligenter Wissenschaftler, wollte nicht als tumbes männliches Model abgestempelt, auf seinen attraktiven Körper reduziert werden. Außerdem gingen ihm die ständigen Avancen diverser Kolleginnen – und sogar eines schwulen männlichen Kollegen – mächtig auf den Geist. Er war seit drei Jahren glücklich verheiratet, verdammt noch mal!

Dr. HendrikJan Wendler, der zu seiner Linken stand, äußerte gar nichts; er war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Der hagere Glatzkopf zuckte nur mechanisch mit den Schultern, stierte abwechselnd auf den Bildschirm und suchte in Thomas Maiers Gesicht nach Antworten. Die Option, ein von Außerirdischen hergestelltes Tor ohne rohe Gewaltanwendung öffnen zu können, überstieg wohl sein Vorstellungsvermögen. Er galt in der ESA als Mann der grauen Theorie, konnte mit gelebter Praxis wenig anfangen.

Ganz anders Thomas Maier. Nach kurzem Grübeln meinte er: »Korrekt! Seht her, ich glaube, Pierre ist ebenfalls bereits auf diesen Einfall gekommen. Er braucht Molina wahrscheinlich, um die Segmente zu verschieben, weil das nur zu zweit funktioniert. Einer bedient die Fläche und entriegelt die jeweiligen Teile, der andere schiebt sie in Position. Und wenn mich nicht alles täuscht, kennen wir sogar die richtige Anordnung …!«

Thomas Maier rollte mit dem Drehstuhl einen Meter zur Seite, wäre dabei fast über Mikes Füße gefahren. Er öffnete auf einem anderen Bildschirm jene Aufzeichnung, in welcher LaSalle beim Verlesen der KunststoffSchriftrolle zu sehen war. Zum Schluss hatte dieser das Dokument dicht vor die Kamera gehalten, so dass man die siebenfache Zeichenfolge am Ende des lateinischen Textes halbwegs erkennen konnte.

»Da brat mir doch einer ‘nen Storch!«, japste Sheila. »Du hast

Recht! Das sieht haargenau wie eine Gebrauchsanleitung aus!«

Auf dem Mars waren Molina und LaSalle offenkundig zum selben Ergebnis gekommen, denn Letzterer packte die Kamera aus, studierte etwas auf deren Display. Dann stellte sich Molina vor dem Portal in Position, während LaSalle seine Hand in den Alkoven legte und seinem Kollegen aufmunternd zunickte. Hypernervös beobachtete das Bodenpersonal im Kontrollzentrum, wie das Team nach einigen Fehlversuchen die erste Metallplatte verschob, und zwar auf eine glatte Fläche neben der Türanlage. Das irisierende Leuchten war nun auch von der Erde aus klar und deutlich sichtbar.

»Klar – ein Segment muss zunächst aus dem Arrangement genommen werden, sonst lassen sich ja die restlichen gar nicht verschieben«, hauchte Sheila Taylor und krallte vor Aufregung ihre Fingernägel in die rechte Schulter ihres Lebensgefährten.

»Habt ihr gesehen, wie leichtgängig die Platte weggerutscht ist? Nach all der Zeit, die vergangen sein muss, seit … «

»Ja, und genau dieses seit werden wir jetzt bald in Augenschein nehmen können. Die Erbauer dieser Toranlage haben wahrscheinlich sichergehen wollen, dass ausschließlich intelligente Wesen mit fünf Fingern an jeder Hand hineingelangen können – was den logischen Schluss nahelegt, dass sie uns sehr ähnlich gewesen sein müssen, woher sie auch stammten. Sie waren zu technologischen Meisterleistungen fähig, soviel steht für mich jetzt schon fest! Dabei haben unsere Kollegen die Anlage bislang noch nicht einmal betreten.

Leute, das ist der blanke Wahnsinn … ist euch überhaupt bewusst, was vor unseren Augen und Ohren gerade geschieht? Ich beneide mich quasi selbst darum, hier und heute anwesend sein zu dürfen«, deklamierte Maier in feierlichem Tonfall. Er verdrückte ein paar Tränen der Rührung in den Augenwinkeln, während Pierre LaSalle und Javier Molina soeben das dritte Segment in seine neue Position bewegten. Immer routinierter wirkten die Bewegungen der beiden Astronauten; der antike Mechanismus schien einwandfrei zu funktionieren.

Als das letzte Puzzleteil an Ort und Stelle gerückt war, leuchtete die gesamte Tür kurz auf – und schwebte wie durch Geisterhand zur Seite. Dahinter schien eine Art weiß verschalter Durchgang zu liegen, doch man konnte diesen kaum mehr als zwei Meter weit einsehen.

»Marscontrol, könnt ihr auf euren Bildschirmen etwas erkennen? Wir werden den geöffneten Raum jetzt vorsichtig betreten, doch etwas scheint ihn zu blockieren. Ich kann eine dunkle Masse im Inneren ausmachen. Ich melde mich wieder, sobald ich dort angekommen bin. Javier zieht es vor, draußen zu warten. Das ist auch besser so, denn das Tor könnte sich theoretisch von selbst wieder schließen. Jemand müsste mich in diesem Fall ja herauslassen. LaSalle Ende

Ein enttäuschtes Stöhnen hallte durchs irdische Kontrollzentrum, als Pierre kurz darauf vermeldete, dass es in diesem Gang kein Durchkommen gebe. Die vagen Vermutungen der Geologen, dass es sich hier einst um eine begehbare Lavaröhre gehandelt haben müsste, hatten sich bestätigt. Leider war sie nun fast vollständig mit erkalteter Lava verstopft, nur ein kleiner Abschnitt von zirka drei Metern Länge und vier Metern Breite war noch einigermaßen intakt geblieben.

Trotzdem, selbst dieses relativ kleine Refugium der unbekannten Aliens bot ein Füllhorn an Spuren und fremdartigen Werkstoffen, die man zur Erde mitnehmen und dort akribisch auf ihre spezifischen Eigenschaften untersuchen konnte. Das bedeutete Arbeit für viele Monate, wenn nicht sogar Jahre!

Es bestand für irdische Wissenschaftler beispielsweise die Aussicht, ein fremdartiges, hitzeresistentes Material analysieren zu können. Hätte es sich bei der hellen Wandverkleidung um handelsüblichen Kunststoff gehandelt, wie man ihn auf der Erde herstellte, so wäre er wegen der Hitzeentwicklung der herannahenden Lava unweigerlich geschmolzen. Und dann war da noch jener geheimnisvolle Sirup, welcher konservierend wirkte und, ausgehärtet, Ritzen über lange Zeit hinweg versiegeln konnte. Für diesen würden sich auf der Erde mit Sicherheit jede Menge Einsatzbereiche finden lassen.

LaSalle und Molina zückten sterile Plastikbehälter. Die beiden schickten sich mit schwerfälligen Bewegungen an, Proben zu nehmen. Vom dunkelgrau schimmernden Fußboden, der erkalteten Lava, der Wandverkleidung sowie einer unförmig mit der Wand verbackenen Masse, die vor dem mutmaßlichen Vulkanausbruch wahrscheinlich als Beleuchtungskörper erkennbar gewesen war.

Plötzlich stutzte LaSalle, hielt abrupt in seiner Bewegung inne. »Ich … ich bin nicht ganz sicher … aber ich glaube fast, ich bin gerade auf die Überreste eines Skeletts getreten!«

*

In jener Nacht schlief Thomas Maier tief und fest. Vor dem Einschlummern war ihm nämlich ein tröstlicher Gedanke gekommen:

Wenn die für irgendeine Art der Nutzung ausgebauten Lavaröhren von intelligenten Wesen stammten – was zweifellos der Fall war – dann mussten deren Ingenieure bei der Konstruktion zwangsläufig auch an Fluchttunnel mit alternativen Ausgängen gedacht haben. Sie hatten schließlich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Gefahr von möglichen Vulkanausbrüchen gewusst.

Es war somit nur eine Frage der Zeit, wann man auf das nächste Portal stoßen würde, musste einfach das Areal rund um Olympus Mons konsequent absuchen … wobei es sich da allerdings um etliche Quadratkilometer handelte, denn der mächtige Marsvulkan wies nicht nur die stattliche Höhe von rund zweiundzwanzig Kilometern auf, sondern auch einen Durchmesser von sechshundert Kilometern. Gemessen daran wirkten die irdischen Schildvulkane – etwa diejenigen auf Hawaii – wie lächerlich kleine Ameisenhügel.

Maiers letzte Gedanken vor dem endgültigen Wegdämmern ins Traumland galten der Frage, was sich angesichts der gewaltigen Abmessungen wohl in den Lavaröhren verbergen mochte. Man hätte dort locker eine Großstadt mit Hunderttausenden von Bewohnern unterbringen können! Hoffentlich waren nicht alle Gänge verschüttet …

Farbenfrohe Bilder von futuristischen, unterirdischen Stadtarealen geleiteten den euphorischen Astrophysiker behutsam in die unkontrollierbaren Tiefen seines Unterbewusstseins, wo er endlich die nötige Erholung fand.

Operation Terra 2.0

Подняться наверх