Читать книгу Juliane - Arno Grohs - Страница 10

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Die darauffolgenden Wochen waren schlimm für Juliane. Ihre so liebgewonnenen Bücher fehlten dem Mädchen sehr, sie klammerte sich in Gedanken an bereits unternommene Phantasiereisen und erlebte sie immer wieder aufs Neue. Es war ihre Art, der Realität des Kinderheims zu entfliehen und den Druck, der ihr von jeder Seite bereitet wurde, zu verarbeiten.

Sie zog sich immer mehr zurück und kam nur noch selten aus ihrem Zimmer. Nur wenn Sabine wieder einmal einen Jungen mitbrachte, floh Juliane in den Garten und suchte sich die ruhigste Ecke, um vor sich hinzuträumen. Doch diese vermeintlich ruhigen Ecken hatten leider alle eines gemeinsam. Hier war sie unbeobachtet und so konnten die anderen diesen Umstand ausnutzen, um sie ungesehen zu ärgern. Es kam auch vor, dass der ein oder andere ihr einen Schlag auf die Schulter oder den Oberschenkel versetzte, wenn sie nicht aufpasste. Zu Beginn hatte Juliane versucht, sich bei den Erzieherinnen Gehör zu verschaffen. Sie hatte die Vorfälle geschildert und darauf gehofft, dass sich etwas ändern würde. Zuerst schien es auch so, doch dann verschwanden plötzlich persönliche Dinge aus Zimmern der anderen. Seltsamerweise war jedes Mal kurz zuvor Juliane in der Nähe der Räume gesehen worden. Natürlich hatte sie nichts mit den vermeintlichen Diebstählen zu tun. Trotzdem warf es erneut ein schlechtes Licht auf Juliane und so verringerte sich die Bereitschaft der Erzieherinnen, ihr zuzuhören, immer mehr.

Juliane hatte nach Monaten wieder die Erlaubnis erhalten, die Bibliothek zu betreten und nutzte diese Möglichkeit, ihrer Umgebung zumindest im Geiste zu entfliehen wieder ausgiebig. Kurz bevor sie eines der ausgeliehenen Bücher zurückgeben wollte, bemerkte Juliane, dass jemand ein paar Seiten herausgerissen hatte. Sie sah erneut Probleme auf sich zukommen. Wie erwartet gab es ein großes Donnerwetter und ein erneutes Bibliotheksverbot und dieses Mal sollte es von Dauer sein. Juliane war am Boden zerstört, hatte sie sich doch so sehr darauf gefreut, wieder Bücher ausleihen zu dürfen und nun so etwas. Sie zog sich noch weiter in ihr Inneres zurück, sprach kaum noch und magerte zusehends ab.

Julianes Leben verbesserte sich ein wenig, als Sabine das Heim schließlich mit achtzehn Jahren verließ. Doch es gab noch genügend andere, die es ihr nach wie vor schwer machten. Zumindest bekam sie mit Sarah ein sehr ruhiges Mädchen auf das Zimmer. Die Neue war, wie Juliane damals, zwei Jahre jünger als ihre Zimmerkameradin und gab sich Mühe mit niemandem anzuecken. Juliane war das sehr recht, so konnte sie sich wieder in ihr Zimmer zurückziehen und die Attacken im Garten hörten auf.

Juliane

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