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Sprachnachricht
◼ 20. Juni 2019
ОглавлениеEinen Tag nach der Reise in seine Kindheit spricht Jonny eine Nachricht an die Autorin in sein Handy:
»Heute Nacht schlief ich schlecht. Mich plagte ein schlechtes Gewissen. Es ist interessant, dass das ausgerechnet jetzt wieder kommt. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich unsere Familiengeschichte und alles, was wir bis anhin verschwiegen hatten, einfach so erzähle. Ohne etwas auszulassen. Ohne etwas schönzureden, wie wir es ein Leben lang getan hatten. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen. Wie früher. Das ist eigenartig. Unangenehm zwar, aber auch etwas, was ich mir von unserer Zusammenarbeit erhofft habe. Ich möchte ein für alle Mal hinschauen und dann die Sache abschliessen und zurücklassen. Ich finds lustig, dass ich wie ein kleiner Bub ein schlechtes Gewissen habe und in der Wohnung herumtigere. Mit hundert Fragen im Kopf: Darf ich das sagen? Was passiert, wenn meine Familie das liest? Was, wenn die Leute Mitleid haben? Ich will kein Mitleid. All diese Fragen gehören wahrscheinlich zum Prozess. Das Erzählen geht nicht spurlos an mir vorbei. Ich finds spannend, weil ich gestern zehnmal vom schlechten Gewissen erzählt habe und davon, wie ich um Verzeihung bitten musste am Abend. Und diese Nacht kam genau das wieder. Es war wie früher, als ich ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich etwas gemacht oder gedacht hatte, was verboten war. Jetzt kommt das Gleiche wieder.
Aber – machen wir weiter mit dem Buch.«