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11 Maria Clementine François (1823-1844)
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21 Jahre - “gebrochenes Herz“
Unglaublich viele Gedichte der jung dahingeschiedenen Dichterin aus Trier sind erhalten, dank eines Buches: „Gedichte einer früh Verklärten“, mithin fast 160 (es erschien 1844). Über das kurze Leben François´ ist jedoch wenig bekannt.
Fakt ist, dass sie in stiller Häuslichkeit des Biedermeier groß geworden ist und früh zu schreiben begann. Wie bei so vielen jung verstorbenen Schriftstellern war es auch bei ihr so, dass eine ganze Reihe ihrer Gedichte den Tod zum Thema hatte. Als den Auslöser für ihr Sterben gibt man den untreu gewordenen Geliebten an. Todesursache: „gebrochenes Herz“. Ob sie Selbstmord beging oder doch an einer Krankheit verstarb, ist heute leider nicht mehr bekannt. Da ich so wenig über ihr Leben berichten kann, möchte ich einfach ihre Verse für sich sprechen lassen.
Epilog aus „Gedichte einer früh Verklärten“
Wenn einst die Zeit, in eure liebe Hände,
Dies Büchlein, diese meine Lieder führt,
Werd´t ihr es dann gleichgültig von euch legen?
Wird nicht das Herz durch ihren Hauch berührt?
Das Auge wird auf diesen Worten weilen,
Wie man auf alt bekannten Zügen weilt,
Die fremd uns nah´n, und doch bekannt uns dünken,
Bis dann Erinn´rung jeden Zweifel teilt.
Ja, sinnend werdet gern ihr darin blättern,
Ihr nur allein versteht ja ihren Sinn,
Von längst entschwund´nen aber schönen Zeiten
Tritt es, wie stilles Grüßen, zu euch hin.
Und eine Träne glänzt in euren Blicken
Bei einem Bild, das die Erinn´rung zeigt;
In Zukunft wird kein Lied euch mehr ertönen:
Die Saite sprang – und meine Leier schweigt.
Todes-Ahnung So ist´s denn wahr? So muss ich jetzt schon scheiden. Ich fühle schon des Todes eis´ge Hand. Und einen Blick noch werf ich in das Leben, Und bebe schaudernd vor des Grabes Rand. Wie ist der Himmel grade heut´ so heiter! Wie locken dort der Berge duft´ge Höh´n! Wie herrlich glänzt das Grün der frischen Blätter. O Gott, o Gott, das Leben ist so schön! Hätt ich´s genossen, wollt ich ruhig sterben, Doch ach, ich habe ja noch nicht gelebt; Verträumet und verloren meine Tage, Nach einem nie erreichten Ziel gestrebt. Wer einen Becher trank in langen Zügen, Der schleudert ihn getrost wohl in die Wellen; Doch ich – ich habe ja noch nicht getrunken, Und sehe rettungslos ihn schon zerschellen. Die Jugend, sagt man, bietet schöne Freuden, Und ich noch keine ihrer Rosen brach. In meinem Lieben lernte ich entsagen, Und wenn ich sterbe, weint mir niemand nach. So viele leben, die die Welt verachten, Es hängt ihr Blick schon am entleg´nen Sterne, Für mich ist noch so süß der Erde Zauber, Ich sterbe nun – und lebte doch so gerne!