Читать книгу Nasser Verdacht - Ann-Katrin Zellner - Страница 14
8 Freitag
ОглавлениеIch starrte verdrossen in mein Cocktail Glas. Die Jacky Cola schmeckte mir nicht. Jenny war nirgends zu sehen. Sie hatte den halben Abend mit einem Typen geflirtet und war mit ihm verschwunden. Genervt stupste ich ihr Handy an. Es zeigte 23:27 Uhr an.
Max hatte keine Zeit, um mit uns beiden auf die kleine Party in die Fassbar zu kommen. Allein mochte ich nicht sitzen bleiben. Einen Streit ebenso wenig. Am besten, ich machte mich auf die Suche nach ihr.
Ein letzter Schluck aus dem halb leer getrunkenen Glas, dann stand ich auf. Der Alkohol wirkte und ließ mich kurz schwanken. Ich stützte mich auf dem Tisch ab und angelte meine Tasche von der Stuhllehne. Sie war klein, nur Platz für mein Handy und ein bisschen Kleinkram.
Als ich mich durch die tanzenden Menschen drängelte, fühlte ich mich unwohl. Ich musste aufpassen, dass ich nicht von ihnen angestupst wurde. Zum Glück war die Tanzfläche nicht groß. Ich drückte mich an zwei Mädchen vorbei in Richtung Toilette. Fast stolperte ich die kleine Treppe hinauf.
Um die Ecke war ich daher schneller wie gedacht. Ich entdeckte sie sofort. Jenny drückte sich an den großen blonden Mann neben der Tür zur Toilette. Sie küssten sich innig.
Ich verdrehte die Augen. Man konnte sie nicht allein lassen. Seit sie vor ein paar Wochen mit Sebastian Schluss gemacht hatte, tobte sie sich aus. Das war jetzt mindestens der fünfte Kerl, mit dem sie wild knutschte. Vor meinen Augen. Ich tippte ihr auf die Schulter und fing mir fast ein Ellenbogen ein. Sie schaute kurz zu mir.
„Ich gehe jetzt nach Hause!“, brüllte ich in ihr Ohr. Sie brummt nur und wandte sich wieder ihrem Typen zu. Sie knutschten und dann steckte er ihr die Zunge in den Hals. Das nahm ich als Zeichen mich zu verkrümeln.
Kalte Luft traf mich, als ich hinausging. Ein bisschen klingelte es in meinen Ohren. Die Musik war mehr als laut. Ein paar Kerle standen rauchend in der Ecke und beobachteten mich. Ich beschleunigte meine Schritte.
Von der Fassbar lief ich etwa eine halbe Stunde nach Hause. Ein Taxi oder gar meine Eltern anzurufen, fiel mir nicht ein. Ich wollte nachdenken.
Laufen war dafür die beste Möglichkeit. Lasse, mein kleiner Labrador, war immer Feuer und Flamme. Doch jetzt war ich allein, ohne ihn, ohne das Gefühl, beschützt zu sein.
Ich zog die Jacke enger um meinen Körper. Obwohl erst September war, wurden die Nächte inzwischen kalt. Langsam kündigte sich der Winter an.
Das Gefühl, beobachtet zu werden, verstärkte sich. Es war nur eine Ahnung, aber sie jagte mir mehr Angst ein, als ich mir eingestehen mochte. Vorsichtig schaute ich mich um. Ein paar hundert Meter vor mir sah ich den hell erleuchteten Bahnhof. Die Laternen beleuchteten die verlassene Straße. Hinter mir bog ein Auto ab. Seine Scheinwerfer blendeten mich und so schaute ich wieder nach vorn.
Beim Bahnhof nahm ich die Unterführung. Meine Schritte hallten ohrenbetäubend laut. So kam es mir vor. Ein Geräusch hinter mir ließ mich herumwirbeln. Doch da war niemand. Ich schaute, es sah aus wie immer. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Mein Herz beruhigte sich langsam, während ich mich bemühte, normal zu laufen.
Froh bog ich ein paar Minuten später in meine Straße ein. Nur etwa 470 Meter und ich war zuhause.
Plötzlich pochte mein Herz. Adrenalin schoss durch meine Adern. Jemand verfolgte mich. Sein Schatten hatte ihn verraten. Fast panisch zog ich den Schlüssel aus der Hosentasche und fühlte mich kaum sicherer. Ich wagte nicht, mich umzudrehen. Seit ich die zwei Tage in der Blockhütte eingespart gewesen war, neigte ich zur Panik.
Mit zitternden Händen steckte ich den Haustürschlüssel ins Schloss. Nach dem dritten Anlauf schaffte ich es. Ich schlug die Tür hinter mir zu, ohne an meine Eltern oder meinen Bruder zu denken. Mein Herz pochte wie verrückt, ich bekam kaum Luft. Langsam rutschte ich mit dem Rücken an der Wand hinab auf den Boden und zog die Knie an meinen Körper. Ich hielt mich fest und versuchte langsam und tief zu atmen.
Als ich mich wieder sicher fühlte, stand ich auf und streifte meine Schuhe ab. Leise tapste ich die Treppe hinauf zum Zimmer. Ohne Licht anzuschalten warf ich die kleine Tasche auf den Boden und lief zum Fenster. Ich drückte meine Stirn an die kühle Scheibe und schaute hinaus auf die dunkle Straße. Es war beruhigend.
Mich übermannte die Müdigkeit. Schnell putzte ich meine Zähne und zog ein anderes T-Shirt an. Kaum lag ich eingekuschelt im Bett, schlief ich auch schon ein.
Daher sah ich nicht, wie sich draußen eine dunkle Gestalt aus dem Schatten des Baumes löste und fortschlich.