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2.3.1.2.2.1 Figurenanalyse im Johannesevangelium

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Fehribach1 untersucht und analysiert die fünf Frauenfiguren – die Mutter Jesu, die samaritanische Frau, Maria aus Bethanien, Martha und Maria Magdalena – im Johannesevangelium und kommt dabei letztlich zu folgendem Ergebnis: „[T]he main function of the female characters in the Gospel is that of supporting Jesus’ role as the messianic bridegroom who has come to give those who believe in him the power to become children of God”2. Bei ihrer Figurenanalyse verfolgt Fehribach einen historisch-literarischen Ansatz, bei dem sie versucht, zu ergründen, wie die Figuren auf den impliziten Leser des 1.Jhds n. Chr. gewirkt haben können.3 Dazu untersucht sie den Text in enger Beziehung zu seinem kulturellen und literarischen Millieu.4 Als Bezugstexte dienen hierfür die Hebräische Bibel, Hellenistisch-Römische Schriften, bekannte Griechisch-Römische Literatur, das Konzept „Ehre und Schande“, das von Kulturanthropologen zur Untersuchung von Geschlechter-Beziehungen im mediterranen Raum verwendet wird und die Geschichte der Frauen in der Griechisch-Römischen Welt.5 Für die Analyse der Frauenfiguren geht sie generell von fünf verschiedenen Annahmen aus: 1. Figuren sind eng mit der Handlung und dem Plot verbunden 2. Figuren verraten wichtige Aspekte über andere Figuren 3. Eine Charakterisierung vollzieht sich zugleich sequenziell und kumulativ 4. Eine Charakterisierung impliziert stets eine rhetorische Funktion 5. Der soziale Standpunkt des Lesers spielt eine tragende Rolle bei der Vorstellung von Figuren.6

Nicklas7 untersucht die Figurengruppe der Juden und der Jünger im Johannesevangelium auch im Blick auf ihre Wirkung auf den impliziten Leser. Dafür nennt er in Bezug auf die Figurenanalyse einige grundlegende Techniken der Charakterisierung8: So macht er deutlich, dass Figuren im JohEv selten mit Attributen belegt werden, sondern oft nur mit Namen genannt sind. Darüber hinaus werden Figuren „in erster Linie durch ihre Aktionen und Aussagen gezeichnet.“9 Einige Figuren vollziehen zudem eine Entwicklung. Auch können die Figuren in ihrem jeweiligen Verhältnis zu Jesus (als Maßstab) analysiert werden.10 Als eine weitere Technik der Charakterisierung nennt Nicklas die Beurteilung von Figuren durch Aussagen anderer Figuren, wobei zwischen dem Gewicht der Aussagen aufgrund der Stellung der jeweiligen Figuren differenziert werden muss. Auch die Technik der Kontrastierung und Parallelisierung von Charakteren findet sich im JohEv.11 Dabei weist Nicklas insgesamt darauf hin, dass bei der Charakterisierung von Figuren dem Erzähler eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Denn durch seine Erzählweise (u.a. durch Anspielungen, das Durchbrechen erwarteter Muster oder Ironie) kann er die Rezeption des impliziten Lesers lenken und die Wirkung von Figuren auf den impliziten Leser bestimmen.12

In ihrer Untersuchung zur Charakterisierung der Figuren Maria Magdalena, Petrus, Thomas und der Mutter Jesu im Johannesevangelium unterscheidet Hartenstein13 generell zwischen einer direkten Beschreibung und einer indirekten Präsentation der Figuren.14 Zur direkten Beschreibung zählen die Aspekte ausdrückliche Charakterisierung, Gruppenzugehörigkeit, Verwandtschaft und Herkunft sowie Einführung und Wiederauftritt von Personen. Unter den Aspekt der indirekten Präsentation fallen bei ihr die Aspekte Handlung und Reden der Figur sowie Reaktionen auf Jesus und Dreiecksbeziehungen zwischen den Figuren. Dabei verfolgt Hartenstein insgesamt einen narratologischen Ansatz, den sie historisch ausweitet, indem sie bei jeder Figur zugleich verschiedene frühchristliche (und auch apokryphe) Texte miteinbezieht, in denen diese Figur eine Rolle spielt.15 Sie begründet diesen Ansatz folgendermaßen: „Mein Ansatz, Vergleichstexte zu einzelnen Personen heranzuziehen, bedeutet also eine Rekonstruktion des historischen Kontextes des JohEv an dieser einen Stelle, bei den zu verschiedenen Personen vorhandenen Vorstellungen. Sinnvoll und notwendig ist dies nicht nur aus historischen, sondern auch aus literarischen Gründen, weil das JohEv nicht alle Figuren neu erfindet“.16 Im Vergleich mit anderen frühchristlichen Texten soll so das spezielle Profil der johanneischen Darstellung besser zur Geltung kommen.17

Bennema18 entwickelt eine Theorie zur Figurenanalyse, indem er zunächst Ansätze zur Charakterisierung von Figuren aus der Hebräischen und Griechisch-Römischen Literatur mit modernen Ansätzen zur Figurenanalyse in Beziehung setzt.19 In einem weiteren Schritt entwickelt Bennema seinen eigenen Ansatz zur Figurenanalyse. Hierbei geht er in drei Schritten vor: Zuerst untersucht er die Figur im Text und im Kontext.20 Dabei macht er deutlich, dass es für eine Figurenanalyse notwendig ist, hinter den Text zurückzugehen und historisch zur Entstehung des Textes, den ursprünglichen Adressaten und der damaligen Umwelt zurückzufragen.21 Anschließend klassifiziert er die Figur anhand der von Ewen herausgestellten drei Dimensionen „complexity“, „development“ und „inner life“.22 Hierbei führt er den Ansatz von Ewen weiter, indem er vorschlägt, anstatt Gegensätze wie „complex“ und „simple“ vielmehr den jeweiligen Grad der Komplexität anzugeben. Dafür unterteilt Bennema in „none“, „little“, „some“ und „much“.23 Als drittes setzt er die Figur in Beziehung zum ideologischen Standort des Autors sowie zum Plot.24

In ihrer Untersuchung zum Petrusbild im Johannesevangelium verfährt Schultheiss25 sowohl nach einem synchronen als auch nach einem diachronen Analyseansatz.26 Dabei analysiert sie die Petrus-Szenen in der Abfolge des Johannesevangeliums jeweils zunächst synchron, um „Feinstrukturen innerhalb eines Abschnitts wie intratextuelle Verbindungslinien“27 herauszustellen. In einem weiteren diachronen Analyseschritt untersucht sie die Abschnitte v.a. in Beziehung zu den synoptischen Vergleichstexten um „das Profil der johanneischen Darstellung herauszuarbeiten.“28 Innerhalb der synchronen Analyse der Textabschnitte charakterisiert sie die Petrusfigur in Anlehnung an Finnern mithilfe der Kategorien 1. Figur(en) und Plot 2. Figurenbestand und Figurenkonstellation 3. Figurendarstellung 4.Figurenkonzeption 5. Wirkung auf den Leser.29

Myers30 untersucht in ihrer Arbeit zur Charakterisierung Jesu im Johannesevangelium die Verwendung des Alten Testaments, die maßgeblich zur Präsentation der Jesus-Figur im Johannesevangelium beiträgt, unter rhetorischen Gesichtspunkten der damaligen Zeit. „Examining the Fourth Gospel’s use of Israel’s Scriptures through the lens of Graeco-Roman rhetoric offers a new way to approach the characterization of Jesus in this Gospel.”31 Hierfür geht sie grundlegend in zwei Schritten vor: Zunächst untersucht sie die Verwendung der Schriften innerhalb der Reden Jesu; anschließend analysiert sie deren Verwendung außerhalb der Reden Jesu, so etwa durch andere Figuren.32 Insgesamt geht Myers davon aus, dass der Evangelist ganz gezielt und rhetorisch bewusst das Alte Testament in seinem Evangelium zur Sprache bringt, um damit Jesus in bestimmter Art und Weise seinen damaligen Hörern zu präsentieren.33

In seinem Aufsatz zur Figurenanalyse im Johannesevangelium beschäftigt sich Zimmermann34 zunächst mit der Frage, was Figuren im Johannesevangelium sind, auf welchen Ebenen sich Figuren befinden und inwiefern zwischen Einzelfiguren und Figurengruppen zu unterscheiden ist.35 Anschließend untersucht er die Figur in Bezug zur Handlung und unterscheidet hier zwischen Hauptfiguren, Nebenfiguren und Randfiguren.36 In einem weiteren Schritt nennt Zimmermann einige Aspekte der Figurenpräsentation und gibt hierfür jeweils Beispiele aus dem Johannesevangelium. Hierbei unterteilt er in Figurenmerkmale und Charakterisierung, Figurenkonstellation und Figurenkonzeption. Unter Figurenmerkmale und Charakterisierung fallen bei Zimmermann verschieden Charaktermerkmale einer Figur wie ihr Name, ihre Herkunft, etc. „Charaktermerkmale von Figuren sind nicht nur durch Herkunfts- und Beinamen, sondern auch durch Gruppenzugehörigkeit […] oder qualifizierende Sätze über Verhaltensweisen gegeben und können ganz unterschiedliche Bereiche betreffen.“37 Darüber hinaus unterscheidet er zwischen einer direkten Präsentation einer Figur (Aussagen des Autors oder einer Erzählfigur) und einer indirekten Präsentation der Figur (das Handeln und Sprechen der Figur selbst).38 Zum Bereich der Figurenkonstellation zählen nach Zimmermann die Beziehung und das Verhältnis der Figuren untereinander, mögliche Kontrastfiguren und Dreieckskonstellationen innerhalb der Erzählung.39 Die Figurenkonzeption schließt die Figurenanalyse ab. „Hier werden unterschiedliche bisherige Beobachtungen zu einer Beurteilung zusammengeführt.“40 Dabei spielen u.a. die Perspektive der Figurendarstellung (der point of view), die Entwicklung einer Figur sowie ihre abschließende Beurteilung eine Rolle.41

Der auferstandene Jesus als erzählte Figur im Matthäus- und Lukasevangelium

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