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Es war acht Uhr am Morgen und die Flaniermeile ausgestorben. Einige junge Leute, die die Nacht durchgemacht hatten, torkelten über die Straße oder saßen in den Frühstücksbars, redeten und lachten zu laut und tilgten ihren Heißhunger. Daneben saßen Rentnergruppen in kurzen Hosen, die ihre Glatzen mit Cappies bedeckt hatten. Vincent lief an ihnen vorbei und suchte nach einem ruhigen Plätzchen, an dem er arbeiten konnte. Er hatte in der Nacht kaum geschlafen. Wirre, schuldbeladene Träume hatten ihn gequält und seit dem Morgengrauen wach gehalten. Wenigstens, so dachte er, blieb ihm jetzt mehr Zeit zum Arbeiten.

Vincent ließ sich in einem der Cafés nieder und bat den Kellner um das Passwort fürs Internet. Mit der Mauer im Hintergrund schoss er ein Selfie, das er in seine sozialen Netzwerke speiste. Er wartete ab, bis die ersten Daumen gereckt wurden, dann steckte er sein Handy weg. Er zupfte ein Stück von seinem Croissant und blickte über den Boulevard. Die Bauarbeiten schienen nachlässig und mit großer Eile vonstattengegangen zu sein. Der Asphalt war nicht abgesenkt, und wer den Seitenstraßen folgte, die von der Mauer weg und hinunter in die Altstadt führten, geriet leicht ins Stolpern. Vincent beobachtete einen alten Gemüsehändler, der seinen Holzkarren heranrollte. Der Mann musste den Verkäufer eines Souvenirgeschäfts bitten, seinen Wagen über die steinerne Wulst zu heben. Es war dem Verkäufer anzusehen, dass er Besseres zu tun hatte, aber er schien sich dem Alter verpflichtet. Vielleicht schwang auch Mitleid für den alten Mann mit, der seine eigenen Geschäfte nicht gefährdete. Der Verkäufer rief ins Innere seines Ladens, und ein Junge kam heraus. Gemeinsam hoben sie den Karren an und zogen das Vorderrad über die Schwelle. Der alte Mann stand unbeholfen daneben. Der Verkäufer wechselte an die Rückseite, umklammerte die Griffe und schob den Karren zur Gänze hinauf. Er nahm die Hand des Alten, küsste den Handrücken und drückte ihn sich an die Stirn. Bereits im Umdrehen schrie er den wenigen Passanten wieder seine Preise entgegen und zog sich in seinen Laden zurück, in dem er neben Wasserpfeifen, Tabak und Alkohol auch Kriegs-Memorabilien verkaufte: Medaillen, Wimpel, Karten mit Frontverläufen, leere Patronenhülsen und Postkarten, auf denen halbnackte Frauen ihre Beine um eine Granate schlangen. Einem seiner Nachbarn hätte er nicht geholfen – Männer mit ebenso wuchtigen Armbanduhren, die ähnliche Läden betrieben und sich vor den Touristen gegenseitig schlechtredeten.

Der Gemüsehändler schob indes seinen Wagen an den Straßenrand und richtete die Auslage. Ein über den Karren gespanntes Tuch, das in den Jahren seine Farbe verloren hatte, schützte Obst und Gemüse vor der Sonne. Aus einem der Büsche, die vor der Mauer wuchsen, zog der Mann einen Plastikstuhl. Er klopfte ihn vom Sand frei und setzte sich damit hinter den Karren.

Vincent klappte seinen Laptop auf. Er bereitete das Gespräch mit Chris Varga vor, das er in wenigen Tagen führen würde. Die meisten Bilder, die von dem Geschäftsmann existierten, zeigten ihn bei Spatenstichen in Thikro. Vincent näherte sich dem Bildschirm, bis sich Vargas glatzköpfiges Gesicht in einzelne Pixel auflöste. Der Gönner, hatte ein britisches Magazin getitelt und sich über sein arrogantes Gehabe ausgelassen, seine Investments jedoch als konkrete Hilfestellung für das kriegsgeschundene Thikro gelobt. Sein Vermögen beruhte auf Immobiliengeschäften sowie einer Leichtmetallfabrik, die er als junger Mann gegründet hatte. Die Details seines Reichtums blieben ebenso im Dunkeln wie seine Zeit im britischen Exil. Varga schien es erst zu geben, seit er als sechsundfünfzigjähriger, millionenschwerer Geschäftsmann in seine zerstörte Heimatstadt zurückgekehrt war, um sie wiederaufzubauen. Das war zumindest die Geschichte, die über ihn erzählt wurde, und die Leerstelle dahinter war das, was Vincent interessierte.

Er kämmte das Internet nach dieser Lücke durch und ergänzte seine Unterlagen. Bis zum Nachmittag saß er in dem Café und bestellte in höflichem Rhythmus Kaffee. Immer wieder blickte er zu dem Gemüsehändler hinüber. Der Mann wanderte mit dem Lauf der Sonne und rückte seinen Stuhl in den Schatten des Tuches. Ob er begriff, wie sich die Welt um ihn herum verändert hatte? Nur wenige Passanten hielten an, um etwas zu kaufen. Eine Gruppe speckiger Kerle kaufte ihm eine Melone ab. Daraus ließ sich Wodka-Melone machen.

Der Dolmetscher hatte für das Treffen ein Café am Stadtrand vorgeschlagen. Eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit stand Vincent davor und atmete die Abgase ein, die ihm von der vielbefahrenen Straße entgegenwehten. Regelmäßig fuhren Taxis im Schritttempo an ihm vorbei und hupten, Vincent schickte sie mit einer Handbewegung weiter. Nur wenige Touristen verirrten sich in diesen Teil der Stadt. Die Schaufenster der Geschäfte waren verbarrikadiert. Ihre Fassaden wiesen Einschusslöcher auf, von denen nur wenige gespachtelt worden waren. Der graue Putz hing wie Wunden an den Häusern.

Vincent setzte sich auf den Bordstein und beobachtete das Treiben, bis er Milo, seinen Dolmetscher, entdeckte. Er war auffallend klein und trug trotz der Hitze eine gefütterte Weste. Er kam von der anderen Straßenseite hinübergerannt und begrüßte Vincent mit festem Händedruck.

»Wartest du schon lange?«

»Nein, alles gut. Gibt es einen Grund, warum wir uns hier treffen?«

»Damit du etwas anderes siehst als den Boulevard. Es ist schrecklich da oben.«

Hier ist es nicht viel besser, dachte Vincent, sagte aber nichts. Ihm fiel auf, dass Milo deutlich jünger war, als es am Bildschirm den Eindruck gemacht hatte. Den Vollbart ließ er sich wohl stehen, um sein jugendliches Aussehen zu kaschieren.

»Wollen wir rein?«, fragte Milo und ging bereits voraus. Das Café war größer, als es von außen den Anschein hatte, und schlecht ausgeleuchtet. Nur Einheimische saßen an den Tischen. Milo begrüßte den Kellner mit Handschlag und Küssen auf die Wange und wechselte einige Worte mit ihm. Der Kellner warf Vincent mehrere kurze Blicke zu.

»Ich habe ihm erzählt, dass du Journalist bist und einige Wochen in der Stadt bleibst«, erklärte Milo. Der Kellner streckte nun auch ihm die Hand hin, aber die Skepsis war ihm ins Gesicht geschrieben. Milo führte Vincent in eine Zwischenetage hinauf, wo sie ungestört reden konnten. Vincent hatte sich noch nicht daran gewöhnt, Aschenbecher auf den Tischen vorzufinden, aber nahm das Angebot gerne an.

»Du bist vor zwei Tagen angekommen?«, fragte Milo.

»Genau. Ich habe nicht viel gemacht, außer mich umzusehen und an die Hitze zu gewöhnen. Ich habe einen Anruf von meinem Fotografen bekommen, es war nicht sicher, ob er’s schafft, aber jetzt reist er Mittwoch an. Die Dinge kommen ins Rollen.«

Der Kellner brachte eine Teekanne und verteilte die Gläser. Er schenkte zuerst Milo ein, dann hob er die Kanne in die Höhe und ließ kunstvoll einen dünnen Strahl in Vincents Teeglas schießen, ohne dass ein Spritzer verlorenging. Durch die Fallhöhe schäumte der Tee auf. Vincent dankte und folgte ihm mit Blicken die Treppe hinunter.

»Macht er das, weil ich Ausländer bin oder weil ich Journalist bin?«

»Beides. Mit einem Hauch von Ironie, falls es dir entgangen ist.«

Es war ihm nicht entgangen. Vincent nahm einen Schluck vom Tee.

»Bist du schon mit Leuten ins Gespräch gekommen?«, fragte Milo.

Er zögerte, ihm von Sam zu erzählen. Sein eigentlich privater Besuch dort kam ihm unprofessionell vor, doch sein Interesse an Milos Meinung überwog.

»Gestern Abend bin ich einem Ticker gefolgt. Ich weiß, wie leicht man in Thikro an Drogen kommt, die Stadt ist bekannt dafür, gerade unter den Touristen. Also bin ich einem der Männer gefolgt und er hat mich in den Hinterhof einer Wohnanlage gebracht. Da war ein großer Tisch aufgebaut und der Ticker, Sam, hat seelenruhig sein Zeug verkauft. Er meinte, es gebe in der Stadt einen Ehrenkodex, sich nicht gegenseitig ans Messer zu liefern. Sogar die Polizei würde sich daran halten. Eine Schicksalsgemeinschaft, die sich ein wenig Gerechtigkeit zurückholt.«

Milo lächelte. »Das ist Sozialromantik, nichts weiter. Vor der Polizei muss er tatsächlich keine Angst haben, aber das hat andere Gründe. Die Stadt ist auf den Drogenhandel angewiesen. Noch nie ist so viel Kapital in diese Gegend geflossen, nicht in all den Jahren vor dem Krieg. Behörden und Lokalpolitik haben kein Interesse, dem ein Ende zu setzen. Und selbst wenn, hätten beide nicht halb so viel Macht wie die SU-Miliz.«

»Und die Miliz steckt mit drin im Handel?«

»Deren Geschäftsmodell basiert auf Drogen. Das ist ein offenes Geheimnis.«

Vincent hob die Augenbrauen. »Interessantes Geschäftsmodell für eine Organisation, die den Grenzschutz der Union koordiniert.«

»Die Union ist weit weg, Vincent. Die interessiert sich nur dafür, dass es niemand über die Grenze schafft.«

»Vielleicht sollte ich Sam um ein Interview bitten. Weißt du, was mich am meisten überrascht hat? Wie bereitwillig er von seiner Arbeit erzählt hat. Er hat mir das Gespräch regelrecht aufgedrückt. Er hat mir auch Bilder gezeigt, von den dicken Autos, die er fährt, und von seinen Plantagen.«

»Diese Leute sind stolz auf ihren Erfolg. Die haben eine Ölquelle gefunden, die so schnell nicht versiegt. Sie müssen nichts verbergen, im Gegenteil: Sie protzen mit ihrem Geld und ihren Kontakten zu wichtigen Männern. Und dann kommt irgendein Ausländer dahergelaufen – no offense, Vincent – und natürlich erzählen sie dir alles, weil sie das Gefühl haben, endlich auf Augenhöhe mit dir zu sein. Wir laufen alle mit Minderwertigkeitskomplexen herum, weil wir in euren Geschichten nur als Kameltreiber und Teeschänke und Opfer eines Krieges vorkommen. Schade nur, dass dir ein Typ vor die Füße läuft, der seine Drogendeals für sozialen Aufstieg hält.«

Milo richtete einen Finger auf den Mann hinter dem Tresen.

»Unser Kellner hier, der hat einen Abschluss als Bauingenieur. Die Leute hier sind gut ausgebildet, aber sie finden keine Jobs. Alle kämpfen um die wenigen gut bezahlten Stellen, aber die bekommst du nur, wenn du Kontakte hast oder in der richtigen Partei bist. Also gehst du weg, ins Kernland der Union oder nach Europa, wo du zwar einen Job findest, für den du drei Mal mehr Lohn bekommst als hier, aber immer der Ausländer bleiben wirst. Das sind deine Optionen. Bleibst du in Thikro, landest du im Tourismus, weil es dort Stellen gibt und weil dort das Geld liegt. Bewirbst dich mit einem Master of Science auf eine Kellnerstelle. Und bist froh, den Leuten für ein gutes Trinkgeld den Mundwinkel abzuwischen.«

Milo starrte vor sich ins Leere, dann musste er plötzlich lachen und hob den Blick. »Entschuldige, Vincent. Das war ein bisschen viel für den Anfang.«

»Schon gut, deine Wut ist ja gerechtfertigt. Du könntest locker drei Billboards aufstellen.«

»Ein großartiger Film!« Milo balancierte sein Teeglas zwischen den Fingern. »Braindrain ist der Anfang dieser Misere und der Grund, warum es eine bleibt. Das Thema verfolgt mich. Ich habe schon mehrere Artikel dazu geschrieben.«

»Du schreibst selbst?«

»Hin und wieder, wenn mich ein Thema interessiert. Es bringt nicht viel ein, aber ich mach’s gerne … Wäre traurig, immer nur der Steigbügelhalter für andere zu sein. Am Ende steht euer Name drauf und ihr behaltet den Löwenanteil des Honorars.«

»Beim Volxmund nennen wir immer die Namen der Fixer.«

»Danke, aber das ist das Mindeste. Ohne Leute wie mich wärt ihr aufgeschmissen.«

»Du hast ja recht … du kriegst ein viertes Billboard.«

Milo zog einen Mundwinkel nach oben. Vincent mochte ihn auf Anhieb.

»Also Vincent, lass uns konkret werden. Was hast du vor und wie kann ich dir helfen?«

Vincent nickte und zog eine Mappe mit Recherchematerial aus seiner Tasche. Er öffnete sie jedoch nicht, verschränkte nur die Hände darüber und begann zu erzählen.

»Wir haben ja einiges per Skype besprochen, bitte unterbrich mich, falls ich mich unnötig wiederhole. Ich arbeite als fester Freier für den Volxmund, das ist eine linke Tageszeitung mit großem Online-Magazin. Mit denen habe ich eine ausführliche Reportage vereinbart, tausend Wörter, im Stil einer kritischen Reisereportage. Ich begleite Touristen durch die Grenzanlagen, an den Schießstand und in die Clubs. Versuche herauszufinden, mit welcher Motivation die Menschen nach Thikro kommen. Sie könnten ja überall Urlaub machen, aber warum entscheiden sie sich für eine zerstörte Stadt am Rande des Kriegs? Das ist die eine Perspektive, die andere ist die der Einheimischen. Was macht dieser neue Tourismus mit ihnen und der Stadt? Wie stark hat sich ihr Leben verändert, und wie gehen sie damit um, aus der eigenen Leidensgeschichte Profit zu schlagen?«

Vincent ließ Raum für Kommentare, aber Milo nickte bloß und deutete ihm an, weiterzuerzählen.

»Ich brauche dich im nächsten Monat vor allem als Kontaktmann, natürlich auch als Dolmetscher. Als Nächstes steht der Ausflug an den Schießstand an, da hätte ich dich gerne dabei.«

Milo zog einen Kalender aus seiner Weste und sie vereinbarten Termine für die kommende Woche. »Ich kann dich einer Freundin von mir vorstellen, Cora. Sie hat die letzten Jahre als Entwicklungshelferin in Thikro gearbeitet. Falls du etwas Kontext brauchst.«

»Kann nicht schaden«, murmelte Vincent und notierte sich ihren Namen. Als sie das Café verließen, sank bereits die Sonne hinter den zerschossenen Fassaden. Nach Stunden in einem stark klimatisierten Raum fühlte sich die Stadt wie ein Backofen an. Vincent betrachtete die Grillhähnchen, die sich in einem nahegelegenen Imbiss am Spieß drehten. Das Fett tropfte von der knusprigen Haut und verdampfte, sobald es auf die heiße Platte traf. Er wollte schnell unter die Dusche.

Milo hob seinen Autoschlüssel in die Höhe. »Ich bring’ dich nach Hause.«

»Ich hab’s nicht weit, eine Viertelstunde zu Fuß.«

Milo grinste. »Einen Ausländer erkennt man daran, dass er zu Fuß geht. Wir machen hier alles mit dem Auto. Selbst die ärmeren Familien haben ein Auto oder zwei.«

»Varga hat euch doch so schöne Gehwege spendiert!«

»Keine Widerrede«, sagte Milo und klopfte ihm auf die Schulter. Sie stiegen in seinen Wagen und kurbelten die Fenster hinunter, damit die angestaute Hitze entweichen konnte. Um den Rückspiegel war eine Gebetskette geschlungen, die beim Ausparken hin und her schwang.

Milo fädelte sich in den stauenden Feierabendverkehr. Es dauerte nicht lange, bis ein Junge im Grundschulalter an ihre Fensterscheibe klopfte. Rote Pusteln überzogen Hals und Gesicht. Er bot ihnen Taschentücher zum Verkauf. Milo reagierte nicht auf ihn, auch nicht, als er ein drittes und viertes Mal klopfte und seine schorfigen Hände zu einer bittenden Geste zusammenlegte. Als er begriff, dass er keinen Erfolg haben würde, ging er weiter die Wagenreihen ab. Vincent sah dem Jungen hinterher.

»Varga lässt hier ganze Stadtteile und Industrien entstehen, aber wenn ich mir diesen Jungen ansehe, habe ich meine Zweifel, ob das bei den Menschen ankommt.«

»Versteh mich nicht falsch, meine Abscheu gegenüber Varga ist grenzenlos. Aber ohne ihn stünden wir schlimmer da. Der Krieg hat ihm lukrative Geschäfte ermöglicht, aber dabei fallen genügend Krumen für den Rest ab. Auf einmal gibt es einen Flughafen, es werden Häuser und Straßen gebaut, Strom und Internet sind stabiler als zuvor. Ausländer lassen ihr Geld in den Geschäften und bezahlen dich dafür, dein zerbombtes Haus zu fotografieren.« Milo scherte auf eine freie Spur aus und schaltete hoch – Vincent streckte gierig den Kopf in die Zugluft. »Deshalb gibt es einen großen Rückhalt hier, was Varga und die Miliz betrifft. Das hier war eine sterbende Stadt. Zelte zwischen Trümmern, so hat das hier ausgesehen, und das ist nicht lange her. Die meisten profitieren von den Veränderungen – auch Leute wie Sam, der übrigens Samir heißt, ich bin mit ihm zur Schule gegangen. Der Mensch versucht, den größtmöglichen Vorteil aus seiner Situation zu schlagen, das war nie anders. Der Krieg hat niemanden von uns besser gemacht.«

Milo fuhr sie in einem Zickzackkurs, der sich nur Einheimischen erschließen konnte, durch die Gassen der Altstadt. Er trieb Passanten und Mofafahrer vor sich her und hob immer wieder grüßend die Hand, wenn er einen von ihnen kannte.

»Hast du eigentlich eine Freundin?«, fragte Milo, scheinbar zusammenhangslos.

Vincent lachte. »Wieso?«

»Ich habe häufig mit Journalisten und Auslandskorrespondenten zu tun. Viele haben gescheiterte Ehen hinter sich.«

»Tja, das ist wohl Berufskrankheit. Wenn du wirklich erfolgreich sein willst, muss sich dein Privatleben unterordnen«, sagte Vincent und dachte dabei an Nina. Er ging nicht weiter auf das Thema ein, und Milo schien seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Vor Vincents Apartment kamen sie zum Stehen.

»Also Donnerstag, neun Uhr dreißig.«

»Der Veranstalter heißt Thikro Travel & Ammo, wir treffen uns an deren Schalter.«

»Wenn du Fragen hast, ruf mich an oder schreib mir bei WhatsApp

Sie gaben sich die Hand, und Vincent verließ den Wagen mit der plötzlichen, warm pulsierenden Zuversicht, dass er in Milo seinen Sherpa gefunden hatte.

Getriebene

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