Читать книгу Ich geh dann mal meinen eigenen Weg - Andreas Gauger - Страница 22
Anpassung
ОглавлениеDiese kann auf unterschiedliche Art geschehen. Vielleicht verhalten wir uns nur äußerlich in Übereinstimmung mit den Eltern und bewahren uns im Inneren die Opposition. Dann ist das äußerlich angepasste Verhalten rein taktisch. Hätten wir wirklich die Chance zu rebellieren und würden uns das auch zutrauen, würden wir es auch lieber tun.
Aber da die Eltern uns übermächtig erscheinen, gehen wir nach außen den Weg des geringsten Widerstands, leiden aber stark unter der Lücke zwischen dem Verhalten, das wir zeigen, und dem, wie wir eigentlich lieber wären. In diesem Fall schaffen wir uns häufig kleine, uns ungefährlich erscheinende Nischen der Rebellion, die wir vor den Eltern geheim halten. Vielleicht rauchen wir als Teenager heimlich oder treffen uns hinter dem Rücken der Eltern mit Kindern, die sie für verbotene Personen erklärt haben. Diese Form der Anpassung ist im Grunde eine verdeckte Rebellion.
Echte Anpassung bezieht sich sowohl auf unser äußerliches Verhalten als auch auf die damit einhergehenden inneren Einstellungen. Hier übernehmen wir die elterlichen Sichtweisen nahezu ungefiltert. Wir identifizieren uns mit den Haltungen und Einstellungen der Eltern und glauben, was diese von und für uns wollen, sei auch das, was wir uns selbst wünschen. Wir verinnerlichen ihre Regeln und Normen, und sogar wenn wir Gelegenheiten zur Rebellion, zum Ausbruch, zur Befreiung hin zu mehr Autonomie und Selbstbestimmung hätten, würden wir sie nicht nutzen. Und das nicht nur, weil wir glauben, unsere Eltern hätten recht, sondern auch, weil es uns ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung gibt, ihrem vorgegebenen Korsett aus Regeln, Geboten und Verboten zu folgen. Nicht selten bekommen wir auch Anerkennung für unser braves Verhalten, und diese Schmeicheleien sind verführerisch, sie können sogar abhängig machen.
Der Weg des inneren Erwachsenwerdens führt in diesem Fall über eine Haltung, in der man sagen kann: »Mama, Papa, ich kann euch lieben, ohne es genauso zu sehen oder zu machen wie ihr.«