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UNSERE FESTPLATTE: RANDVOLL MIT KINDHEITSGEFÜHLEN

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Spätestens durch die Arbeit des Neurologen Wilder Penfield wissen wir, dass in unseren Gehirnzellen komplette Episoden aus der Vergangenheit mit allen dazugehörigen Details gespeichert sind, selbst mit solchen, die wir für gewöhnlich nicht ohne Weiteres abrufen können. Im Trancezustand erinnern sich Menschen jedoch immer wieder an eine Fülle von Details, die unserem Tagesbewusstsein entgehen, nicht jedoch dem Unbewussten.

Penfield fand in seinen Experimenten heraus, dass er bei seinen Probanden durch Stimulation bestimmter Hirnareale ganze Gedächtnisepisoden wachrufen konnte, die vollständig in den entsprechenden Nervenzellen gespeichert waren, und zwar so, wie sie sich damals (oft Jahrzehnte zuvor) real abgespielt hatten.

Eng verbunden mit diesen Erkenntnissen ist auch das, was der kanadische Psychologe Endel Tulving als das Episodengedächtnis bezeichnet, in dem die Erfahrungen unseres Lebens als sogenannte Komplex-Episoden abgespeichert sind.

EIN KOMPLEX – WAS IST DAS?

Komplexe sind Kernthemen, die uns geprägt haben. Dabei bilden wir nicht direkt die einzelne Erfahrung ab, sondern das dahinterstehende Grundmuster und die zugehörigen Emotionen. Diese werden – vereinfacht dargestellt – in unserem Episodengedächtnis abgespeichert. Haben wir beispielsweise wiederholt Schelte für schlechte Leistungen erhalten, so bildet sich mit einiger Sicherheit ein Komplex um dieses Thema herum aus. Als Erwachsene aktivieren ähnliche Auslösereize den zugehörigen Komplex und die ganze Schallplatte läuft als gespeicherte Reiz-Reaktions- Kette ganz von selbst ab. Damit werden wir den berühmten pawlowschen Hunden ähnlich, die gelernt haben, immer dann mit erhöhtem Speichelfluss zu reagieren, wenn eine kleine Glocke läutet. Diese hatte früher einmal die Fütterung signalisiert, wurde schließlich jedoch einfach nur noch so geläutet.

Bei der Reiz-Reaktions-Kette verlieren wir den Kontakt mit dem Hier und Jetzt und reagieren aus den Sichtweisen und Filtern der Vergangenheit heraus. Da nicht unbedingt die einzelnen Erlebnisse der Vergangenheit im Episodengedächtnis abgelegt werden, sondern vielmehr ihr Destillat (das Kernthema des Komplexes), ist es äußerst selten, dass sich schon aus einer einzigen traumatischen Erfahrung ein Komplex bildet.

Ich geh dann mal meinen eigenen Weg

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