Читать книгу Weges Rand - Angelika Heller - Страница 4
Angelika allein
ОглавлениеNa gut, wieder alleine; das war ich zwar bis gerade erst knapp drei Wochen als Urlaubsvertretung, aber heute halt auch wieder.
Würde die Heizung richtig funktionieren, wenn ich nicht ganz so müde wäre, die Schleifarbeiten am Fußboden drei Büros weiter nicht so ein furchtbar hohes und durchdringendes Fiepen verursachten und ich den Termin heute Nachmittag, den ich schon dreimal verschieben musste, nicht schon wieder absagen müsste – also gut, was soll ich sagen, dann wäre das ja gar nicht so schlimm.
War es ja auch schon immer so, dass ich dann als Einzige alleine dastand – nun ja zugegeben, ich habe aber schon auch oft dabei gesessen – und mir dann eben auch oft etwas einfallen lassen musste, damit es kein Desaster werden würde. Und da ich nicht gerade dazu neige, panisch zu werden, und mir auch eigentlich immer irgendetwas einfällt, wurde es dann oft erstaunlich gut.
Offensichtlich so gut, dass mir das immer wieder passiert, oder immerhin scheine ich die Dinge nicht völlig verkehrt gemacht zu haben, sonst wäre das wohl nicht ganz so oft vorgekommen …
Aber ich scheine auch ständig an ein Umfeld zu geraten, das gerne einfach ausfällt oder sich keine Gedanken darum macht, jemanden alleine zu lassen.
War das damals, als ich für ein knappes Jahr in einem Waldorfkindergarten ausgeholfen habe, bevor ich bei der Bibliotheksakademie anfangen konnte, schon so – später in allen Bibliotheken und Abteilungen auch immer wieder –, dass ich, kaum vier Wochen zuvor dort begonnen, von der Erzieherin, die ganz gerne ein bisschen herumkränkelte, mit allen elf Kindern in dem wenigstens nur bis 13 Uhr geöffneten Kindergarten erst mal alleine war.
Am Morgen waren zwar immer erst noch ein paar Eltern da, und die eine und andere Mutter und einer der Väter blieben auch noch ein bisschen, bis dann der junge Mann, der die Eurythmie mit den Kindern übte, kam und dann später noch eine andere esoterische Therapeutin, bei der ich nie wusste, was sie eigentlich mit der Gruppe der Vorschulkinder machte.
Also tanzten die einen Kinder erst mal mit bunten Tüchern irgendwelche Gemütszustände und Naturvorkommnisse – das mit dem Namen-Tanzen kommt ja erst später – und die anderen durften derweil mit diesen unsäglichen und absolut unergonomischen seltsamen Blockkreiden Bilder malen, wobei einige, ebenso wie mir das regelmäßig ging, daran verzweifelten, dass diese Dinger wirklich nicht besonders einfach in der Handhabung waren.
Und weil es schon gut kalt draußen war und drinnen durch das ständige Kommen und Gehen auch nicht mehr warm, musste ich noch den grausigen Ofen anzünden, wozu man einen Zündstreifen an den Anzünder halten musste, während zur richtigen Zeit die richtige Menge Öl heraustropfen sollte, wofür eigentlich jeder mindestens drei Versuche brauchte und es manchmal gar nicht klappen wollte. Mir gelang es damals beim siebenten Mal – mit einigen Unterbrechungen.
Also, das hatte ich auch hinbekommen; alle Kinder waren mittags noch wohlauf, habe mir aber doch wirklich sehr gewünscht, dass die Erzieherin am nächsten Tag wieder kommen möge, was sie glücklicherweise auch tat.
Allerdings hatte ich in dem Winter darauf dann einmal das Vergnügen eine ganze Woche lang dieses nach Rudolf Steiners Pädagogik geführte Haus – nun ja, also so größtenteils wenigstens, ich habe auch nicht alles immer mitgemacht, die Eurythmie zum Beispiel habe ich immer verweigert – alleine zu managen, aber immerhin haben ein Geschwisterpärchen und zwei einzelne Kinder zuhause bleiben können und dürfen, und so waren es dann nur noch sieben Kinder zwischen drei und sechs Jahren.
Also, man kann mich offensichtlich immer und überall guten Gewissens alleine lassen; das wird schon schiefgehen, irgendwie, sie macht das schon und sagt dann auch alle ihre Termine ab usw.
Wäre halt nur schön, wenn das nicht ganz so häufig vorkäme und wenn die Handwerker endlich mal fertig wären. Außerdem darf die Heizung, bitte, auch endlich mal warm werden!