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Villa Molino

Kolbow und Zaplinski stiegen am Ende des Försterwegs aus dem Dienstfahrzeug. Die Straße führte unweit der ehemaligen Mühle in den Tegeler Forst hinein. Es war eine etwa dreihundert Meter lange Sackgasse und die Hausnummer eins tatsächlich eher ein Anwesen. Beleuchtet wie das Charlottenburger Schloss. Eine Art Herrenhaus mit Freitreppe und einem großzügigen Parkgelände war hinter der hohen schmiedeeisernen doppelflügeligen Toreinfahrt auszumachen.

„Meinst du nicht doch, wir sollten lieber einen richterlichen Beschluss einholen?“, fragte Kolbow und sah Zaplinski unsicher an.

„Quatsch, das hält uns nur auf. Das könnte ein Tatort sein, da gehen wir jetzt rein“, gab Zaplinski zurück. Manchmal war Kolbow so ein Schisser.

Das Tor war verschlossen. Zaplinski drehte rechts daneben an der kleineren Eingangstür am Knauf. Auch zu. Es gab allerdings eine Gegensprechanlage mit einer Messingklingel und der Beamte drückte den Knopf. Keine Reaktion. Zaplinski drückte noch einmal, wieder regte sich nichts.

Kolbow spähte durch die Zaunstäbe. „Da hinten ist jemand, Zappa.“ Er zeigte seitlich auf das Haus und Zaplinski rief: „Hallo, Sie, hier ist die Kripo. Können Sie bitte mal kommen und das Tor öffnen?“

Eine ältere kleine Frau hatte gerade etwas in den Müllcontainer geworfen und drehte sich um.

„Kommen Sie mal!“, rief Zaplinski und winkte die Frau zu sich heran.

Die zögerte erst, kam dann zum Tor vor, blieb aber auf Abstand. Sie sah asiatisch aus. Trug einen merkwürdig bunten Kittel, gelbe Gummihandschuhe und hatte einen ebenso gelben Wischlappen in der Hand. Sie musterte die beiden Ermittler misstrauisch durch den Zaun.

„Heute geschlossen“, sagte sie.

„Wir wollen nicht in den Club“, erwiderte Zaplinski.

Die Frau, sicher gut über die Sechzig, sah ihn verständnislos an. Auf ihrer Stirn schien zu stehen: „Und was wollen Sie dann hier?“

„Kripo, Mordkommission, mein Name ist Zaplinski. Das ist mein Kollege Kolbow. Und wer sind Sie?“

„Dao. Ich putze.“

„Nur gut, dass sie das dazu gesagt hat“, dachte Zaplinski und grinste in sich hinein, wunderte sich aber darüber, dass sie zu dieser späten Uhrzeit noch zugange war. „Frau Dao. Hier wohnt doch Enrico Pape. Wir müssten mal in seine Wohnung“, erklärte er.

Dao sah sie unsicher an. „Mister Rico nicht da.“ Es klang ein bisschen wie „Mistel Lico“.

„Ja, das ist uns klar. Enrico Pape ist tot. Deswegen sind wir hier. Verstehen Sie, Frau Dao?“, erklärte Zaplinski ungeduldig.

„Mister Rico … tot?“, fragte sie ungläubig.

Zaplinski verdrehte die Augen, das hier dauerte ihm alles schon wieder zu lange. Zu blöd, dass Pape keinerlei Schlüssel dabeigehabt hatte, das hätte einiges vereinfacht. Nicht zu ändern. Er straffte sich, zückte seinen Dienstausweis und deutete damit auf die Tür. „Machen Sie jetzt auf. Wir sind die Polizei.“

Die verschüchterte Frau Dao zog ein kleines Mobiltelefon aus der Kitteltasche. „Chef anrufen, okay?“

Zaplinski nickte, obwohl ihm das eigentlich nicht passte. „Na gut, machen Sie.“

Dao wählte und erreichte ihren Gesprächspartner sofort. Sie sagte etwas in einer fremden Sprache, nickte unterwürfig, als würde die Person am anderen Ende der Leitung direkt vor ihr stehen und Respekt einfordern. Schließlich streckte sie das Telefon Zaplinski entgegen. „Bitte mit Chef sprechen.“

Er nahm ihr das Gerät ab. Es sah antiquiert aus, hatte eine feste Tastatur und nur ein kleines Display. Zaplinski fühlte sich um mindestens zehn Jahre zurückversetzt. So etwas in der Art hatte er selbst einmal besessen.

„Zaplinski am Apparat, Mordkommission Nord, mit wem spreche ich?“

Die Antwort überraschte ihn. „Wongwanit? Chakrapop Wongwanit?“, fragte er nach. Nein, er hatte sich nicht verhört. Und ja, er kannte diesen Namen, von früher.

Zaplinski setzte dem Mann am anderen Ende der Leitung auseinander, was er wollte. Nein, er könne nicht bis morgen warten, das müsste jetzt sofort sein. Zaplinski blieb stur. Ansonsten verschafften sie sich eben selber Zutritt. Nach einigem Hin und Her reichte er das Handy an Frau Dao zurück.

Er wandte sich mit leicht triumphierendem Gesichtsausdruck Kolbow zu: „Na, geht doch. Er hat aber ziemlich rumgezickt. Pape war sein Mitarbeiter, sagt er. Seine Wohnung ist in einem Nebengebäude.“

Er zeigte auf Dao, die noch telefonierte. „Ihm gehört das Ganze hier und er kommt her. Sie soll uns zu Pape reinlassen. Aber wehe, wenn wir seine Räume betreten.“ Den letzten Satz zog er mit theatralisch ängstlicher Miene ins Lächerliche.

Dao hatte ihr Gespräch beendet und steckte das Handy wieder zurück in die Kitteltasche. Dann zog sie ein Schlüsselbund aus der anderen Tasche und schloss die Tür auf. Kolbow und Zaplinski folgten ihr zum hinteren Grundstücksteil.

„Mit wem hast du da gesprochen?“, wollte Kolbow wissen.

„Er heißt Wongwanit. Chakrapop Wongwanit. Ich kenne den.“

„Chakra … wie?“, fragte Kolbow.

Zaplinski hatte keine Lust, das zu buchstabieren. Er hatte damals auch ein paar Tage benötigt, um den Namen aussprechen zu können.

„Nenn’ ihn einfach Chang, das ist sein Spitzname.“

„Chang? Wie dieses Bier mit dem Elefantenlogo? Und du kennst ihn?“

„Wie das Bier, genau“, bestätigte Zaplinski. „Wir haben vor Jahren mal intensiv gegen ihn ermittelt. Ein Bordilliero, der auch kräftig mit Drogen gehandelt hat. Ich war damals bei einer Ermittlungsgruppe. Wir hatten ihn fast, aber er ist uns vom Haken gegangen. War ein ziemlicher Reinfall seinerzeit.“

Tod am Fließ - Zaplinski ermittelt

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