Читать книгу Ich geh dann mal meinen eigenen Weg - Andreas Gauger - Страница 15
Was haben schlechte Noten mit Versagensängsten im Bett zu tun?
ОглавлениеSteter Tropfen höhlt den Stein. Gab es bei einer Mathe-Sechs in der Schule regelmäßig einen Satz heiße Ohren oder, häufig noch schlimmer, drohte Liebesentzug, so kann trotz hervorragender Leistungen heute das bevorstehende Bewerbungsgespräch oder jede andere Situation, in der wir »liefern« müssen oder in der man uns einfach nur beobachtet und bewertet, den alten Komplex aktivieren.
Das geschieht nicht selten auch in Situationen, die so gut wie nichts mehr mit der Ursprungssituation zu tun haben. Beispielsweise die – meist hauptsächlich von einem selbst – erwartete Performance im Schlafzimmer. Ein Thema, bei dem sich besonders viele Männer erfahrungsgemäß selbst die mentale Hölle heißmachen. Man muss schon ein bisschen tiefer graben, um Versagensängste im Ehebett mit Liebesentzug der Eltern für schlechte Schulnoten in Zusammenhang zu bringen. Aber die Angst aus Kindertagen, zu versagen und für ungenügende Leistungen bloßgestellt zu werden, kann durchaus die ferne Ursache sein.
Selbstverständlich ist damit aber nicht gesagt, dass es sich immer so verhält. Es gibt jede Menge Menschen, die für schlechte schulische Leistungen getadelt wurden und dennoch mit ihrer Sexualität im Reinen sind. Umgekehrt wäre es nicht sinnvoll, sexuelle Versagensängste generell mit Situationen der Leistungsbewertung in der Kindheit zusammenzubringen. Es ist einfach ein möglicher Hintergrund unter vielen. Ich führe ihn hier an, damit du eine Idee bekommst, wie weitreichend manchmal die Konsequenzen selbst scheinbar harmloser Begebenheiten sind.
Kinderzeit ist Prägezeit!
Natürlich können Komplexe jederzeit im Laufe unseres Lebens entstehen. Aus verständlichen Gründen sind wir jedoch als Kinder besonders empfänglich dafür.
Und es gibt auch nicht nur Elternkomplexe, sondern ebenso Geschwisterkomplexe und so weiter. Im Grunde handelt es sich bei Komplexen um die von uns erlebten (!) Beziehungserfahrungen mit unseren Mitmenschen – also das, was wirklich geschah, gefiltert dadurch, wie es uns vorkam, und ergänzt durch Fantasien, die wir selbst hinzugefügt haben, versehen mit den Bedeutungen, die wir den Erlebnissen zugeschrieben haben.