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Meine Elternzeit geht zu Ende

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Sehr viel weiter sind wir die letzten Wochen nicht mit unserer Zeitschrift gekommen. Nach anfänglicher Euphorie für die Webseite, beschränkt sich Johns Arbeit zunehmend wieder auf das Durchforsten seiner eigenen Facebook-Seite. Er erklärt mir das folgendermaßen: »Lara, ich habe so viele Neider auf dieser Seite, die uns unser Glück und unseren Erfolg nicht gönnen werden. Die muss ich alle erst löschen, bevor wir richtig loslegen können.« »Aber das machst du doch sowieso schon seit Wochen«, antworte ich genervt. »Süße, in dieser Branche gibt es enorm viele Menschen, die mir schaden wollen. Es geht da einfach um so viel Ruhm, Macht und Geld, das kannst du dir nicht vorstellen.« »Na dann sieh mal zu, dass du diese Leute ganz schnell aus deinem Leben verbannst. Ich freue mich nämlich schon sehr darauf, endlich mit unserem Magazin richtig loszulegen.«

Auch die nächsten Tage sehe ich John mehr in der Küche sitzend, am Handy beschäftigt, als oben im Büro. Aber zum jetzigen Zeitpunkt hat das irgendwie auch sein Gutes. Somit hat John mehr Zeit für die Kinder, was es mir erleichtert, mich auf meinen Wiedereinstieg ins Berufsleben vorzubereiten. Denn auch mein bürofreier Alltag neigt sich so langsam dem Ende entgegen. Die letzten zwei Jahre konnte ich mich dank Elternzeit flexibel nach Johns Terminplan richten, doch diese Zeit ist nun bald vorbei.

Gemeinsam rechnen wir uns aus, wie viele Stunden ich wöchentlich in München arbeiten kann. Der Job dort ist sehr gut bezahlt und ich bin dankbar, dass mein Chef mich nach drei Jahren in meine alte Position zurückkommen lässt. Ich schlage vor, zunächst in Teilzeit fünfzwanzig Stunden pro Woche zu arbeiten. John stimmt mir zu, weist mich aber gleichzeitig darauf hin, dass er beruflich künftig mehr unterwegs sein wird. Er nimmt mich in den Arm und sagt: »Aber wenn du sowieso nur halbtags arbeiten möchtest, kannst du die Jungs doch immer noch pünktlich vom Kindergarten abholen. Müssen wir sie halt bis sechzehn Uhr anmelden.« Auf meinen geschockten Blick hin, wirft er schnell hinterher: »Also natürlich nur, wenn ich mal nicht da sein sollte.« Ich schlucke und frage überrascht: »Ja, aber im Normalfall arbeitest du doch weiterhin von zu Hause, oder?« Er nickt bestätigend. Ich bin froh einen Partner zu haben, auf den ich mich verlassen kann.

Später erzähle ich ihm, dass ich für das Marketing von Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig bin und dadurch auch hin und wieder Dienstreisen ins Ausland anstehen werden. Wie erwartet, sieht John darin kein Problem. Nur bittet er mich im Gegenzug darum, ihm ebenfalls den Rücken freizuhalten, wenn er kurzfristig Aufträge bekommt. Dessen bin ich mir bewusst. Deswegen gehe ich ja vorerst nur mit fünfzwanzig Arbeitsstunden die Woche zurück und versuche so viel wie möglich Homeoffice auszuhandeln. John küsst mich und wir belassen es dabei.

Drei Tage später freut sich John, dass übernächstes Wochenende seine erste Messe ansteht, die Outdoor-Messe in Friedrichshafen. »Süße, das ist der Wahnsinn! Ich habe jetzt schon sechs Termine mit meinen alten Kunden ausgemacht. Und die, die ich bisher nicht erreicht habe, werde ich ganz sicher vor Ort treffen. Ich freue mich so sehr darauf. Bei Messen sitzt das Geld für Werbung immer besonders locker.«

Mit Blick auf unser erstes Heft kommt uns das jetzt wirklich gelegen. Für Samstag, Sonntag plant John zwei volle Messetage ein. Und bereits Freitagabend will er sich vor Ort mit einigen Kunden treffen. Er geht ins Büro und möchte das Zugticket buchen. Aufgeregt laufe ich ihm hinterher: »Lass uns doch gemeinsam fahren. Ich habe den Jungs schon so lange versprochen, dass wir übers Wochenende mal wieder einen Ausflug machen. Uns allen täte diese Reise wirklich gut.« John schüttelt den Kopf: »Daraus wird leider nichts, Süße. Ich muss dort die komplette Zeit durcharbeiten und kann mich gar nicht um euch kümmern.«

Enttäuscht erinnere ich ihn daran, dass er immer geschrieben hat, künftig überall gemeinsam hinzufahren. John lacht: »Aber Lara, damit meinte ich doch schöne Sachen, wie zum Beispiel zum FC Bayern zu gehen oder zu Kinopremieren, Urlaube und so. Zu beruflichen Terminen können wir unmöglich die Kinder mitnehmen. Das verstehst du doch. Ich möchte jetzt einfach so schnell wie möglich Geld verdienen, nachdem, was du die letzten Jahre alles für mich bezahlen musstest.« Ich nicke traurig.

Dann kommt er zurück auf meinen Job in München. Er fragt mich, ob ich mir sicher bin, mit zwei oder vielleicht sogar bald drei Kindern wieder so hart arbeiten zu wollen wie damals. Ich hatte ihm mal erzählt, dass ich bis kurz vor Nics Geburt oft bis zu sechzig Stunden in der Firma war. John überlegt: »Wir könnten viel öfter gemeinsam auf Dienstreisen fahren, wenn die Jungs bei ihrem Vater sind und du flexibel bleibst.« Liebevoll fügt er noch hinzu: »Außerdem will ich doch derjenige sein, der von jetzt ab für euch sorgt, und zwar richtig sorgt! So, dass wir uns ganz bald unser eigenes Häuschen kaufen können. Du hast die letzten Jahre so viel für mich getan, das werde ich dir nie vergessen. Wegen mir musst du überhaupt nicht mehr arbeiten gehen. In unserer Firma gibt es genug zu tun, womit du mir helfen kannst.« »Aber John! Wir brauchen doch ein sicheres Einkommen. Ich habe bisher immer richtig gut verdient. Sonst hätte ich mir die Knastzeit mit dir gar nicht leisten können!« »Das weiß ich doch, gerade drum. Selbstverständlich wirst du auch ein ordentliches Gehalt von mir bekommen. Sobald ich Einnahmen habe, stelle ich dich offiziell ein. Ich möchte, dass ihr immer abgesichert seid und du niemals wieder so hart schuften musst wie zuletzt. Ab jetzt soll arbeiten wieder Spaß machen.« Ich muss zugeben, das Angebot klingt verlockend.

Beim Mittagessen erzählt mir John noch einmal von all den Kunden aus der Sportbranche, die er noch von früher kennt. »Die warten nur darauf, dass ich endlich die erste Zeitschrift rausbringe. Für Werbung zahlen die Preise, davon träumen normale Angestellte nur. Und je größer unsere Auflage irgendwann sein wird, desto mehr können wir für die Anzeigen auch verlangen.« Dann nimmt er mich in den Arm, küsst mich auf die Stirn und fügt hinzu: »Du kennst mich, Süße, ich lasse lieber Taten folgen, als dir irgendetwas vorzumachen. Entscheiden musst am Ende du, wenn du arbeiten gehen möchtest, dann nur noch zum Spaß, okay?«

Also Spaß machen die Fahrten nach München und ein meist stressiger Job in einer Unternehmensberatung garantiert nicht. Überstunden sind dort an der Tagesordnung und ich kann John unmöglich bei seinem Pensum auch noch die Kinder aufhalsen. Ich werde ihm auf jeden Fall den Rücken freihalten müssen. Kinder und Job, das bringe ich schon irgendwie allein unter einen Hut. Aber schaffe ich das zeitlich überhaupt?

Letztlich entscheiden wir gemeinsam, dass es bei mindestens zwei Stunden Fahrzeit von und nach München besser für mich und die Kinder sei, wenn ich meinen Job kündige. Somit kann ich mir meine Zeit mit den Kindern frei einteilen und John bei allem was kommt unterstützen.



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