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Es klopft

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Es ist schon irgendwie interessant hier in dem Mehrfamilienhaus mit den Nachbarn.

Die meisten sehe ich gar nie, auch die in der Wohnung über mir, die den Geräuschen nach mindestens ein Kind haben müssen, so wie da rumgeturnt und oft laut jauchzend gespielt wird. Man würde ja meinen, dass einem Kinder, die im selben Haus wohnen, auch mal begegnen. Aber wer auch immer in der linken oberen Wohnung ist, ist mir nie im Haus begegnet, ich habe aber den Verdacht, dass es eventuell der junge Mann sein könnte, der oft vor dem Hofeingang an der Straße mit dem Handy telefoniert. Das ist aber nur so eine Vermutung, könnte an dem schlechten Empfang innerhalb der Mauern liegen, oder auch daran, dass ihm das Kinderspiel drinnen zu laut ist, wer weiß …

Es ist auch nicht bei allen üblich, zu grüßen oder gar Gespräche zu führen, geschweige dem seltsamen alten Brauch nachzugehen, die Haustür für den näher kommenden Nachbarn aufzuhalten, welchen ich altmodischerweise immer noch praktiziere.

Die Familie gegenüber ist kürzlich ausgezogen, das kleine Mädchen hat man nicht nur gehört, sondern oft auch gesehen, da ist es nun gerade leer.

In unserem Hofbereich, der vom Spielplatz hinten raus und dem Nachbarhof einsehbar und auch »einfliegbar« ist, treibt nun schon seit einigen Wochen ein Buntspecht sein Unwesen.

Wir hatten hier schon immer wieder mal, neben vielen anderen Vogelarten und etlichen Eichhörnchen, den einen oder anderen Specht, aber der hat, bestimmungsgemäß, immer an Bäumen geklopft.

Sollte wohl der im letzten Jahr sehr reduzierte Baumbestand oder eine geistige Verwirrung oder auch der Umstand, der extrem guten Akustik dadurch, dass der Schall sehr schön von den Hauswänden reflektiert wird, der Grund sein: Der Vogel mit dem roten Köpfchen hämmert dieses Jahr an unserer Hauswand.

Ich habe ungefähr vierzig Minuten gebraucht, um an einem Sonntagmorgen um 6 Uhr 30 herauszufinden, woher das seltsame, hohle und leicht nachhallende und irrsinnig nervtötende Geräusch kommt, das ich erst für den Sensorwecker des direkten Nachbarn hielt, der nicht da war und ihn womöglich vergessen hatte abzustellen.

Beim Betreten des Balkons wurde das merkwürdige Morsen lauter und als ich mich über das Geländer lehnte, flatterte das Tierchen auch schon weg, das sich an der Regenrinne zu schaffen gemacht hatte, um sich wenig später dann unten an der Hauswand an der Stelle, die schon leicht abbröckelte, zu schaffen zu machen.

Es ist schon mehr als tennisballgroß, das Loch unten, und er klopft wohl, dem Geräusch nach, auch schon auf den Metallträgern herum. Das muss schon toll sein, so laut gehört zu werden, die Spechtweibchen sind sicher beeindruckt und andere Männchen trauen sich bestimmt nicht in die Nähe.

Die Nachbarn, die das interessanterweise erst vor Kurzem auch störend fanden, haben erst einen Zettel an die Wohnung mir gegenüber gehängt, was denn das seltsame Klacken wäre. Offensichtlich hat keiner mitbekommen, dass dort zur Zeit niemand wohnt, auch die Tatsache nicht bemerkt, dass der Briefkasten zugeklebt ist, aber wie schon erwähnt, es ist schon etwas seltsam hier im Haus.

Bevor ich noch etwas auf dem Zettel notieren konnte, war der verschwunden und erst mal wieder Ruhe, sicher auch, weil es zwei Tage geregnet hat.

Dann ging es wieder los und es hing dann ein Schrieb an der Innenseite der Haustür, von wieder anderen Nachbarn, da hab ich dann vor dem Verlassen des Hauses am Morgen schnell noch draufgekritzelt, dass das »Klacken« ein Specht ist und man ihn bitte immer vertreiben möge, bevor die komplette Hauswand perforiert wird.

So merkwürdig diese Großstadtmenschen in dieser Hausnummer auch sind, inzwischen wird der bunte Specht nicht mehr nur von mir verscheucht und er kann sich kaum mehr richtig festklopfen, mal sehen, ob das dann nachhaltig bleibt.

Weges Rand

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