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Kritik an Ratingagenturen: Lächerlich, aber nicht zum Lachen

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11. Juli 2011

„Lächerlich hoch drei“, so bezeichnet Thomas Strobl die gegenwärtige Kritik von Politikern an den Ratingangenturen. Doch so lächerlich die Politikeraussagen sein mögen, leider ist die ganze Situation überhaupt nicht zum Lachen. Denn wenn EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier nun überlegt, das Rating von Krisenländern zu verbieten, dann zeigt das vor allem Hilflosigkeit, dann ist das schon so gut wie ein Offenbarungseid. Auf Deutsch gesagt: Denen geht der Arsch auf Grundeis.

Vorangegangen war bekanntlich die Abwertung von Portugalanleihen durch die Ratingagentur Moody’s auf Ba2. Die Anleihen gelten somit als spekulativ; die Medien reden von Ramschanleihen. Die Aussetzung des Ratings (wie von Barnier gefordert) hätte allerdings genau dasselbe Signal gebracht. Unter Umständen wäre das Signal sogar noch verheerender gewesen. Denn die Märkte sind meistens eher bereit schlechte Nachrichten zu akzeptieren als große Unsicherheit. Lieber also eine schlechte Bewertung als gar keine.

Auch der Ruf nach mehr Rating-Wettbewerb ist nicht zu Ende gedacht. Klar, wenn es statt dreier großer Rating-Agenturen sechs gäbe (wie von Barniers Kollegin Viviane Reding gefordert), verlöre das Votum einer einzelnen Agentur an Gewicht. Dies würde helfen, die Ratings nicht überzubewerten. Sie sind insbesondere, was Staatsanleihen betrifft, sehr unsichere Prognosen über die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls. In sie fließen solche Unwägbarkeiten wie die zukünftige Wirtschaftsentwicklung des Staates mit ein. Außerdem muss der Willen und die Durchsetzungsfähigkeit der Politiker beurteilt werden, wenn es um für die Kreditrückzahlung notwendige Steuererhöhungen und Haushaltskürzungen geht.

Eines würde aber durch mehr Rating-Agenturen wahrscheinlich nicht erreicht, nämlich, dass die Qualität der Bewertungen verbessert würde. Qualitätswettbewerb funktioniert schlecht, wenn die Qualität der Ware erst lange im Nachhinein festgestellt werden kann. So wissen wir heute, wie falsch die AAA-Ratings für die US-amerikanischen Hypothekenanleihen waren. Dieses Wissen hätten wir allerdings vor fünf Jahren gebraucht.

Zur Einschätzung der Qualität einer Bewertung können wir höchstens vergleichbare Erfahrungen aus der Vergangenheit heranziehen. Da allerdings haben die drei großen Agenturen trotz einiger Kapitalfehler keine schlechte Bilanz vorzuweisen. Und das immerhin über 70 bzw. 100 Jahre. Ein Neuling kann dagegen nicht anstinken.

Ich tippe darauf, dass Moody’s auch im Fall Portugal richtig liegt.

Wenn die Ratingagenturen nicht schuld sind, dann aber womöglich die Spekulanten.

Die ersten drei Jahre Eurokrise

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