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Der Eltern-Ich-Zustand

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Wenn unser Eltern-Ich-Zustand aktiv ist, denken, verhalten, fühlen und reden wir, wie wir es von unseren Eltern kennen. Das Eltern-Ich ist vergleichbar mit Freuds Über-Ich, das die Ge- und Verbote, die Verhaltensregeln und Normen, Haltungen und Meinungen und all das andere mentale Zeug beinhaltet, das wir – unhinterfragt und ungeachtet der Tatsache, ob uns das nun gefiel oder nicht – von unseren Eltern, anderen Autoritätspersonen und überhaupt von der Gesellschaft übernommen haben. Daher verhalten wir uns möglicherweise in besonders belasteten Momenten ganz ähnlich wie unsere Eltern, selbst wenn wir deren Verhalten schon immer zutiefst abgelehnt haben. So geriet ein Klient von mir einmal in eine echte Krise und schämte sich zutiefst, nachdem er seinen Sohn in Grund und Boden geschrien hatte, weil dieser das neue Auto aus Unachtsamkeit zerkratzt hatte. Er hatte selbst sein halbes Leben unter dem Jähzorn und den Wutausbrüchen des eigenen Vaters gelitten und sich geschworen, er werde sich seinem Sohn gegenüber niemals so verhalten.

Wenn unsere Eltern sich aus ihrem eigenen Eltern-Ich-Zustand heraus verhalten haben – woher kamen dann diese Inhalte? Ganz klar: aus dem Eltern-Ich ihrer eigenen Eltern. In diese Regeln und Normen, Ge- und Verbote fließen auch Familiennormen mit ein (»In unserer Familie macht man das so«), der kulturelle Zeitgeist und Einflüsse der Gesellschaftsschicht, der man angehört (»Gib dich nicht mit Arbeiterkindern ab«).

Auch der Eltern-Ich-Zustand kann eine Menge Probleme bereiten.

DAS VERLETZTE KIND IN DEN ELTERN SEHEN

Für die bewusste Abnabelung von unseren Eltern und – soweit dies möglich und gewünscht ist – auch für die Aussöhnung mit ihnen und der gemeinsamen Vergangenheit hat es sich bewährt, den Fokus stets auf das verletzte Kind beziehungsweise den Zustand »Leiden« in unseren Eltern zu richten (>). Auch dann, wenn sie sich aus ihrem Eltern-Ich heraus verhalten. Es ist entlastend und versöhnend, dahinter das kleine Kind zu sehen, das sie einst waren und dem man all das selbst eingeschärft hat, was sie heute und in der Vergangenheit aus ihrem eigenen Eltern- Ich heraus an uns weitergegeben haben.

Wenn unsere Eltern sich aus ihrem Eltern-Ich heraus verhalten (haben), so geben sie weiter, was man ihnen selbst als richtig verkauft hat und was sie am Modell ihrer eigenen Eltern gelernt haben. Vielleicht haben sie früher selbst zumindest innerlich gegen die Verhaltensweisen und Ansichten ihrer eigenen Eltern, deiner Großeltern, rebelliert und doch hat ein Teil von ihnen – eben ihr Eltern-Ich – auch das, wogegen sie aufbegehrt haben, aufgesogen und verinnerlicht. So schließt sich ein Kreis.

Ich geh dann mal meinen eigenen Weg

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