Читать книгу Der auferstandene Jesus als erzählte Figur im Matthäus- und Lukasevangelium - Anna Cornelius - Страница 33

2.3.1.2.2.2 Figurenanalyse im Matthäusevangelium

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Die Figuren Petrus und Johannes der Täufer sowie die Figurengruppe der jüdischen Oberschicht im Matthäusevangelium werden von Anderson1 analysiert.2 Für ihre Figurenanalyse nimmt sie u.a. die Kategorien showing und telling auf und zählt zum letzteren u.a. die Bereiche Aussehen, sozialer Status, Persönlichkeitseigenschaften, die Umgebung der Figur, die Vergangenheit der Figur sowie die Beziehung zu anderen Figuren.3 Unter den Bereich des showing fallen bei ihr hingegen v.a. das Sprechen und Handeln einer Figur. Auch spielt die Beziehung der Figur zu Jesus bei ihrer Analyse eine Rolle.4 Auch übernimmt Anderson Forsters Unterteilung in flache und runde Charaktere sowie in statische und dynamische Charaktere.5 Anderson macht insgesamt deutlich, dass „all of these means of characterization or clues can involve repetition.”6 Die Wiederholung von Aussagen trägt ihrer Ansicht nach in hohem Maße dazu bei, das Bild, das sich der implizite Leser von der Figur macht, zu beeinflussen und zu formen.7 In der anschließenden Figurenanalyse betont sie daher v.a. die Wiederholungen, die in Bezug auf die Figur im Text gemacht werden und untersucht sie hinsichtlich ihres Inhalts und ihrer Funktion.8

Syreeni9 untersucht die Petrus-Figur im Matthäusevangelium anhand von drei unterschiedlichen Ebenen der Analyse.10 Zum einen unterscheidet sie die narrative Ebene, in der ein Erzähler einem Adressaten etwas mitteilt. Die Figur wird in diesem Bereich als Charakter verstanden.11 Zum anderen unterscheidet sie die symbolische Ebene, in der ein impliziter Autor und ein impliziter Leser agieren und die Figur als Symbol erscheint.12 Als drittes unterscheidet Syreeni die reale Ebene, in der die Figur eine reale Person ist und in der sich ein realer Autor sowie ein realer Leser befinden. Dabei kommt Syreeni letztlich zu dem Ergebnis, dass Petrus auf der narrativen Ebene ein Charakter im Matthäusevangelium ist, dem sowohl eine intratextuelle Bedeutung innerhalb des Evangeliums als auch eine intertextuelle Bedeutung in Beziehung zum Markusevangelium zukommt.13 Auf der symbolischen Ebene beschreibt Syreeni Petrus als „a symbol for ethical values, doctrinal options, social and religious commitments, party strifes, or the like”14. Schließlich macht Syreeni deutlich, dass Petrus auf der realen Ebene eine historische Person ist, die einen indirekten, aber dennoch nicht unerheblichen Beitrag zur matthäischen Darstellung des Petrus-Charakters leistet.15

In ihren naratologischen Studien zum Matthäusevangelium widmet sich Poplutz16 u.a. auch der Charakterisierung von Randfiguren.17 Dabei unterscheidet sie ebenfalls zwischen direkter und indirekter Charakterisierung.18 Zum Bereich der indirekten Charakterisierung zählt Poplutz die Handlungen der Figur, ihre Rede, ihr äußeres Erscheinungsbild sowie die dargestellte Umwelt der Figur.19 Darüber hinaus unterscheidet sie zwischen den beiden Begriffen Charakter und Typus.20 Als Charakter versteht sie eine Figur, „die individuelle Züge aufweist und über Merkmale verfügt, die man auch bei realen Personen wahrnehmen und notieren könnte.“21 Ein Typus besitzt dagegen keine ausgeprägten Charakterzüge, sondern verfügt über Merkmale und Qualitäten, die den Rezipienten bekannt sind und daher einen hohen Wiedererkennungswert und eine „Klischeehaftigkeit“22 aufweisen.23 Die Hauptfigur im Matthäusevangelium ist nach Poplutz eindeutig Jesus, die Nebenfiguren lassen sich in Familienangehörige Jesu, politische und religiöse Autoritäten, Jünger Jesu, Kranke und Andere einteilen.24 Entscheidend ist hierbei die Stellung der Nebenfiguren zu Jesus, die dadurch bestimmt wird, ob die Figur für oder gegen ihn ist, also ob es sich bei ihr um einen Adjuvanten oder einen Opponenten handelt.25 Das Ziel ihrer folgenden Figurenanalysen ist durch die Leitfrage bestimmt, „welche Funktionalisierung die Figuren haben und wie sie möglicherweise vorgängige Rollenzuweisungen durchbrechen.“26 Ihr Fazit im Hinblick auf diese Fragestellung lautet, dass im Matthäusevangelium fünf Figuren existieren (der Hauptmann von Karfarnaum in Mt 8,5–13; ein Schriftgelehrter in Mt 8,19f; eine kanaanäische Frau in Mt 15,21–28; die Frau des Pilatus in Mt 27,19; ein römischer Hauptmann und seine Soldaten in Mt 27,54), die als „Grenzgänger“27 bestimmte Rollenzuweisungen durchbrechen.28

Der auferstandene Jesus als erzählte Figur im Matthäus- und Lukasevangelium

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