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Kapitel 4

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Am nächsten Morgen bemerke ich auf dem Weg zum Brunnen, dass schräg hinter Kefiras Hütte, zwei Zelte aufgebaut sind. Praktisch, da haben die Promis sich ihr Hotel gleich selbst mitgebracht.


Einige Zeit später erscheint Louis erneut im Arzthaus. „Guten Morgen Mia!“, sagt er gutgelaunt.

„Guten Morgen, wie geht es deinem Finger?“

„Gut, danke. Hast du Lust und Zeit, mir etwas von der Gegend zu zeigen?“ fragt er freundlich.

„Ich weiß nicht…“. Ich wollte mich eigentlich nicht um die Besucher mit ihren anhänglichen Kameraleuten kümmern.

Louis merkt meine Unentschlossenheit und fügt hinzu: „Wir könnten alleine gehen, ohne Kamera.“ Fragend schaue ich ihn an. Entschuldigend meint er: „Mona hat erwähnt, dass du kamerascheu bist… also wenn du Lust hast?“

„Ich habe heute Dienst in der Schule“, wende ich ein.

„Mona meinte, sie könne dich entbehren.“

„Du hast Mona schon gefragt, bevor du überhaupt mich gefragt hast?“, entgegne ich gereizt.

„Sorry, ich dachte sie ist deine Chefin und ….“

„Da hast du falsch gedacht. Ich kann schon für mich selbst entscheiden.“

Louis dreht sich um und sagt beim Hinausgehen: „Schon gut, ich hab‘s schon verstanden. Tut mir leid.“ Er geht zur Tür hinaus und entfernt sich langsam von der Hütte.

Ich laufe vor die Tür und rufe ihm hinterher: „Gibst du immer so schnell auf? Mit dieser Einstellung kommst du hier aber nicht sehr weit!“

Augenblicklich bleibt er stehen, wartet einen Moment und dreht sich dann langsam zu mir um. Er lächelt mich an und ruft zurück: „Soll das heißen, ich muss hartnäckiger sein, wenn ich hier etwas erreichen will?“

„Möglicherweise“, gebe ich etwas leiser zurück.

Louis kommt mir entgegen und grinst. Kurz vor mir bleibt er stehen. „Wollen wir?“

„Was willst du sehen?“, frage ich ihn.

„Keine Ahnung. Das Ziel überlasse ich dir.“

„Ich hoffe, du bist gut zu Fuß“, bemerke ich, während ich an ihm vorbei gehe. Er folgt mir ohne Kommentar.


Ich führe Louis zu einem meiner Lieblingsplätze. Wir marschieren eine Stunde durch die Steppe. Ich erzähle ihm von den verschiedenen Tieren, die wir sehen, von den Kindern aus dem Dorf und von meiner Arbeit als Krankenschwester und Lehrerin.



Am Fuße des kleinen Hügels bleibt Louis stehen und schaut mich entsetzt an. „Da hinauf?“ Ich nicke grinsend und laufe los. Langsam trottet er hinter mir her den steilen Hügel hinauf.


Wir sitzen nebeneinander auf dem Gipfel des kleinen Berges und blicken in die Ferne. „Was hat dich hierher verschlagen?“, fragt Louis interessiert. Ich überlege lange, was ich ihm erzählen soll.

„Ich fand es schon immer schön, anderen Menschen zu helfen. Und wo kann man das besser, als in einem armen Land wie diesem? Die Menschen hier sind so dankbar für alles was man für sie tut. Das habe ich in Deutschland so nie erlebt.“ Louis beobachtet mich von der Seite. Ich blicke ihm in die Augen und verliere mich in dem leuchtenden Blau.

„Du bist berühmt, oder?“, frage ich abschätzend.

Er nickt. „Naja, es geht so. Du kennst mich ja anscheinend nicht.“

„Nein, ich bin seit zwei Jahren hier und seitdem nicht mehr auf dem Laufenden, was die Prominenz in Europa betrifft.“

„Wir sind seit ein paar Jahren eine Band. Wir heißen Varied und sind drei Jungs. Jack, Frankie und ich. Wir sind alle aus England und wohnen mittlerweile zusammen in London. Ich spiele Schlagzeug, die anderen beiden Gitarre. Frankie ist der kreative Kopf der Band. Er schreibt die meisten Lieder. Wir geben in verschiedenen Ländern Konzerte und sind auf dem besten Weg richtig groß rauszukommen.“ Ich nicke beeindruckt. Louis lächelt mich an: „So jetzt hast du in ein paar Sätzen alles von mir erfahren. Willst du mir jetzt auch etwas von dir erzählen?“ Nein! Eigentlich will ich das nicht.

„Was willst du wissen? Ich heiße Mia, bin 25 Jahre alt, komme aus Deutschland, bin Krankenschwester …“

„Und hast Angst vor Kameras?“, ergänzt Louis.

„Naja, Angst würde ich nicht sagen… eher ….Respekt?“, entgegne ich nachdenklich.

Louis schaut mich verwirrt an. Erklärend füge ich hinzu: „Ich mag es einfach nicht, wenn durch die Kameras, die ganze Welt an meinem Leben teilnimmt. Und ich mag es nicht in der Öffentlichkeit zu stehen. Wohl ganz im Gegensatz zu dir?“

„Ohne die Öffentlichkeit kann eine Band nicht überleben. Die Fans machen uns zu dem was wir sind. Ja, das gehört leider dazu.“


Wir sitzen noch eine ganze Weile zusammen, unterhalten uns und genießen zusammen den Sonnenuntergang.


Schuld, die dich schuldig macht

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