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5 Vormärz (ca. 1840-1850)

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Die literarische Epoche des so genannten Vormärzes ist als das Gegenstück zum Biedermeier, als Auflehnung gegen die Duldung der Staatsmacht zu betrachten. Viele politisch engagierte Schriftsteller lehnten die Lebensvorstellung des Biedermeier schlichtweg ab und engagierten sich für Meinungs- und Pressefreiheit ebenso wie für den aufkommenden Sozialismus (à la Saint-Simon: nur mit materieller Gleichheit ist auch eine persönliche Freiheit möglich) und die freie Liebe.

Was die Staatsmächte mit ihrer Unterdrückung und Überwachung des Volkes zu verhindern suchten, lösten sie praktisch selbst aus: das „Junge Deutschland“ forderte eine politische Meinungsbildung der Gesellschaft. Es veröffentlichte oppositionelle Texte und stachelte die Studenten seiner Zeit zu einer neuen Revolution an. Diese Auflehnung erstreckte sich über den deutschen Bund hinaus bis u.a. nach Österreich, Preußen, Ungarn, Italien, etc.

In den deutschen Fürstentümern nahm die Revolution in Baden ihren Anfang und griff innerhalb kürzester Zeit auf die übrigen Staaten des Bundes über. Erreicht wurde so die Aufhebung der Pressezensur und die Bauernbefreiung. Bis dato waren die Bauern immer noch verpflichtet gewesen, wie im Mittelalter Teile ihrer Einnahmen an Grund- und Leibherren abzugeben.

In diesen unruhigen Zeiten entstanden Werke wie Heines „Deutschland ein Wintermärchen“, „Dies Buch gehört dem König“ von Bettina von Arnim oder Georg Herweghs „Gedichte eines Lebendigen“ – ein polemisches Gegenstück zu den „Briefen eines Verstorbenen“ von Hermann von Pückler-Muskau. Auch Ludwig Feuerbachs Einfluss als Philosoph war im literarischen Vormärz nicht unerheblich. „Wissen statt Glauben“, so seine Devise. Der Vormarsch in der Forschung ging einher mit den Unruhen auf den Straßen, auch die Einmischung der Literaten in die Politik führte zu heftigen Diskussionen in der Gesellschaft. Die Frage, ob Politik etwas in der Kunst zu suchen hat, ist praktisch bis heute nicht beantwortet und weiterhin umstritten.

1848 scheiterte die Märzrevolution aufgrund der unterschiedlichen Ansichten der Liberalen und Demokraten, die sich kaum vereinen ließen. Als die Forderungen der Bauern erfüllt waren, kehrten diese der Bewegung ebenfalls den Rücken zu, so dass die Unterstützung von Seiten des Landvolks fehlte. Nicht zuletzt war die provisorische Regierungsbildung nach Friedrich Wilhelm des IV. Ablehnung der Krone durch „Volkes Gnaden“ zum Scheitern verurteilt. Sie hatte weder feste Einnahmen noch eine Verwaltung oder gar ein Heer. Damit verlief die Märzrevolution schon bald im Sande.

Mann der Arbeit, aufgewacht!

Und erkenne deine Macht!

Alle Räder stehen still,

Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblasst,

Wenn du, müde deiner Last,

In die Ecke lehnst den Pflug,

Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!

Brecht die Not der Sklaverei!

Brecht die Sklaverei der Not!

Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

(aus dem „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein“, Georg Herwegh)

Ein Herz erlischt

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