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Ausbilden ist ein Dienst an der Gesellschaft.

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Der ökonomische Nutzen ist ein wichtiger, doch nicht der alleinige Grund, weshalb Betriebe Lernende ausbilden. Es geht den meisten Betrieben darum, den Nachwuchs zu fördern für Beruf und Branche. Das entspricht der Tradition der Berufsbildung. Aus dem Zunftwesen entwickelt, dient sie der Pflege und Tradierung des Berufs. Daran kann man anknüpfen, wenn es gegenwärtig darum geht, Betriebe für die Berufsmaturität zu gewinnen.

Zunächst zur Bildungsrendite aus betrieblicher Sicht: 3100 Franken pro Jahr. So viel verdiente ein Betrieb im Schnitt an einem*einer Lernenden im Ausbildungsjahr 2016/17.[12] 60 Prozent der Betriebe erreichen einen Nettonutzen, 40 Prozent legen drauf. Die Unterschiede in der Rendite sind gross. Am höchsten ist der Nettonutzen in der Baubranche. Auch im Gewerbe und in den persönlichen Dienstleistungen ist er überdurchschnittlich. Angehende Maler*innen, Sanitärinstallateur*innen, Elektriker*innen, Coiffeusen und Coiffeure sind rentabel, sie bringen dem Betrieb während der Lehre über 20000 Franken ein. Auch die vielen Lernenden im KV-Bereich werfen eine gewisse Rendite ab. Am teuersten hingegen kommt einen Betrieb die Ausbildung einer IT-Fachkraft zu stehen. Dort betragen die Kosten über 20000 Franken. Auch die Ausbildung von Polymechanikerinnen und Automobil-Mechatronikern geht richtig ins Geld.

Fast ein Drittel der Betriebe (29 Prozent) bildet Lernende aus. Die Pflege des Nachwuchses und der ökonomische Nutzen gehen Hand in Hand. Die Betriebe geben eine Reihe von Gründen an, weshalb sie Lernende ausbilden. Sie sehen es als Gemeinschaftsaufgabe der Wirtschaft und damit als Dienst an der Gesellschaft. Oft gehört die Lehre zur Firmentradition. Zudem ist sie ein Instrument, um künftige Fachkräfte zu rekrutieren. Und warum bilden zwei Drittel der Firmen keine Lehrlinge aus? Als Gründe nennen die Firmen die fehlende Zeit, eine zu hohe Spezialisierung oder einen zu geringen Nutzen.

Gegenwärtig ist die Berufsmaturität ins Stocken geraten, obwohl sie ein strategisches Ziel des Bundes darstellt und obwohl viel zu ihrer Förderung getan wird.[13] Hauptgrund für die Stagnation sind die Betriebe. Es muss sich lohnen, Berufslernende auszubilden. Wenn diese zu oft im Betrieb fehlen, geht die Rechnung nicht mehr auf. Es sind vor allem Branchen mit anspruchsvollen Lehrstellen, etwa die Maschinen-, Elektro- und Metallbau-Branche, welche die Berufsmaturität fördern. Zudem sind es oft grosse Firmen, die entsprechende Kosten tragen können. Andere, kleinere Betriebe sind oft stärker auf den ökonomischen Nutzen der Lernenden angewiesen. Genaue Zahlen dazu liefert der vierte Trendbericht zur Berufsmaturität des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung EHB.[14] Umfragen unter Firmen zeigen: Wenn sie keine Berufslernenden ausbilden, liegt dies weniger an der erschwerten Arbeitsorganisation als vielmehr am ökonomischen Faktor.

Es fällt auf, dass sich die BM-Absolvierenden nur auf wenige Berufe konzentrieren. Es sind vor allem Berufe mit schulisch anspruchsvoller Grundbildung. Drei Viertel aller BM-Lernenden verteilen sich auf nur acht EFZ-Berufe. Besonders hoch ist der BM-Anteil in den Berufen Elektroniker*in, Laborant*in, Konstrukteur*in, Mediamatiker*in, Zeichner*in, Informatiker*in, Automatiker*in und bei den Kaufleuten. Diese Berufe setzen eine hohe schulische Leistungsfähigkeit voraus. Zudem sind es typische Mangelberufe, die mit der Berufsmaturität attraktiver werden für motivierte Jugendliche mit guten Leistungen. Viele der BM-Lernenden haben tertiär gebildete Eltern, eher wenige – aber mehr als am Gymnasium – kommen aus sozial benachteiligten Familien.

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