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Struktur und Sicherheit durch Rituale

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Zur Festigung von sozialen Bindungen tragen Bindungsrituale bei, die wir beispielsweise aus dem Umgang mit Kindern kennen. Erst wenn die Bindung, u.a. durch wiederkehrende verlässliche Rituale, gefestigt ist, kann das Baby oder Kleinkind beginnen, die Welt zu erkunden, ohne dabei allzu großen Stress zu erleben.

Auch im Erwachsenenleben geben Rituale (z.B. regelmäßiges Spazierengehen oder Sport zu einer bestimmten Zeit) Struktur und damit eine gewisse Verlässlichkeit und Sicherheit. Rituale unterstützen uns im Hin-und-Her-Wandern zwischen den Polen, im Auf und Ab des Lebens, wie wir es auch im Körper erleben, zwischen wiederkehrender Anspannung und Entspannung. Als wichtige Koordinaten im Tagesablauf stabilisieren sie uns und geben uns oft unbewusst Halt und Orientierung. So gesehen sind Rituale »gesunde Gewohnheiten für die Seele«, sie puffern Stress ab und erhöhen die Lebensqualität. Deshalb sind sie gerade in Zeiten von belastenden Lebensereignissen oder Krankheiten besonders wichtig (konkrete Übungen siehe 5. Kapitel).

Neben Alltagsritualen haben spirituelle, höher komplexe Riten mit symbolhafter Bedeutung, etwa im kirchlichen Kontext, einen besonderen Stellenwert. Dazu zählt z.B. der regelmäßige Kirchgang, zu dem ein festgelegtes Zeremoniell, also ein bestimmter Ablauf, gehört. Gelebter religiöser Glaube und Spiritualität können (unabhängig von der Glaubensrichtung) bei der Bewältigung von schweren und chronischen Erkrankungen für den Menschen eine zentrale und gesundheitsförderliche Rolle einnehmen (siehe auch 4. und 5. Kapitel). Es handelt sich dabei um eine Zuwendung hin zu einer Wirklichkeit jenseits der materiellen Welt. In einer entsprechenden Studie1, die mit 557 im Schnitt 71-jährigen Personen durchgeführt wurde, zeigte sich, dass jene, die einmal oder mehr als einmal pro Woche in die Kirche gingen, über einen Beobachtungszeitraum von mehr als sechs Jahren eine signifikant niedrigere Sterblichkeitsrate und signifikant niedrigere Entzündungsreaktionen aufwiesen. Neben anderen Erklärungsmodellen dürfte der Kirchenbesuch bzw. der religiöse Glaube dazu beigetragen haben, dass unkontrollierbare und beängstigende Situationen als kontrollierbarer erlebt wurden. Darüber hinaus gilt der Faktor des sozialen Zusammenseins in kulturell-gemeinschaftlichen Verbänden als immunologischer Gesundheitsbringer, beispielsweise indem er dem Risikofaktor Einsamkeit entgegenwirkt.

Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar

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