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Euro am Ende?
Оглавление26. November 2010
„Game over für den Euro“, schreibt Thomas Strobl alias Weißgarnix in seinem Blog. Und ein bisschen wundern mich seine europessimistischen Töne schon. Denn schon häufig hat sich Strobl als Schuldenfetischist geoutet und daher dachte ich, er müsse sich gegenwärtig sehr wohl fühlen, verkündet Irland doch ein Rekorddefizit, während es immer unwahrscheinlicher wird, dass Portugal und Griechenland ihre Schulden spürbar abbauen.
Tatsache ist allerdings, dass Länder wie Griechenland und Portugal gegenwärtig eine restriktive Fiskalpolitik betreiben/ betreiben müssen, die aktuell vielleicht in Deutschland angebracht ist, in diesen Ländern jedoch gar nicht zur wirtschaftlichen Lage passt. Das zeigen die Wirtschaftsprognosen des IWFs für die Euroländer 2010/11 in der nachfolgenden Tabelle. (Die fünf kleinen Euroländer habe ich weggelassen.)
Auch im Jahr 12 des Euro bestehen schwerwiegende Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den einzelnen Staaten. So beträgt die Wachstumsdifferenz zwischen Deutschland und Griechenland 2010 voraussichtlich 7,3 Prozentpunkte. Griechenland müsste seine Währung unbedingt abwerten, um seine Wirtschaft anzukurbeln, Deutschland müsste seine aufwerten. Beides gleichzeitig geht jedoch bei einem einheitlichen Euro nicht.
Mein Szenario ist, dass diese Wachstumsdifferenzen nicht nur vorübergehend sind, sondern über die nächsten zwei bis fünf Jahre bestehen bleiben. Eine solche Zerreißprobe wird der Euro nicht unbeschadet überstehen.
Die Prognosen zeigen allerdings auch, dass Frankreich und Italien gut mithalten können. Insofern stimme ich Strobl nicht zu, wenn er glaubt, auch diese Länder werden aus dem Euro aussteigen. Selbst Irland könnte es packen. Immerhin sind die Aussichten für 2011 gut. Die irische Wirtschaft ist im Kern wettbewerbsfähig. Lediglich Griechenland, Portugal (für das die IWF-Prognosen meiner Meinung nach zu optimistisch sind) und wahrscheinlich Spanien werden ausscheiden oder herausgedrängt werden.
Verlassen diese Mittelmeerländer die Eurozone, ist das nur zu ihrem eigenen Wohl. So können sie nicht nur abwerten und ihre Wirtschaft ankurbeln, sondern auch ihre Euroschulden in Weichwährungsschulden konvertieren. Die lassen sich dann bequem zurückzahlen, auch ohne restriktive Sparmaßnahmen.
Schließlich ist auch Thomas Strobl „Weißgarnix“ kein Anhänger der These, dass alle Schulden unter allen Umständen bis auf den letzten Cent zurückgezahlt werden müssen, ja, er sieht das sogar als unmöglich an. Und da hat er recht.
An den Wachstumszahlen zeigte sich, wie schnell die offizielle Eurorhetorik zusammenbricht, wenn man nur ein paar einfache Daten analysiert. Das gilt auch bei längeren Zeitreihen. So wird häufig behauptet, dank des Euros wächst Europa zusammen. Auch Angela Merkel sagte z.B. auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, Europa wachse in der Krise zusammen . Wenn sie damit aber meint , dass sich die nationalen Volkswirtschaften der Eurozone immer mehr in einem Gleichklang bewegen und sich ihre Wachstumsraten immer mehr aneinander annähern, dann sieht die Wahrheit (leider) anders aus.