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Die Eingangstür des Altersheims öffnete sich langsam. Hans Bolliger kam nicht zum ersten Mal zu spät ins Altersheim zurück. Er wusste genau, dass er die Tür ganz vorsichtig öffnen musste, wollte er das verräterische Knarren vermeiden. Trotz seiner vollen Konzentration konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Genau so mussten sich damals seine Schüler gefühlt haben, wenn sie sich verspätet hatten und versuchten, unbemerkt ins Klassenzimmer zu schleichen. Nur war auch er längst kein Schüler mehr, sondern ein achtzigjähriger Mann. Sich wie ein Schuljunge mit schlechtem Gewissen zu fühlen, belustigte Hans zwar, doch ganz tief in ihm machte es ihn auch wütend und traurig. Wie konnte er sich wegen einer Hausordnung und eines Hausdrachens wie der Kunz so kleinmachen? Das konnte doch nicht wahr sein. Erniedrigend. Er, Hans Bolliger, der …

»Es ist Viertel nach vier, und wann sollten wir zurück sein? Herr Bolliger, Sie wissen, dass das Konsequenzen hat!«

Daniela Kunz stand vor Hans wie ein Offizier. Sie überragte den nicht sehr grossen Mann um fast einen Kopf und schien das zu geniessen.

Hans suchte verzweifelt nach einem Ausweg, und dann fiel sein Blick auf die Tür zur Gästetoilette, die direkt neben dem Eingang lag. Ohne ein Wort zu sagen, schob er die Kunz zur Seite, rannte zur Toilette und verschwand in dem kleinen Raum, der eigentlich für Gäste reserviert war.

»Um vier … aber ich musste unterwegs dreimal einen Toilettenhalt einschieben – die verdammte Prostata, Sie wissen ja«, rief er durch die geschlossene Tür.

Kunz machte sich eine Notiz auf ihrem Klemmbrett und ging in ihr Büro zurück. Nach einer Weile öffnete Hans die Toilettentür einen Spaltbreit und spähte hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein war. Daniela Kunz war verschwunden. Schnellen Schrittes ging er durch die Eingangshalle und die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Auf dem Flur kam ihm Doktor Steiner entgegen. Steiner nickte Hans zu und fragte ihn, wie es ihm gehe.

Hans zog die Schultern hoch.

»Einigermassen«, antwortete er, »aber ich kenne mittlerweile jede Toilette im Umkreis von zehn Kilometern.«

»Das Bier nicht zu kalt trinken«, schlug der Arzt lächelnd vor.

Hans tippte sich bedankend an die Stirn und ging weiter.

Doktor Steiner ging zum Ausgang, wo er von Daniela Kunz abgefangen wurde.

»Wie geht es Maria Gerber?«, fragte sie.

Der Arzt schüttelte nur leicht den Kopf und ging an ihr vorbei zur Tür hinaus und zum Parkplatz.

Kunz drehte sich zu ihrer Assistentin um, die ihr gefolgt war, und sagte: »Claudia, ruf bei der Gemeinde an, hier wird bald ein Zimmer frei.«

Mission: Weisse Weihnachten

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