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EINS 1995 im Elternhaus in Läufelfingen

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Als Jonathan fünfzehn war, traf er eine Entscheidung, die sein Leben verändern sollte. Er sass im oberen Stock seines Elternhauses im Andachtsraum und liess ein letztes Mal die sonntägliche Routine auf sich wirken. Den schwefligen Geruch der Streichhölzer, mit denen der Vater die Kerzen beim Altar anzündete. Das Rascheln des Papiers, auf das dieser seine Predigt geschrieben hatte. Das Klingen der Gitarrensaiten, die sein Bruder für die Begleitung des Gottesdienstes stimmte. Und das Schaben der Stuhlbeine auf dem Teppich, als sich der Raum allmählich mit Menschen füllte. An die dreissig Angehörige von Vaters Kirche waren gekommen. Hier ein Hallo, da eine Umarmung, dort ein Nicken.

Ein Sonntag wie jeder andere im Hause Fischer. Nicht für Jonathan. An diesem Morgen wollte er sein Schweigen brechen. Er konnte nicht länger mit einer Lüge leben. Als der Gottesdienst begonnen hatte und die Töne des ersten Liedes verstummt waren, trat der Junge an den Altar. Vor seinen Vater, die Mutter, seine Geschwister und die Glaubensgemeinde. Er blickte in die Gesichter der Menschen, die er seit Jahren kannte. Angstschweiss trat aus seinen Poren. Hitze durchströmte seine Wangen. Er spürte das Pochen seines Herzens in seinem Kopf.

»Ich muss euch etwas sagen«, begann er. »Was wir machen, passt nicht in mein Leben. Ich gehöre hier nicht dazu.« Schweigen. Jonathan traten Tränen in die Augen. Seine Stimme brach. Doch er sprach weiter: »Ich glaube nicht, was ihr glaubt. Heute sehen wir uns zum letzten Mal in diesem Rahmen. Ich werde nicht mehr kommen.«

Weinend rannte Jonathan in sein Zimmer, nicht ahnend, was sein Entschluss für sein künftiges Leben bedeuten würde.

Ich bin auch Jonathan

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