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Der Kind-Ich-Zustand

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Was wir als Kinder erlebt haben, hat heute meist ein anderes Gewicht. Wurden wir beispielsweise bei einem Fehler von den Eltern geschlagen, so haben wir heute etwa dann, wenn der Chef uns wegen eines Fauxpas bei der letzten Präsentation in sein Büro zitiert, nicht mit körperlicher Gewalt zu rechnen. Gleichwohl kann unsere emotionale Reaktion ähnlich heftig ausfallen wie damals, als es für schlechte Zensuren vom Vater regelmäßig kräftige Ohrfeigen oder fürs unaufgeräumte Zimmer von der Mutter Liebesentzug gab. Geblieben sind unsere mittlerweile konditionierten Reaktionen angesichts ähnlicher äußerer Reize.

Unser Kind-Ich-Zustand setzt sich zusammen aus all den alten Gefühlen, Gedanken, Handlungsmustern, Einstellungen etc., die sich in der Kindheit gebildet und bis heute kaum oder gar nicht verändert haben. Wir sind und bleiben emotional bedürftig. Agieren wir aus diesem Zustand heraus, passen unsere Gefühle und Reaktionen nicht zur aktuellen Situation, sondern speisen sich aus der Vergangenheit. Außenstehende empfinden unser Verhalten dann häufig als überzogen. Wir sind nicht in Kontakt mit unseren Ressourcen, die wir als Erwachsene haben und als Kinder nicht hatten.

Sind wir mit dem Kind-Ich-Zustand assoziiert, erleben wir uns auch als Erwachsene in der Interaktion mit anderen wie die Kinder, die wir einst waren.

DER ZUSTAND »LEIDEN«

Die Autoren Rogoll und Rautenberg unterteilen den Kind- Ich-Zustand in die Funktionen »Leiden«, »Spielen« und »Genießen«. Für das Thema dieses Buches ist es besonders Ersteres, Leiden, das den Großteil des Kummers im Umgang mit unseren Eltern – und nicht selten der restlichen Welt – verursacht. Damit verbunden sind den beiden Autoren zufolge beispielsweise Ängstlichkeit, Traurigkeit, Schüchternheit, Wut, Trotz und Eigensinn. Aber auch wenn man eifersüchtig oder neidisch ist oder von Schuldgefühlen geplagt wird, befindet man sich im Zustand Leiden.

Kommt dir das bekannt vor? Verhalten sich deine Eltern manchmal so? Oder du selbst? Da kann ich dich beruhigen: Das tun wir alle von Zeit zu Zeit. Doch wir können lernen, die Dynamik dieses Verhaltens mehr und mehr zu durchschauen und zunehmend aus dem Erwachsenen-Ich heraus zu agieren.

Ich geh dann mal meinen eigenen Weg

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