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Das ehemalige Waschhaus stand ein paar Meter hinter dem alten Herrenhaus und war noch verlotterter als das Altersheim. Früher, zu den guten, alten Zeiten, besorgten hier die Hausangestellten die Wäsche für die Herrschaften, doch seit Jahren diente das Häuschen nur noch als Rumpelkammer. Für die kleine Gruppe von Tisch elf war es jedoch der perfekte Zufluchtsort. Hier konnten sie sich absolut ungestört treffen, was sie auch mindestens einmal pro Woche taten.

Kurz vor zehn schlichen in kurzen Abständen vier Gestalten hinters Altersheim und verschwanden im Waschhäuschen. Hans, Luky, Frida und Inge setzten sich um den alten Waschtrog, auf den sie ein grosses Brett als Tischplatte gelegt hatten. Inge und Luky hoben es an, Hans griff in den Zuber und zog eine Flasche billigen Rotwein und ineinandergestapelte Plastikbecher aus dem Versteck hervor.

»Wir haben nur noch zwei Flaschen. Wenn im Dorfladen mal wieder Aktion ist, müssen wir das Lager füllen«, meinte Hans, während er den Drehverschluss öffnete und die Becher füllte. Den ersten stellte er vor Frida hin und fragte: »Und, wie geht es Maria?«

»Wie solls ihr gehen …? Sie hat wenigstens meistens keine Schmerzen – aber das Sterben wird im Alter nicht einfacher, nur wahrscheinlicher.«

Nickend hoben die vier Alten ihre Becher und tranken einen grossen Schluck auf Maria. Das erbärmliche Ausbleiben eines Geräuschs beim Anstossen mit Plastikbechern störte sie längst nicht mehr.

»Aber …«, fuhr Frida fort, zog den Sauerstoffschlauch aus ihrer Nase und nahm sich, ohne zu fragen, eine Zigarette aus Lukys Schachtel, zündete sie an, zog den Rauch tief in ihre angeschlagenen Lungen, blies den Rauch trotz einem Hustenanfall genüsslich zu den alten Wäscheleinen hoch und begann von neuem: »Aber … wir können es Maria wenigstens etwas einfacher machen und mindestens versuchen, ihr den letzten Wunsch zu erfüllen.« Auffordernd schaute sie in die Runde. »Und wo stehen wir?«

Niemand sagte etwas. Jeder nahm verlegen einen weiteren Schluck aus seinem Becher und schaute auf die improvisierte Tischplatte hinunter.

Als Erste fand Inge den Mut zum Reden: »In aller Freundschaft, aber …«

Doch Frida fiel ihr ins Wort: »Hast nicht du gesagt, dass letzte Wünsche heilig seien?« Dann schaute sie zu Luky, der einen imaginären Fleck auf seiner Jacke wegzuwischen versuchte. »Und du, Luky«, redete sich Frida in Rage, »du jammerst doch, dass deine Narkolepsie immer schlimmer werde, weil es sich hier anfühle, wie lebendig begraben zu sein.« Fridas Blick erreichte Hans.

Doch bevor sie über ihn herziehen konnte, schaute Hans sie wütend an und rief: »Frida, hör auf! Das Ganze ist doch definitiv eine Nummer zu gross für uns. Wir können nicht einfach …«

»… und warum nicht?«, wollte Frida wissen, stand wütend auf, leerte ihren Becher in einem Zug, zerdrückte ihn und warf ihn in eine staubige Ecke hinter ein rostiges Fahrrad. An der Wand dahinter stand auf halber Höhe in schon etwas verblichener Farbe: »Sonnenuntergäng«. Frida zeigte auf den Schriftzug.

»Wisst ihr noch, als wir das hingemalt haben? Vergesst es, wir sind keine Bande, keine Gang mehr! Ich lasse meine beste Freundin nicht im Stich! Und jetzt macht, was ihr wollt! Miese, alte Feiglinge!«

Den Sauerstoffwagen hinter sich herzerrend, die Kippe im Mundwinkel, ging sie hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.

Mission: Weisse Weihnachten

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