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Die Bewegungen und ihre Ursachen

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Aristoteles war ein großer Systematiker und Einteiler. Alle Phänomene der ihn umgebenden Welt ordnete er in ein System von Kategorien ein, von den Verfassungen der griechischen Stadtstaaten über die Tiere und Pflanzen bis hin zu den Bewegungen in der Natur selbst. Und so klassifizierte er auch die Bewegungen.

Seinem Grundprinzip von der Zweiteilung des Kosmos folgend, teilte er die Bewegungen zunächst grundsätzlich in irdische und himmlische Bewegungen ein. Wie schon vorher ausgeführt, war nach Aristoteles alles in der himmlischen Welt vollkommen, daher waren auch die Bewegungen der himmlischen Körper ewig, gleichmäßig und kreisförmig.

Die irdischen Bewegungen waren dagegen unvollkommen, endlich und alles andere als gleich- und kreisförmig. Aristoteles unterschied dabei drei verschiedene Klassen:

1. Es gibt Bewegungen, die letztlich zur Wiederherstellung der natürlichen Ordnung führen. Dabei handelt es sich dann um die natürlichen Bewegungen. Das beste Beispiel dafür ist das Fallen eines angehobenen Steines. Die Ursache dieser Bewegung ist in dem Antrieb des Steines zu suchen, wieder an seinen natürlichen Ort zurückzukommen. Da ein Stein im Wesentlichen aus dem Element Erde besteht, führt ihn dieser Antrieb schnellstmöglich, also auf einer geradlinigen Bahn, zur Erde hin. Damit war die uralte Frage, warum Körper zur Erde fallen, elegant erklärt. Außerdem müssten schwerere Körper schneller zur Erde fallen als leichtere, denn schwere Körper haben mehr vom Element Erde in sich als leichte.

Doch nicht nur fallende Steine haben eine natürliche Bewegung. Wenn Rauch von einer Feuerstelle aufsteigt, handelt es sich ebenfalls um eine natürliche Bewegung, denn Rauch gehört zum Feuer, und daher ist dem Rauch ein Antrieb eigen, der ihn in die Sphäre des Feuers, also nach oben, bringt. Auch Luftbläschen, die im Wasser nach oben steigen, gehören in diese Kategorie. So konnte Aristoteles mit diesem Modell bereits eine ganze Fülle von Bewegungen erklären.

2. Neben diesen natürlichen Bewegungen gibt es noch die gewaltsamen Bewegungen, die also nicht der natürlichen Ordnung zustreben, sondern ihr „davonlaufen“ bzw. ihr gegenüber neutral sind. Beispiele dafür sind das Heben eines Steines vom Erdboden oder das Ziehen eines Karrens durch Ochsen. Für diese Bewegung muss dem Körper (Stein oder Karren) ein Antrieb von außen aufgeprägt werden, der Körper erfährt eine „Kraft“ von einem anderen Körper (der Stein von dem, der den Stein anhebt, bzw. der Karren von dem Ochsen). Sobald der äußere Antrieb aufhört, hört auch die Bewegung auf; der Karren steht, sobald der Ochse nicht mehr zieht. Damit ergibt sich also ein Zusammenhang zwischen dem äußeren Antrieb und der Geschwindigkeit: ohne Antrieb keine Geschwindigkeit. Bei großem Antrieb (z.B. zwei oder drei Ochsen) bewegt sich der Karren auch entsprechend schneller. Diese Gesetzmäßigkeit, die jedem einleuchtet, wird sich erst viele Jahrhunderte später als falsch bzw. unpräzise erweisen.

3. Die dritte Art von irdischer Bewegung, neben der natürlichen und der gewaltsamen, ist die Bewegung der Lebewesen. Diese bewegen sich nicht, um eine natürliche Ordnung wiederherzustellen, und im Allgemeinen werden sie auch nicht durch eine äußere Gewalt dazu gezwungen, sondern sie bewegen sich aus eigenem Antrieb.

Jede Bewegung hatte also nach Aristoteles eine Ursache, einen Antrieb. Ohne diesen gebe es keine Bewegung. Was aber war dann der Antrieb der vollkommenen Bewegungen der himmlischen Körper? Auch diese bewegten sich nicht einfach so. Aristoteles dachte sich nicht nur die Fixsterne an einer großen kristallenen Sphäre angeheftet, auch die sieben Planeten seien an Sphären angeheftet. Die Bewegung der Himmelskörper wäre somit verursacht durch die Drehung der Kristallsphären. Aber durch was wurde diese Drehung veranlasst? Hier stellte sich Aristoteles eine komplizierte Abfolge von Bewegungen vor: Die äußerste Sphäre, die der Fixsterne, drehe sich in 24 Stunden um ihre Achse, diese Bewegung würde durch direkten Kontakt an die unteren Sphären übertragen, die Fixsternsphäre treibe also die Saturnsphäre an, diese wiederum die Sphäre des Jupiter usw.

Schließlich noch die Frage: Was setzte nun die Fixsternsphäre in Bewegung? Dies war für Aristoteles der „erste Beweger“, der große göttliche Geist, der außerhalb von Raum und Zeit wohnte und das Universum in Bewegung setzte, seit unendlicher Zeit und in alle Ewigkeit. Die letzte Ursache allen Geschehens war also bei Aristoteles – wie auch bei Platon – eine übernatürliche, eine göttliche.

Von Pythagoras zur Quantenphysik

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