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Über die Moränenhügel des Bardolino

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Auf einem schönen Feldweg spazieren wir zwischen abgeernteten Rebstöcken hindurch. Ab und zu hängen noch vergessene Trauben an den Zweigen. Sie schmecken süß und würzig. Wir überlegen, ob wir in Affi ein Hotelzimmer nehmen sollen. Aber Affi ist geschlossen. Alles ist geschlossen, die Altstadt, der Stadtkern, an einer Bar hängt zwar ein Schild »Aperto« – es sieht aus, als hinge es seit Jahren dort. Nur am Zigarettenautomat herrscht reges Treiben. Nicht einmal der obligatorische Trinkwasserbrunnen funktioniert. Also ziehen wir auf den Monte Moscal hinauf. Oben in Castello werden wir doch wohl einen Wasserhahn finden! Der alte Weg ist wunderschön, doch in Castello gibt es nicht einmal mehr einen Zigarettenautomaten. In der Nähe hören wir Hämmern. Wo jemand arbeitet, müsste es auch Wasser geben. Damit können wir uns an den ruhigeren Ortsrand zurückziehen und unser Zelt am Waldrand aufbauen.

Morgens tropft Regen auf das Zelt. Beim Frühstück nimmt das Prasseln zu. Wir stapfen in dichtem Landregen los und steuern Calamasino an. Mit unserer Karte sind wir völlig verloren. Immer wieder kommen wir zu Wegkreuzungen, die in ihr nicht eingezeichnet sind. Nach einigem Nachfragen und einer »Ehrenrunde« gelangen wir schließlich doch in den gesuchten Ort. Die Einheimischen sind durch uns irritiert. Wandern ist in den flacheren Hügeln nicht üblich und wir werden erst einmal als Landstreicher angesehen. Doch nach einem Wortwechsel zeigen sie uns freundlich den Weg. Schneller als gedacht stehen wir vor dem Freizeitpark Gardaland. Die Achterbahnen ragen weit in den Himmel. Unser Ziel ist nah. Aber da spielt uns die Karte wieder einen Streich: Auch Gardaland ist falsch eingetragen! Deshalb wählen wir den falschen Weg und kommen weit nach Norden ab. Die einzige Möglichkeit, von hier nach Peschiera zu gelangen, ist, auf der Staatsstraße zu gehen. Weder unsere Karte noch die Anwohner wissen eine Alternative. Es dauert nur eine halbe Stunde, aber ist sicher der gefährlichste Abschnitt unserer Reise. Ohne Standstreifen bei immer wieder sehr eng stehenden Leitplanken. Die Busfahrer zeigen mit international verständlichen Handzeichen, dass sie uns für verrückt halten. Wie recht sie haben! Wieder bei Gardaland entdecken wir einen Feldweg und kommen an einer alten Rüstungsfirma und geschlossenen Campingplätzen vorbei ins Industriegebiet von Peschiera del Garda. Es gibt sogar ein Ortsschild. Wir sind am Ziel, nass, frierend, müde. Nichts deutet hin auf das Land, in dem die Zitronen blühen. Ausgeschlafen, geduscht und in frisch gewaschenen Kleidern haben wir am nächsten Tag Muße und Lust, die Schönheiten Peschieras anzusehen.


In der Altstadt von Peschiera del Garda


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