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Unser Heft ist im Handel – Reaktionen, Likes und Statistiken

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John muss heute schon früh los. Er bringt die Jungs noch in die Kita und möchte danach den nächsten Zug nach München nehmen. Auf meine Frage, warum er seinen Führerschein immer noch nicht zurückhat, antwortet er achselzuckend: »Keine Ahnung. Mein Kumpel musste nach seiner Entlassung noch ein halbes Jahr warten, bis er seinen Lappen wieder in den Händen hatte. Aber ich werde die Tage mal anrufen und nachhaken. Ist ja so kein Dauerzustand!«, drückt mir einen Kuss auf den Mund und verschwindet.

Während seiner Zugfahrt schickt er mir ständig Nachrichten aufs Handy. Genau wie früher freue ich mich über jede einzelne Zeile. Aus München postet er auf Facebook ein Foto von unserem Heft mit den Worten:

Unsere erste Zeitschrift ist da! Bestplatziert am Münchner Hauptbahnhof. Das MEN’S MAGAZINE – jetzt überall am Kiosk!

Nach nur wenigen Stunden hat dieser Beitrag schon sechsundvierzig Likes. Noch einmal nehme ich mir die Zeit, lege mich auf die Couch und blättere durch unser Heft. Ich bin immer noch erstaunt, wie locker flockig John das Vorwort am Abend vorm Abgabetermin aus dem Ärmel geschüttelt hat. Ich könnte nie so unter Druck arbeiten. John kann wirklich super schreiben, ich bewundere ihn dafür.

Auch wie er es geschickt meistert, seine Situation der letzten Jahre mit keinem Wort zu erwähnen. Im Gegenteil, er schafft es sogar, diese lange Pause nach außen hin als Vorteil für sich zu nutzen. In seinem Vorwort erwähnt er nur: »Nach einer sehr zeit- und arbeitsintensiven Umstrukturierung unserer Firma, sind wir jetzt endlich unter einem neuem Namen und mit einer größeren Auflage wieder da.« Wenn man das so liest, muss man John einfach glauben. Doch was denken die, die von seiner Inhaftierung wissen?

Am Abend ruft mich mein Cousin ganz verzweifelt an. Er hat unseren Beitrag auf Facebook gesehen und ist sofort durch den ganzen Ort gefahren, doch nirgends hat er unsere Zeitschrift gefunden, nicht einmal am Bahnhof. Ich frage John, doch der zuckt nur mit den Schultern und meint: »Bei einer Auflage von zehntausend Stück können wir natürlich nicht alle kleinen Nester beliefern. Aber wenn wir unseren Druck ganz bald auf hunderttausend Hefte hochschrauben, dann sind wir wirklich an jedem Kiosk in Deutschland vertreten.«

Nach dem Telefonat packe ich zwei Hefte ein und schicke sie meinem Cousin per Post. Auch meiner Mom und ihren Geschäftspartnern sende ich einige Ausgaben zu. Die liegen bei uns ohnehin nur auf der Treppe. Ich habe wirklich keine Ahnung, warum John so viele Zeitschriften zu uns nach Hause bestellen musste. Das ganze Treppenhaus stinkt.

Zwei Tage später kann ich beim Aufwachen meinen Augen kaum trauen. Wir haben über Nacht mehr als fünfhundert neue Fans dazubekommen. Damit hat nicht einmal John gerechnet. Ich halte ihm das Handy direkt vors Gesicht. Überrascht reibt er sich die Augen und schaut noch einmal genauer hin: »Wow! Siehst du, ich hab‘s dir doch gesagt, wenn die erste Zeitschrift raus ist, geht es für uns steil nach oben.« »Ja, aber so schnell? Das Heft ist gerade zwei Tage im Handel.« »Süße, das hat man doch schon an den Zahlen vorher kommen sehen. Du hättest mal meine Kunden hören sollen, die konnten unsere Veröffentlichung kaum erwarten.«

Nach drei Wochen erhalten wir die ersten Statistiken vom Verkauf. Auch da liegen wir weit über unseren Vermutungen. Über die Hälfte der Hefte sind bereits vergriffen. Das heißt, es wurden jetzt schon mehr verkauft als damals in den gesamten acht Wochen, in denen Johns ehemalige Zeitschrift im Handel war. Unsere Lieferfirma ist somit komplett bezahlt und von nun an verdienen wir an jedem verkauften Exemplar. Zufrieden stoßen wir am Abend an.



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