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Ein altes Molybdänbergwerk im Hochgebirge

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Am Morgen gehen wir zeitig los – und stolpern fast über Schneehühner. In ihrem Sommerkleid sind sie ihrer Umgebung so angepasst, dass wir sie erst wahrnehmen, als sie unmittelbar vor uns aufflattern. Auf dem Weg zur Alpeiner Scharte sind Ruinen des alten Molybdänbergwerks sichtbar. Schließlich stehen wir vor dem Stollen-Mundloch und packen unsere Stirnlampen aus. Der Besuch des Stollens ist nicht ohne Risiko, Eisböden könnten einbrechen, Eisschollen von der Decke brechen. Doch dafür funkelt uns im Schein der Lampen ein »Kristallpalast« aus handtellergroßen Eiskristallen entgegen. An allen Türangeln, Kabelresten, Metallstäben wachsen Blumen, Rosetten, Wälder aus Eis. Wir können uns kaum sattsehen. Irgendwann kriecht die Kälte durch unsere Kleidung. Mit der Kälte machen sich Gedanken an die schreckliche Vergangenheit dieses Ortes breit. Wie viel Leid den Menschen in diesem Bergwerk widerfahren ist …

Wir kehren ans Tageslicht zurück. Schon nach einem kurzen, steilen Weg stehen wir in der Alpeiner Scharte auf 2959 Metern und genießen die wärmende Sonne. Wir haben unseren höchsten Punkt erreicht. Direkt vor uns bauen sich die Eiskaskaden des Hochferners auf. Ein steiler Schutthang führt uns in die Tiefe. Die auf den ersten Blick trostlose Halde entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Paradies der Farben. Unvermutet leuchtet ein Alpen-Mannsschild purpurrot zwischen zwei Blöcken. Gletscherhahnenfuß steht weiß und zart im Geröll. Weiter südlich, am Pfitscherjochhaus, »tanzt der Bär«. Eine Straße führt von Südtirol direkt bis zum Haus herauf, Ausflügler picknicken in den Wiesen, Transalp-Routen für Radfahrer queren das Gelände. Auch wir überschreiten hier den Alpenhauptkamm. Unser Weiterweg führt uns Richtung Landshuter-Europa-Hütte. In der Hitze dieses Sommernachmittags strengt uns das Gehen selbst auf diesem gut ausgebauten Weg an. Unsere Wasservorräte gehen zur Neige, die meisten Bäche entspringen deutlich unterhalb des Weges. Schließlich finden wir im Kar des Aigerbaches etwas oberhalb des Weges ein schönes und einsames Wiesenfleckchen, an dem wir unser Nachtlager aufschlagen. Aus einem Schneefeld sprudelt Wasser. Die Soldanellen stehen in voller Blüte: Ein Flecken Frühling mitten in der Hitze des Hochsommers.


Am Gospeneider Joch unter dem Zinseler, Sarntaler Alpen

Am nächsten Morgen sind wir rasch am Kamm. Hier schlagen wir den »Landshuter Höhenweg«, eine aussichtsreiche Promenade, ein. Mal führt der Pfad schmal und eng durch die Blöcke, oft ist er aber so breit, dass wir nicht gleichzeitig auf beiden Seiten ins Tal blicken können. Der Gipfel des Wolfendorns lädt uns auf einen Abstecher ein und wir genießen die Fernsicht – und den Blick auf einen Teil unseres zurückgelegten Weges. Nach unseren Karten sollten wir am Schlüsseljoch Quellen finden. Aber diese tröpfeln müde vor sich hin. Das bisschen Feuchtigkeit im Moos können wir nicht sammeln. So müssen wir zur Zirog-Alm absteigen, einige hundert Höhenmeter tiefer. Die Besucher sehen irritiert auf unsere großen Rucksäcke, da man doch mit dem Auto bis hinauf fahren kann. Das Wasser strömt in dickem Strahl aus dem Brunnen. Wir können unseren Durst stillen und ziehen mit gefüllten Wasservorräten weiter. Der Weg führt durch einen lichten Lärchenwald. An einer kleinen Lichtung ist Platz für unser Zelt. Nachts schrecken wir hoch – ein heiseres Bellen ist in unmittelbarer Nähe zu hören. Welches Tier mag hier sein (Un-)Wesen treiben? Später erfahren wir von einem Jäger, dass es der Ruf eines Rehs war, beunruhigt durch diesen nach Mensch riechenden, komischen Gegenstand auf der Lichtung.

Am nächsten Morgen wandern wir weiter durch den Märchenwald mit seinen großen, alten Bäumen. Die Lärchen werden weniger, Laubbäume kommen hinzu. Die Vegetation verändert sich mit jedem Meter Richtung Tal. Der kühle Wald wird lichter. Über einen kleinen, sonnigen Weg erreichen wir in der Mittagshitze Sterzing. Endlich mal wieder duschen, wieder »porentief« rein sein! Abends, mit der Dämmerung, zieht erneut ein Gewitter auf. Wir betrachten die dunklen Wolken, schauen aus unserem sicheren Zimmer den grellen Blitzen zu. Das Gewitter tobt die ganze Nacht. Ob ein Ruhetag gut täte? Sterzing hat so manches zu bieten.

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