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EG Dragon

Im Sommer, zehn Jahre zuvor: Zaplinski sitzt an dem U-förmigen Konferenztisch im Besprechungsraum. Er sieht in eine Handvoll unbekannter Gesichter, die offenbar ebenso gespannt sind wie er, was da auf sie zukommen wird. Sein Chef hat ihm nichts Genaueres gesagt. Nur irgendetwas von „große Sache“ und „vertraulich“ geschwafelt, als er ihm mitgeteilt hat, er, Zaplinski, sei ab sofort zu einer speziellen Ermittlungsgruppe versetzt.

Die Tür wird geöffnet und zu seiner freudigen Überraschung kennt Zaplinski den Mann, der da mit einem Stoß Papiere und einem Laptop unter dem Arm hereinkommt. Benno Lehmann.

Kriminalhauptkommissar Lehmann schaut in die kleine Runde, die da versammelt ist. Bei Dieter Zaplinski bleibt sein Blick kurz hängen und er nickt ihm zu. Sie haben beim Kripo-Dauerdienst im Wedding einige Zeit ein Team gebildet. Lehmann, der etwas jüngere aber schon erfahrenere Kriminalpolizist mit der Fachhochschulausbildung und Zaplinski, der frischgebackene Queraufsteiger von der Schutzpolizei. Zaplinski freut sich. Schön, dass er mit Lemmy wieder mal zusammenarbeiten wird.

„Guten Morgen und herzlich willkommen bei der Ermittlungsgruppe Dragon“, sagt Lehmann. Seine neuen Mitarbeiter erwidern den Gruß mit einem allgemeinen Gemurmel. Er schaltet den Beamer an und stöpselt den Laptop ein. An der Projektionswand poppt das Logo der Berliner Polizei auf.

Lehmann klickt und das Foto eines erstaunlich großen und stämmigen Asiaten erscheint.

„Unsere Zielperson ist … Chakrapop Wongwanit, genannt Chang“, beginnt er seinen Vortrag. „Ein ehemaliger Thaiboxer, Kampfname Red Dragon. Daher auch EG Dragon. Er hat sich durch eine Scheinehe seinen Aufenthalt hier erschlichen.“

Ein entrüstetes Raunen erhebt sich in der Runde.

„Was leider nicht nachzuweisen war“, ergänzt Lehmann daraufhin. „Chang betreibt hier mehrere als Massagesalons getarnte Bordelle und ein Import-Geschäft mit allem möglichen Zeug aus Asien. Lebensmittel, Möbel, Krimskrams“, fährt er fort.

Jede Einzelinformation ergänzt er mit Folien, die Fotos und Lagepläne enthalten. „Konkret geht es hier um Menschenhandel, Prostitution, sogar mit Kindern, aber vor allem um Drogen.“ Er legt eine Pause ein, sieht bedeutungsvoll in die Runde. „Im großen Stil. Chang stammt aus dem Goldenen Dreieck.“

Er muss das hier niemandem weiter ausführen. Die Gegend, wo Myanmar, Thailand und Laos auf der Landkarte optisch diese geometrische Figur bilden, kennen alle zur Genüge als Epizentrum der Drogenproduktion.

„Alles wird umgeschlagen über seinen Importhandel. Schmuggelmöglichkeiten ohne Ende. Bisher konnte ihm keiner am Zeug flicken, aber durch einen glücklichen Zufall könnte sich das jetzt grundlegend ändern.“

Lehmann besitzt jetzt die vollständige Aufmerksamkeit seiner Kollegen. Er berichtet ihnen, dass er über eine Quelle verfügt, die unmittelbaren Zugang zu Chang hat. Die absolut nah dran ist an Chang. Eine Quelle, deren Identität nur er kennt. Das würde auch so bleiben, stellt er gleich klar.

„Der Informant hat uns die Tür einen Spalt geöffnet und ihr alle seid jetzt hier, um diese Tür aufzustoßen und den Kerl aus dem Verkehr zu ziehen. Wir haben bereits einen erfahrenen V-Mann rekrutiert, über den wir einen Scheinankauf von Drogen organisieren werden, um Chang dranzukriegen. Tarnpersonalien, eine zur Rolle passende Wohnung und so weiter, das ist alles schon eingetütet. Auch das nötige Kleingeld ist bereits bewilligt.“

Lehmann blickt in die Runde, merklich zufrieden mit all dem, was er bisher schon auf den Weg gebracht hatte. Dann skizziert er seinen neuen Mitstreitern das geplante Vorgehen und verteilt erste Aufgaben. Er will alles über Chang wissen. Welche Fahrzeuge benutzt er, was sind seine Anlaufpunkte, wer arbeitet für ihn. Diese Lücken müssen sie zuerst mal füllen. Zudem steht noch einiges Schreibkram an, müssen Anträge für Observationen und Telefonüberwachungen auf den Weg gebracht werden.

„Außerdem brauche ich Fotos von unseren einschlägigen Großdealern. Vielleicht können meine beiden V-Personen da jemanden identifizieren.“

Am Ende deutet Lehmann auf einen Stapel gehefteter Unterlagen vorne auf seinem Tisch.

„Hier ist für jeden eine Zusammenfassung von dem, was wir bis jetzt haben. Lest euch ein und dann auf an die Arbeit.“

Tod am Fließ - Zaplinski ermittelt

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