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Die Blitzdompteure

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Als Josh und Amanda die Wildsau betraten, blieb Josh wie angewurzelt stehen. Nur Amandas Cyborg–Reflexe verhinderten, dass sie gegen ihn prallte. Verwundert sah sie an ihm vorbei in den Raum. Es sah alles ganz normal aus, fand sie. Ein gut besuchtes, nesodoranisches Restaurant. Na gut, der Kellner passte nicht ins Bild, denn er war kein Nesodoraner, sah zu alt aus für den Job und war äußerst unpassend gekleidet, aber er wirkte, als sei er ganz in seinem Element.

Josh lachte und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Adasger. „Das”, sagte er über die Schulter zu Amanda, „ist Adasger. Und das”, er machte eine ausholende Geste, „ist scheinbar die Wildsau. Sie sieht ganz anders aus als ich sie in Erinnerung hatte.”

„Josh!” Adasger freute sich und kam auf die beiden zugeeilt. Er nahm den Dschinn lange in die Arme. „Wie ich sehe, hast du Besuch mitgebracht”, sagte er, als er sich wieder von seinem Freund löste. „Und wer bist du?”

„Adasger, das ist Amanda. Amanda, das ist Adasger. Ich habe sie in der Oase aufgegabelt. Lange Geschichte.”

„Sehr erfreut.” Adasger lächelte Amanda an und schüttelte ihr die Hand. „Kommt rein, setzt euch an den Kamin, ich bringe euch etwas zu essen. Ihr seid doch hungrig, oder?” Adasger nahm das ‚Reserviert‘ Schild vom Tisch neben dem Sofa. „Ich werde noch eine Weile beschäftigt sein, macht es euch solange gemütlich. Was kann ich euch bringen?”

Sie einigten sich auf ein paar leckere Kleinigkeiten. Josh holte Renko, der noch vor der Tür stand, und setzte ihn in einen Sessel. Borowski, der jiffelnd um Renko herumgesprungen war seit sie die Tür geöffnet hatten, sprang auf Renkos Schoß und versuchte, ihm das Gesicht abzulecken. So ganz reichte er nicht bis nach oben. Seine hüpfenden Versuche sahen so bemitleidenswert aus – besonders weil Renko noch immer nicht darauf reagierte – dass Josh den zappelnden Hund auf den Arm nahm. „Das ist Renkos Hund, wie du dir vielleicht schon gedacht hast. Borowski, gib Pfötchen, das ist Tante Amanda. Wird höchste Zeit, dass wir das mit den Blitzen erledigen und das arme Tier von seinem Elend erlösen. Das ist ja nicht mit anzusehen, Mann.”

Amanda kraulte Borowski hinter den Ohren. Da sie einen beruhigenderen Einfluss auf den Hund zu haben schien, reichte Josh ihn weiter. „Da, nimm du ihn. Du kannst das viel besser als ich”, grinste er.

Sie setzten sich, und Adasger brachte ihnen die gewünschten Speisen und Getränke. Während sie aßen – Amanda mit Borowski auf dem Schoß – fing die Wildsau langsam an, sich zu leeren. Adasger hatte das ‚Geschlossen‘–Schild an die Tür gehängt, so dass keine neuen Gäste mehr dazu kamen. Schließlich waren alle Nesodoraner gegangen und Adasger setzte sich zu ihnen an den Tisch.

„Wie ich sehe, hast du den Laden komplett umgekrempelt. Gar nicht wiederzuerkennen, Mann, gefällt mir, aber was ist aus der Selbstbedienung geworden?”, sagte Josh.

„Mir hat das Kneipen–Ambiente irgendwann nicht mehr gefallen. Als mir die Decke auf den Kopf fiel, habe ich ein nesodoranisches Restaurant draus gemacht – aber das ist doch unwichtig. Erzählt mir lieber, was passiert ist. Wie ich sehe, hat sich an Renkos Zustand nichts verändert. Legt los, was habt ihr herausgefunden? Ich will die ganze Geschichte hören.”

Und so erzählten sie ihm, was geschehen war. Na ja, eigentlich redete nur Josh, denn es war kaum möglich, ein Wort dazwischen zu kriegen. Gelegentlich unterbrach Amanda ihn, wenn sie etwas ergänzen wollte, aber es war deutlich einfacher, ihn stumpf quasseln zu lassen.

„Und jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass Renko und Hivvy geblitzdingst werden. Dann ist alles wieder tippi–toppi, Mann”, schloss Josh seinen Bericht.

„Ok, wenn du das sagst … Wann soll es losgehen?”, fragte Adasger.

Josh musste nicht lange überlegen. „Meinetwegen sofort. Was meinst du? Bist du fit genug oder willst du erst mal schlafen?”, fragte er Amanda.

„Schlafen wäre schon schön, aber ich würde das auch lieber sofort erledigen. Ich bin viel zu neugierig. Ist es weit in den Dschungel?”, fragte sie.

Josh lachte auf, schnipste mit den Fingern und zeigte auf das offene Portal. „Nö. Nicht wirklich.” Er grinste breit. „Are you ready, ma'am?” Amanda grinste zurück. „Ready indeed, sir. Lass uns Blitze domptieren gehen.”

Josh schnappte sich Renko, Amanda trug Borowski und Adasger schlenderte vergnügt hinter ihnen her. Während Josh und Amanda nach einer geeigneten Stelle suchten, an die sie Renko stellen konnten, sprach Adasger mit Hivvy und erklärte ihr die neue Lage der Dinge.

„Bist du einverstanden, dass wir dir die Entscheidung abnehmen?”, fragte er sie. Die Welle der Erleichterung, die von Hivvy ausging, war so eindeutig, dass Adasger lächeln musste. „Wunderbar, dann steht der Operation Blitzdings ja nichts mehr im Wege. Es wird gleich losgehen. Halte dich bereit.”

Inzwischen stand Renko nicht weit entfernt an einer freien Stelle inmitten des Dschungels. Josh hatte ihn mit einer Art Riesenantenne ausgestattet, die als Blitzmagnet fungieren sollte. Es sah etwas albern aus, wie ein Aluhut mit einem grotesk langen Stiel. Amanda konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, aber Renko ließ alles wie gewohnt teilnahmslos über sich ergehen. Hivvy bekam eine ähnliche Konstruktion verpasst.

Josh hatte für Amanda vorsichtshalber einen faradayschen Käfig herbeigeschnipst, damit sie nicht aus Versehen auch getroffen wurde. Das Metall an und in ihrem Körper war ein zu großer Anziehungspunkt. Borowski wurde an Adasger weitergereicht.

Am Himmel brodelte bereits ein Gewitter. Als alles erledigt war, sorgte Josh dafür, dass sich die Energiewolke über ihrem Standort verdichtete. Es donnerte und stürmte inzwischen ohrenbetäubend. Ein paar kleinere Blitze zuckten am Himmel, aber sie waren nur glitzerndes Beiwerk und minderten den fühlbaren Druck der aufgestauten Energien kein bisschen.

„Es ist soweit, Mann!”, schrie Josh. „Lasst uns in Deckung gehen, dann schnipse ich den Blitz herbei!”

Endlich waren sie bereit: Josh strahlend wie eine Diva kurz vor der Premiere, Amanda gespannt, Adasger vergnügt mit dem zappelnden Borowski kämpfend, Hivvy ungeduldig und Renko wie ein Roboter auf Standby. Es konnte losgehen.

„Bäääääm!”, schrie Josh und schnipste mit einer dramatischen Geste. Der gewaltigste Blitz, den sie je gesehen hatten, krachte auf sie hernieder, gabelte sich und fuhr wie geplant in Hivvy und Renko – und das gewünschte Equivalent hoffentlich auch in Mesoran.

Operation Blitzdings: done.

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