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An der Berufsmaturität verdienen die Betriebe nicht.

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Derzeit bilden nur neun Prozent der Betriebe BM1-Lernende aus. Selbst die Branchenorganisationen versuchen, die Betriebe zu überzeugen. Teilweise zahlen sie ihnen Beiträge. Im Unterschied zur EZF-Ausbildung ergibt sich aus der BM1-Ausbildung kein Nettonutzen für die Betriebe. Ein*e BM1-Lernende*r kostet sie pro Jahr 800 Franken. Dass einige Betriebe dennoch bereit sind, BM1-Lernende auszubilden, hat vor allem mit ihrem Verständnis von Lehrlingsausbildung zu tun.


Abbildung 1: EFZ mit und ohne BM: Nettonutzen pro Ausbildungsjahr[15]

Trotz etwas höherem Leistungsgrad der BM-Lernenden führt ihre häufige Abwesenheit zu tieferer Produktivität. Der Aufwand für die Betreuung der Lernenden mit BM ist praktisch gleich hoch wie bei EFZ-Lernenden ohne BM, an die Schule lässt sich die Betreuung nicht delegieren. Als Kostenpunkt kann ausserdem gelten, dass BM-Lernende den Betrieb mehrheitlich für ein Studium verlassen – und somit für den Lehrbetrieb häufiger verloren sind als EFZ-Lernende ohne BM. Hinzu kommt: Während des Studiums verlässt über ein Drittel das Berufsfeld. Das schmälert den Sinn der Ausbildung, Nachwuchs für die eigene Zunft heranzubilden. Der Trendbericht zeigt, welche Wechsel beim Übertritt von der Berufsmatura zur tertiären Stufe stattfinden.[16] Insgesamt bleiben rund zwei Drittel im Berufsfeld. Das heisst: Es finden zwar Wechsel statt, aber sie bleiben im Rahmen. Zudem ist der Wechsel teilweise systemimmanent: Es gibt nicht für jeden Hochschulbereich einen entsprechenden BM-Bereich. Studiengänge wie Pädagogik oder Mathematik lassen sich keiner Berufslehre zuordnen, ein Wechsel ist unumgänglich. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist ein Wechsel nicht nur schlecht. Spätestens nach der Grundbildung spielt der Arbeitsmarkt für die jungen Erwachsene eine zunehmend wichtige Rolle bei der Studienwahl. Pointiert formuliert: Jugendliche machen eine Lehre in ihrem Traumjob, junge Erwachsene studieren, was der Arbeitsmarkt verlangt.

Die Berufsmaturität stellt die Betriebe vor einen Zielkonflikt: Einerseits sollen die Lehrlinge schon während der Lehre produktiv sein, andererseits brauchen Branchen mit hohen Anforderungen tertiär gebildete Fachkräfte. Der Konflikt lässt sich nicht wirklich lösen. Der Trendbericht nimmt denn auch keine Schuldzuweisungen vor, er liefert Erklärungen.

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