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Der immunologische »6. Sinn«

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Wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen und wir haben darüber hinaus Zugang zu Informationen, die nicht so offensichtlich auf sich aufmerksam machen, für unser Leben aber von größter Bedeutung sind: Wir können beim Immunsystem von einem »6. Sinn« sprechen, der uns nicht nur laufend darüber informiert, was außerhalb von unserem Körper vorgeht, sondern auch darüber, was in unserem Körper passiert. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir über eine achtsame Selbstwahrnehmung verfügen. Gerade in unserer modernen Zeit mit den vielfältigen Einflüssen und Anforderungen ist die Selbstwahrnehmung häufig eingeschränkt.

So macht sich z.B. eine Erkältung schon bemerkbar, bevor die ersten Symptome auftauchen. Auch der Ausbruch einer schwereren Erkrankung zeigt sich oft schon lange vorher in unklaren Befindlichkeitsstörungen wie Erschöpfung, psychischer Verstimmung, sozialem Rückzug oder Schlafstörungen.

Erklärbar ist dieser »6. Sinn« durch die enge Vernetzung von Immun-, Hormon- und Nervensystem: Die verschiedenen Systeme können sich über die Freisetzung von Botenstoffen (Transmitter-Moleküle) untereinander verständigen und stehen in direkter Verbindung mit dem Gehirn.

Eine wichtige Informationsquelle dabei sind die schon erwähnten natürlichen Killerzellen. Sie patrouillieren unentwegt durch den Organismus, um körperfremde Substanzen aufzuspüren, die ausgemerzt werden müssen. Die schädlichen Substanzen werden aber nicht nur vernichtet, sondern die Informationen über damit verbundene entzündliche Aktivitäten werden über den Parasympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems, siehe Seite 51) auch ans Gehirn weitergegeben. Dort werden die Informationen umgewandelt und verarbeitet. Auf diese Weise hält uns das Immunsystem mithilfe des Parasympathikus kontinuierlich über entzündliche Vorgänge in unserem Organismus auf dem Laufenden.

Dieses und andere Beispiele verdeutlichen uns, dass wir ständig ein implizites Wissen über das haben, was immunologisch in unserem Organismus passiert. Wenn wir diese inneren Informationen wahrnehmen und unspezifisches Unwohlsein, Erschöpfung, immer wiederkehrende Erkältungen oder Schlafstörungen ernst nehmen, können wir frühzeitig regulierend einwirken. Wir können negative Einflüsse auch mit unserem Verhalten abwehren, uns besser abgrenzen oder gezielt Ruhezeiten einbauen und Entspannungstechniken anwenden, bevor es zu einer dauernden Überlastung der Immunaktivitäten und damit zu Krankheit kommt.

Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar

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