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Griechenland, die Dritte Welt und ein dicker Fehler nicht nur der FTD

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15. März 2012, aktualisiert

Das war ja eigentlich eine ganz interessante Nachricht : 2009 erreichte Griechenland noch Platz 35 aller Staaten, gemessen am in Kaufkraftparitäten umge rechneten Bruttoinlandsprodukt (BIP); im letzten Jahr war es nur noch Platz 40; und dieses Jahr wird es aufgrund der anhaltenden Rezession noch weiter abfallen. Vietnam, Peru, vielleicht sogar Bangladesch werden Griechenland übertreffen.

Der Financial Times Deutschland war das aber noch zu wenig dramatisch. Sie musste die Meldung ursprünglich mit der reißerischen Überschrift versehen: “Griechische Wirtschaft fällt auf Drittwelt-Niveau”. (So immer noch festgehalten auf Rivva.) Und das ist natürlich vollkommener Quatsch.

Nach dem Maßstab, den die FTD ansetzte, wäre Dänemark schon lange auf Drittwelt-Niveau. Denn es erreichte 2011 auf der Liste BIP in Kaufkraftparitäten gerade Platz 53 und lag damit ein gutes Stück hinter Bangladesch auf Platz 43. Trotzdem halten sich die Spendenaufrufe für die hungernde dänische Bevölkerung bislang in Grenzen. Und hier liegt kein Versagen der humanitären Hilfsorganisationen vor, sondern ein kategorialer Fehler der FTD.

Um ein Land als “Dritte Welt” oder arm zu kennzeichnen, ist eben nicht das BIP eines Staates als Gesamtsumme ausschlaggebend, sondern natürlich das BIP pro Kopf der Bevölkerung. Hier stand Griechenland 2011 (nach Zahlen des IWF) immer noch auf Platz 37 und damit auf einem ansehnlichen Rang zwischen den Ölländern Oman und Saudi-Arabien. Mit rund 26.294 $ Kaufkraft hatte der Durchschnittsgrieche 2,6-mal mehr zur Verfügung als ein Peruaner (10.062 $), 7,8-mal mehr als ein Vietnamese (3.359 $) und sogar 15,5-mal mehr als ein Bangladeschi (1.693 $).

Doch gerade die Schlagzeile “Griechische Wirtschaft fällt auf Drittwelt-Niveau” fiel im Web auf fruchtbaren Boden . Da ließ sich eine dramatische Meldung zu leicht mit der persönlichen politischen Agenda verknüpfen. Bezeichnend etwa ein Tweet von Glamypunk: “Merkels Sparplan wirkt: Griechische Wirtschaft schrumpft auf Drittwelt-Niveau.”

Den Twitterern sei verziehen, da selbst der Züricher Tagesanzeiger sich nicht zu blöd war, die FTD-Überschrift zu übernehmen: “Griechenland fällt unter das Niveau von Entwicklungsländern“, titelte er.

Es gab allerdings auch Kritik im Web am FTD-Artikel – eher zaghaft bei egghat, durchaus deutlich von Jens Berger auf den Nachdenkseiten. Als Reaktion hat die FTD dem Artikel inzwischen eine neue Überschrift verpasst: “Dramatischer Wohlstandsverlust in Griechenland”. Wer korrigiert allerdings jetzt all die Retweets?

Die Eurozone ist kein optimaler Währungsraum im Sinne der Volkswirtschaftstheorie. Das heißt, im Durchschnitt ginge es Europa ohne Euro besser. Das schließt nicht aus, dass es trotzdem einzelne Profiteure gibt. Zumindest einen kann man identifizieren: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Obwohl Angela Merkel der Lösung der europäischen Schuldenkrise nicht näher gekommen ist, schneidet sie in Umfragen gut ab, gerade weil sie der Lösung der europäischen Schuldenkrise nicht näher gekommen ist.

Die ersten drei Jahre Eurokrise

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