Читать книгу Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar - Anna E. Röcker - Страница 23
Die Schlüsselfunktion des Darms
ОглавлениеEin gesunder Darm spielt eine wichtige immunologische Rolle. Wir wissen, dass es eine Verbindung zwischen Darm und Gehirn gibt, eine Verbindung zwischen Darmbakterien (materiell) und Psyche (immateriell). Das Immunsystem dürfte hier eine wesentliche Vermittlerrolle einnehmen.
Die Darmbakterien, die zum Menschen gehören, bilden eine Reihe von Substanzen, die im gesamten menschlichen Organismus, ja selbst im Gehirn, zu finden sind. Hierzu zählen u.a. Neurotransmitter, die einen Teil der »gemeinsamen biochemischen Sprache« zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem ausmachen. Die Darmbakterien spielen eine Schlüsselrolle, indem sie bildlich gesprochen ein Tor zur Außenwelt darstellen. Bei vielen Krankheiten, z.B. Reizdarmsyndrom, entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes, ist die Zusammensetzung der Darmflora, des Mikrobioms, gestört und stellt einen aufrechterhaltenden Krankheitsfaktor dar. Die Ursachen für Störungen im Mikrobiom sind vielfältig, beginnend bei einseitiger oder falscher Ernährung, zu stark chemisch veränderter oder mit Spritzgiften belastete Nahrung bis zum negativen Einfluss von psychosozialem Stress.
Bei Stress kann die Grenze zwischen Darmbakterien und Darmwand durchlässig sein (»leaky gut«), wodurch Darmbakterien in das mesenterische lymphatische Gewebe gelangen können. Dadurch werden vermehrt Immunzellen mit Bakterien konfrontiert und Entzündung ist die Folge, die wiederum über den Vagusnerv und spinale afferente Neuronen ins Gehirn geleitet wird. Es kommt u.a. zu Erschöpfung, Müdigkeit und Stimmungsabfall (sickness behaviour, siehe unten). Auch Stoffwechselprodukte oder neuroaktive Substanzen von Bakterien geraten über eine durchlässige Blut-Darm-Schranke in den Blutkreislauf.
Erhöhter Stress ist zudem mit einem ungesünderen Ernährungsverhalten verbunden und fördert den Gebrauch von Suchtmitteln wie beispielsweise Nikotin oder Alkohol – Faktoren, die ebenso das Mikrobiom schädigen. Magen-Darm-Erkrankungen (z.B. Gastritis, Magenulkus, Duodenalulkus, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom) stehen in enger Verbindung zu einem erhöhten Stresserleben. Auch hier erweisen sich ganzheitliche Ansätze wie gezielte Entspannung, Imagination, Meditation und Psychotherapie als hilfreich.