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Eiszeit

Kolbow war gerade im Begriff, weitere Informationen über Pape zu verkünden, als die Tür vom „Saal“ aufgerissen wurde.

Ein schlanker, herrisch wirkender Anzugträger um die fünfzig betrat mit schnellen Schritten das Büro. Kriminaldirektor Jochen Eichner, Typ Schönling, dunkle Haare, gegelt und streng gescheitelt. Zaplinski und seine Kollegen sahen ihn konsterniert an. Alle dachten offenbar das Gleiche, was Zaplinski bei dem Anblick durch den Kopf schoss: Was zum Teufel, machte der an einem späten Sonntagabend im Dienst?

Eichner stellte mit schnellem Blick fest, dass keine adäquate Sitzgelegenheit für ihn vorhanden war. Er lehnte sich daraufhin mit dem Rücken gegen den Fenstersims neben Kolbows Schreibtisch. Eine Begrüßung hielt er anscheinend für unnötig. Er machte eine auffordernde Geste und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

„Lassen Sie sich nicht stören, Herr Kolbow“, sagte der Leiter der Kriminaldirektion Nord, zu der auch Zaplinskis Wittenauer Truppe gehörte.

Kolbow überwand seine Überraschung wegen des unerwarteten Besuchs, nickte und wandte sich dem Vorgesetzten zu.

„Okay, also für Sie kurz zur Info, Herr Eichner: Wir haben eben erfahren, wer der Tote ist.“ Er setzte den Kriminaldirektor mit wenigen Worten ins Bild und fuhr dann fort: „Laut Kriminalakte hat er einen Bruder namens Maik, der uns schon als Mittäter bekannt ist. Ansonsten wissen wir noch nicht mehr über ihn, ob es eine Frau oder Freundin gibt, Arbeitsstelle, Umfeld etc., alles noch unbekannt.“

„Also bisher keine heiße Spur, richtig Zappa?“, stellte Eichner mit einem strengen Blick auf Zaplinski überflüssigerweise fest.

„Dann legt mal einen Zacken zu. Ich will Ergebnisse sehen.“ Er blickte demonstrativ auf seine Uhr und wandte sich zum Gehen. Zaplinski ächzte und atmete tief ein. Er hätte kotzen können. Dieser Blender ließ doch keine Gelegenheit aus, den Leuten sein 25.000-Euro Chronometer von Breguet mit dem sichtbaren Uhrwerk unter die Nase zu reiben.

Eichner steuerte indes bereits auf die Tür zu. „Und du…“, er zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Zaplinski. „Du hältst mich auf dem Laufenden, klar? Morgen früh habe ich einen Zwischenbericht auf dem Schreibtisch.“ Er wartete die Antwort nicht ab und verließ das Büro, die Tür hinter sich schwungvoll zuschlagend.

Zaplinski spürte förmlich, wie es im Raum ein paar Grad wärmer wurde. Den Gesichtern seiner Mitarbeiter zufolge ging es denen genauso.

Eichner, den Korinthenkacker und Paragrafenreiter als unbeliebt zu bezeichnen, wäre eine charmante Untertreibung gewesen. Sein unpersönlicher und kalter Führungsstil nach der Methode „Nicht getadelt ist genug gelobt“ war einfach unerträglich.

Zaplinski ärgerte sich noch immer, dass er diesem arroganten Fatzke vor Urzeiten nach einigen Bieren in einer schwachen Stunde das du angeboten hatte. Damit war er jetzt vorsichtiger, von daher siezte er Magga auch noch. Die Krönung aber war, dass Eichner ihn so ekelhaft vertraulich ständig mit seinem Spitznamen ansprach. Zappa, berlinerisch für Zapfer. Weil Zaplinski ab und an mal bei Moni hinter dem Tresen aushalf, nicht wegen Frank Zappa. Magga hatte er das auch erst einmal erklären müssen.

„Was war das denn gerade?“, fragte Vera.

Zaplinski zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, was den geritten hat, dass der hier am Wochenende abends auftaucht.“

Zaplinski verdrängte Eichner aus seinen Gedanken und ging wieder zum Stadtplan. „Tatort und Fundort geben ja scheinbar nichts her. Dann kümmern wir uns erst einmal um die Wohnung von Pape. Kolle, da fahren wir beide hin. Und ihr Mädels, macht den Bruder ausfindig.“

Vera verzog bei der Anrede das Gesicht. „Mädels? Welche Mädels meinst du? Ich sehe hier nur zwei erwachsene Frauen.“

Zaplinski seufzte. Vera versuchte dermaßen beharrlich, ihn zu erziehen. Die Frau nervte. Kampflos wollte er sich aber nicht ergeben.

„Sind wir heute wieder etwas empfindlich. Frau Oberkommissarin? Ich versuch’ s nochmal: Darf ich Sie bitten, unter Einbindung der geschätzten Frau Kollegin Małgorzata Czerny, Ermittlungen hinsichtlich des Bruders des Verblichenen in Erwägung zu ziehen? So besser?“, fragte er grinsend.

Vera fand das bei Weitem nicht so lustig. „Zaplinski, du bist manchmal ein richtiger Arsch“, gab sie barsch zurück.

Der grinste nur weiter und nahm seinen Anorak vom Garderobenständer. Bernhard Kolbow folgte ihm. Ein bisschen sahen sie aus wie Pat und Patachon, der lange spillerige Kolbow und sein fast einen Kopf kleinerer rundlicher Chef.

In Veras Kopfkino allerdings liefen in diesem Moment gerade Bilder von Dick und Doof ab, denen gleich wieder irgendein dämliches Missgeschick passieren würde.

Tod am Fließ - Zaplinski ermittelt

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