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Der Blick auf den »Wirt«

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In der konventionellen Medizin wird in erster Linie auf den Erreger, also z.B. auf das Virus, das uns krank machen kann, geachtet. Dabei sollte unsere Aufmerksamkeit dem Wirt gehören, er ist wichtiger als der Erreger, wie schon Louis Pasteur sagte. Um ihn – um den ganzen Menschen – geht es bei einer Erkrankung, die aus der Beziehung Mensch und Mikrobe entsteht. Dabei hat ein alter Wirt bzw. Mensch eine geschwächte Immunfunktion und kann etwas schlechter gegen ein Virus vorgehen. Dasselbe gilt für einen vorerkrankten Menschen, der bereits ein verändertes, ein funktionsgestörtes Immunsystem hat. Auch ein chronisch gestresster Wirt ist in Gefahr, was jüngere und ältere Menschen gleichermaßen betrifft. Die Frage nach dem »Wirt« bedeutet dadurch auch, dass man sich die Frage stellen muss, wie es einem Menschen in seinem Leben geht und ob er in »gesunden« sozialen und gesellschaftlichen Bezügen lebt. Denn alles, was chronischen Stress verursacht, macht anfälliger für virale und bakterielle Infektionen, aber auch für allergische Reaktionen oder Wundheilungsstörungen. Die Ursachen für chronische Belastungen sind hoch individuell und vielfältig. Aus der PNI-Forschung wissen wir beispielsweise, dass anhaltende Ängste und Sorgen, schwerwiegende Konflikte in wichtigen Beziehungen, chronische Einsamkeit oder Traumatisierungen in der Kindheit das Stress- und Immunsystem aus dem Lot bringen können. Bei der Betrachtung der derzeitigen Corona-Situation muss der Stellenwert der individuellen psychoneuroimmunologischen Situation berücksichtigt und in die öffentliche Diskussion miteinbezogen werden. Eine Stärkung der individuellen psychischen Verfassung von Menschen (z.B. durch soziale Integration statt Einsamkeit) stärkt deren Immunabwehr und schützt so u.a. vor Virusinfektionen bzw. kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar

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