Читать книгу Von Pythagoras zur Quantenphysik - Andreas Hafer - Страница 24

Kommen wir zurück zu den kosmischen Problemen der Planetenbewegung. Obwohl Aristarch schon die richtigere Lösung bot, konnte sich kaum einer mit seinem System anfreunden, und das, obwohl er sogar seine Theorie mit Messungen und klaren mathematischen Überlegungen untermauerte. Da sich die Erde nicht bewegen durfte, musste es eine andere Lösung des Planetenproblems geben. Nicht nur die Rückläufigkeit musste dabei anders erklärt werden, auch die abwechselnde Helligkeit der Planeten war schwierig zu deuten. Eine in den Planeten innewohnende periodische Helligkeitsänderung war ausgeschlossen, denn die Himmelskörper waren ja vollkommen nach der Lehre des Aristoteles und sogar göttlich nach der stoischen Auffassung, daher konnte sich ihre Helligkeit nicht von innen heraus ändern. Die Helligkeitsschwankungen mussten durch Annäherung und Entfernung gegenüber der Erde erklärt werden, so viel stand fest. Und Aristarch durfte auf keinen Fall Recht haben. Was also konnte die Lösung sein?

Tatsächlich kam ein gewisser Apollonios von Perge (260–190 v. Chr.) auf eine wirklich geniale Idee, mit der man nicht nur die schwankende Helligkeit der Planeten erklären konnte, sondern auch ihre Rückläufigkeit. Und das Beste: Alles blieb im geozentrischen System. Er schlug drei Fliegen mit einer Klappe, ein Geniestreich sozusagen. Was aber war diese Idee? Er führte die Epizykel ein. Wie das Wort schon andeutet, handelt es sich um einen Kreis, der auf (griechisch epi) einem anderen Kreis, dem Deferenten, liegt.

Apollonios nahm an, dass sich alle Planeten auf einem relativ kleinen Kreis bewegen, dem Epizykel, dessen Mittelpunkt nun seinerseits eine Bewegung ausführt, und zwar die kreisförmige Bewegung um die Erde herum (Abb. 9). Während der Planet mit dem Epizykel um die Erde kreist, bewegt er sich manchmal mit der Bewegung des Epizykelmittelpunkts mit, also in Abb. 9 im Gegenuhrzeigersinn, aber manchmal eben auch entgegen dieser Bewegung. Diese Teile der Bewegung sind dann die rückläufigen Bewegungen, die Schleifen. Gleichzeitig werden auch die Helligkeitsschwankungen klar: Die Epizykelbewegung nähert und entfernt den Planet periodisch. Damit war das geozentrische Weltbild gerettet. Die Erklärung des Aristarch wurde in den Papierkorb befördert.