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Dämonenverkorksung

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Josh wurde von einem zarten Klingeln geweckt. Er lag mit dem Gesicht im Sand, die Sonnenbrille noch auf der Nase. Langsam setzte er sich auf, wischte sich den Sand von der Haut und musste sich erst einmal orientieren. Er war am Meer und diese schwebenden Gestalten waren Dolbs. Ach ja. Renko. Renko! Sofort war er hellwach.

„Wie geht es Renko? Habt ihr was rausgefunden?”

Die Dolbs schienen sich nicht einig zu sein, denn er konnte nur bruchstückhaft Worte aus dem Geklingel heraushören.

„Moment, Moment, Mann, langsam, ich verstehe kein Wort. Ebenen? Parallele Realität? Frequenzen?”

Sie bimmelten wieder chaotisch durcheinander, aber nach und nach sortierten sich die Gedanken der Dolbs und Josh konnte die einzelnen Aussagen verstehen: Dolbs waren Wesen mit medialen Fähigkeiten. Es gab verschiedene Ebenen des Seins. Das Bewusstsein war für das aktive Denken zuständig und befand sich auf der physischen Ebene. Das Unterbewusstsein war für das passive Denken zuständig, hatte Zugang zu den anderen Ebenen und verband diese mit dem Bewusstsein. Ok, soviel wusste er schon, aber gut, darum ging es also. Weiter. Jede Ebene schwang mit einer bestimmten Frequenz. Durch ihr Gebimmel konnten die Dolbs gezielt in der gewünschten Frequenz schwingen, wodurch sie in die dazu passende Ebene wechseln konnten – das sei so ähnlich wie einen Radiosender einzustellen.

Sie hatten sich durch die Ebenen gebimmelt und schließlich Renkos Bewusstsein auf einer Ebene gefunden, wo es gar nicht hätte sein dürfen. Eigentlich. Es war nicht dafür ausgelegt, auf diese Art von Reise zu gehen, und ohne Unterbewusstsein hätte es Renko schlicht unmöglich sein sollen, dort hinzugelangen.

Nun war er aber da und konnte nicht zurück. Etwas war passiert, das diesen Wechsel erzwungen hatte, die Dolbs wussten nicht, was. Renko befand sich in einer Art parallelen Realität, die zwar einen Bezug zum Hier und Jetzt hatte, aber Renko konnte diesen Bezug nicht wahrnehmen, und weil er geistig nicht mehr auf der physischen Ebene anwesend war, konnte er seinen Körper nicht mehr steuern. Ansonsten sei er in Ordnung, glücklich und entspannt.

„Aber er hat sich doch vom Gandrock fallen lassen. Und er seufzt auch.”

Dafür hatten die Dolbs keine Erklärung, das sei ohne die Verbindung durch das flexible Unterbewusstsein unmöglich. Sie bimmelten wieder wild durcheinander und schienen zu diskutieren. Als sie damit fertig und sich halbwegs einig waren, bimmelten sie sinngemäß: Nur mal angenommen, Renko sei etwas passiert, wodurch er ein Unterbewusstsein bekommen habe. Dann wäre davon auszugehen, dass er damit nichts anfangen könne. Er lebte schon mehrere Jahrhunderte ohne, würde gar nicht verstehen, was das war, und es somit wahrscheinlich einfach größtenteils ignorieren. Ab und zu könne es theoretisch passieren, dass es trotzdem kurz mit dem Hier und Jetzt in Verbindung stand und spontane Reaktionen hervorrief.

Josh sah sie zweifelnd an. „Bisschen weit hergeholt. Niemand kann ein Unterbewusstsein kriegen, wenn sein Gehirn nicht dafür ausgelegt ist.”

Die Dolbs stimmten zu, es sei reine Spekulation, aber die einzige, die ihnen einfiel. Aber selbst wenn es so war, dann konnten die Dolbs jedenfalls an der Situation nichts ändern, weil sie mit Renko nicht kommunizieren konnten. Er hörte nur Gebimmel, verstand die Worte darin nicht, und auf die Bilder und Gedanken, die sie ihm sendeten, hatte er nicht reagiert – was logisch war: ohne funktionierendes Unterbewusstsein kein Empfang auf diesem Kanal.

Josh seufzte. Das alles war ihm zu hoch und zu kompliziert und er wollte das eigentlich überhaupt nicht so genau wissen, nicht darüber nachdenken müssen. Er wollte nur, dass alles wieder so war wie vorher, Mann. Was sollte dieser Mist? Warum passierte das? Das war doch alles … Käse.

Resigniert bedankte er sich. Die Dolbs hatten etwas herausgefunden, immerhin. Es war ja nicht ihre Schuld, dass Josh nichts damit anfangen konnte. Aber was jetzt? Was, um alles in der Welt, sollte er jetzt tun? Er musste das erst einmal verdauen und bat die Dolbs, ihn alleine zu lassen. Mitfühlend bimmelten sie ein paar Abschiedsworte und schwebten davon.

Da saß er nun. Alleine. Hoffnungslos. Und zu allem Überfluss konnte er noch nicht einmal einfach zurück in die Wildsau zu Adasger wechseln, nein, er musste sich mit Zombie–Renko wieder durch diese elende Wüste quälen. Halleluja, echt. Am liebsten hätte Josh geweint, aber er konnte nicht. Er saß nur da wie betäubt und wollte raus aus der Nummer. Weg. Einfach nur weg. Nicht teleportieren zu können fühlte sich an, als hätte man ihm etwas amputiert.

Zur buckligen Wildsau

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