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Target 2 als Rettung deutscher Sparergroschen?

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14. Juni 2012

Wenn’s nach mir gegangen wäre, man hätte die Debatte um die Targetsalden abschließen können, nachdem ifo-Chef Hans-Werner Sinn, der Entdecker des Targetsaldenproblems der Bundesbank, seine Ausgangsposition etwas erweitert und korrigiert hatte. Seitdem gab es keine wesentlichen neuen Erkenntnisse mehr. Es wäre nun Sache der Politik und der Bundesbank gewesen, aus der Debatte die Konsequenzen zu ziehen.

Stattdessen sind die Targetsalden der Bundesbank weiter exorbitant gestiegen, erreichen nun 700 Milliarden €. Und die Risiken eines Ausfalls dieser Forderungen sind mit dem drohenden Austritt Griechenlands aus der Eurozone ebenfalls gestiegen. Da vermag auch André Kühnlenz nicht zu trösten, wenn er meint, bei 1.100 Milliarden sei spätestens Schluss.

Immerhin gab es in letzter Zeit dann doch noch einen neuen Aspekt des Problems. Sebastian Dullien und Mark Schieritz weisen in einem Artikel für Vox darauf hin, dass durch die Targetsalden nicht nur das Leistungsbilanzdefizit der Süd-Euroländer alimentiert wird oder die Kapitalflucht ihrer Bürger hauptsächlich in den sicheren Hafen Deutschland finanziert wird.

Ein dritter Grund für den Anstieg der Salden sei der Abzug deutschen Geldvermögens aus der Eurozone, darauf weist Schieritz auch noch mal in seinem neuesten Blogbeitrag hin. Auch um diesen Abzug zu ermöglichen, mussten Griechen & Co. also neues Geld schöpfen und als Targetsaldo bei der Bundesbank anschreiben lassen. Schieritz feiert das als Rettung deutscher Sparergroschen durch das Targetsystem wie weiland 1940 die Engländer den Abtransport ihres eingekesselten Expedititonskorps bei Dünkirchen.

Zwei Einwände: Zunächst sind die Dimensionen wahrscheinlich nicht so groß, wie Dullien und Schieritz vermuten. Die beiden stellen den 390 Milliarden € Targetsaldo (das war Stand Januar 2012) die 320 Milliarden € gegenüber, die die Forderungen der deutschen Banken an das Euro-Ausland seit August 2008 abgenommen haben. Diese Forderungen wurden aber zunächst durch die Mittel aus dem Euro-Rettungsschirm für die Krisenländer und durch den Ankauf von Staatspapieren durch die EZB abgeglichen. Ein Teil wurde wohl auch einfach abgeschrieben. Nur was darüber hinaus noch abgezogen wurde, benötigte – wahrscheinlich – die durch das Targetsystem angetriebene griechische Druckerpresse.

Soweit aber Dullien und Schieritz recht haben – und damit nun zum zweiten Einwand – werden wieder einmal lediglich private Risiken durch die öffentliche Hand (in diesem Fall die Bundesbank) übernommen. “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren” ist auch hier das Motto. Kein Grund zum Feiern für den Steuerzahler.

“Die Ursünde ist der Exportüberschuss, nicht das Target-System”, so Schieritz. Ja, natürlich, aber mich erstaunt immer wieder die Inkonsequenz, mit der Leute wie Schieritz argumentieren. Das Targetsystem mit der Möglichkeit, dort Salden zu bilden, macht selbst Exporte lukrativ, deren Abnehmer im Grunde genommen pleite sind. Es ist – wie der Euro insgesamt – ein gigantisches Exportsubventionsprogramm, dessen Kosten den volkswirtschaftlichen Gewinn bei weitem übersteigen.

Immerhin, im September 2012 sind die Target-2-Forderungen der Bundesbank so stark gesunken wie lange nicht mehr. Ist das eine Trendwende?

Die ersten drei Jahre Eurokrise

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