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Reaktion aus dem Erwachsenen-Ich
ОглавлениеEine Reaktion im Erwachsenen-Ich-Zustand entspricht eher einer Metaperspektive, bei der wir die Gesamtsituation und alle Beteiligten im Blick haben. Also nicht nur entweder unsere Eltern oder uns selbst, sondern sowohl unsere Eltern als auch uns selbst. Hier sind wir darauf aus, eine Lösung zu finden, die ganzheitlich ist.
Wenn wir im Sinne des berühmten Hegelschen Dreischritts die Reaktion aus dem angepassten Kind-Ich als die »These« bezeichnen und die Reaktion aus dem rebellischen Kind-Ich als die »Antithese«, so ist es im Erwachsenen- Ich-Zustand unser Ziel, über diese beiden hinaus zur »Synthese« zu gelangen, die alle Positionen mit einbezieht.
Eine Reaktion auf dieser Ebene setzt äußerliche Grenzen, ohne dabei zu über- oder zu untertreiben oder unseren inneren Stresslevel unnötig zu eskalieren beziehungsweise die Gegenseite unnötig zu verletzen. Wir schützen unsere Interessen und Bedürfnisse und wahren gleichzeitig die Beziehungsebene, indem wir unsere Worte mit Bedacht wählen und sie gelassen, aber bestimmt vorbringen.
In der Praxis könnte das so aussehen: »Ich hab euch wirklich gern und ich verbringe gerne Zeit mit euch. Aber wenn ihr so wie heute unangekündigt vor der Tür steht, unterbricht das meinen Tagesablauf und gerade heute passt mir das überhaupt nicht, weil ich noch so viel zu erledigen habe. Deshalb werde ich euch heute nicht hereinbitten. Wenn ihr mögt, lasst uns doch nach einem Termin schauen, zu dem wir uns alle mal wieder in Ruhe zusammensetzen und Zeit miteinander verbringen können. Das würde mich freuen.
Um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, möchte ich euch bitten, vorher zu fragen, ob ich Zeit habe und ob es mir passt, bevor ihr einfach unangemeldet vor der Tür steht, auch wenn es von euch sicherlich nicht böse gemeint ist. Ich hoffe, ihr versteht das.«
Dieses Beispiel ist nicht in jedem Fall die optimale Art, mit seinen Eltern zu kommunizieren. Es gibt Situationen, die erfordern eine deutlichere Grenzsetzung, andere eine mildere. Manchmal besteht auch nicht der Wunsch, das Treffen zu vertagen. Die weiter vorn stehenden Sätze sollen dir lediglich ein Gefühl dafür vermitteln, wie die Kommunikation mit den Eltern auch sein kann und wie sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen lässt, dass sie gelingt.
Ein ebenso winziges wie wichtiges Detail für eine gelungene Kommunikation steckt übrigens bereits im zweiten Satz in dem Wörtchen »weil«. Da es so wichtig ist, möchte ich hier etwas näher darauf eingehen.