Читать книгу Operation Terra 2.0 - Andrea Ross - Страница 19
ОглавлениеMars, 02. September 2023 nach Christus, Samstag
Das MarsformingProjekt der tiberianischen Siedler ging nun schon ins achte Jahr. Die bestens getarnten, pyramidenförmigen und komplett mit rötlichen PlantolaanElementen verkleideten AtmosphärenKraftwerke funktionierten einwandfrei. Ein paar TUN beziehungsweise Jahre noch, dann würde man auf dem Mars wieder ohne Hilfsmittel atmen können.
In der Gegend rund um die Kraftwerksanlage bildeten sich sogar bereits Wolken am rötlichen Himmel, die für erste Regenfälle sorgten. Erst in der vergangenen Woche waren dort Samen diverser Nutzpflanzenarten in den staubigen Boden gesetzt worden. Man hatte das Saatgut im Vorfeld auf Tiberia extra widerstandsfähig gezüchtet. Vielleicht gelänge es ja in Kürze, Nahrung anzubauen. Dies wäre zweifellos ein riesengroßer Schritt in Richtung Reaktivierung, der es ermöglichen würde, noch mehr Menschen und Material auf den Mars zu transferieren.
Inzwischen war im ChryseBecken eine richtige kleine Stadt aus ultraleichten, miteinander verbundenen und fest im Boden verankerten Habitatmodulen entstanden. Sie boten jedem der einhundertachtunddreißig Missionsteilnehmer ein komfortables, wenn auch sehr beengtes Heim auf Zeit.
Der monströse Raumfrachter Deep Red Planet schaffte, auf Regentin und Missionsleiterin Alannas Geheiß, unermüdlich neues Baumaterial heran. Die handverlesenen Arbeiter der MarsformingMission wurden jeweils nach sechs UINAL harten Dienstes ausgetauscht, damit sie in der rauen, unwirtlichen Umgebung nicht erkrankten.
Und jetzt bekamen sie zum ersten Mal ungebetenen Besuch. Die tiberianischen Wissenschaftler empfanden es als ärgerlich, dass die neugierigen Eindringlinge von Terra ausgerechnet in der CydoniaRegion herumschnüffelten. Wäre das nicht der Fall gewesen, so hätten sie das kleine Strahlungsleck im Reaktor beheben und ihre wabenförmig aufgebaute Siedlung rund um die alte Halle der Regenten aufschlagen können. Es galt als ziemlich sicher, dass sämtliche Installationen nach all der Zeit noch intakt sein müssten. Die meterdicken Felswände schirmten das innen liegende Bauwerk zuverlässig gegen klimatische Einflüsse ab.
Mit Argusaugen wurde jeder Schritt der Terraner beobachtet. Keinesfalls durften sie bemerken, dass der Rote Planet im Begriff stand, wieder von Menschen besiedelt zu werden. Sie hätten sonst unter Garantie eigene Besitzansprüche angemeldet, und wenn es nur zum Abbau von Bodenschätzen gewesen wäre.
Es reichte Regentengattin Alanna vollauf, dass die mutmaßlich sechsköpfige Missionscrew von Terra nach dem Verlassen der Landekapsel unverzüglich eine leuchtend blaue Fahne mit im Kreis angeordneten Sternen in den Boden gerammt hatte, so als könne man wegen dieser lächerlichen Geste den gesamten Planeten für sich beanspruchen. Die Ablösung hatte die Aufzeichnung mit der Deep Red Planet durch den Zeittunnel zu ihr ins Tiberia des 22. Jahrhunderts transportiert.
›Typisch! Genau wie auf Terra … wo immer diese raffgierigen Heuschrecken auftauchen, reißen sie sich alles unter den Nagel‹, dachte sie wütend.
Der Mars war ihre Stammheimat, verdammt noch mal, nicht diejenige dieser degenerierten, kriegerischen Affen. Am liebsten hätte sie die AuroraMissionsteilnehmer töten lassen und damit die Rückkehr der Raumkapsel nach Terra verhindert. Doch was wäre die Folge davon gewesen? Eine weitere Mission, noch mehr wissbegierige Terraner … so wartete sie zähneknirschend ab und schmiedete finstere Pläne.