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Am nächsten Morgen, Juliane wischte sich noch den Schlaf aus den Augen, schoss ihr der Gedanke vom Vortag erneut in den Kopf. Vorarbeiterin, sie würde Vorarbeiterin werden. ›Erst einmal abwarten, vielleicht war ja alles eine Verwechslung. Nicht zu früh freuen, das kann ins Auge gehen und das Erwachen ist dann umso schlimmer‹. Während Juliane ihren Gedanken nachhing, duschte sie sich, zog ihre Kleidung über und bereitete ein karges Frühstück zu. Immer wieder trieben ihre Gedanken ab und wurden von der Vorstellung des unerwarteten Erfolgs eingefangen. Nie im Leben hatte sie an einen Aufstieg innerhalb der Firma gedacht. Ehrgeiz war ihr fremd geworden. Wahrscheinlich hatte sie bereits zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, deren Summe schlussendlich jede Hoffnung auf Erfolg bereits im Keim erstickte. »Jetzt ist aber Schluss!« Energisch stellte sie die leere Kaffeetasse auf den Unterteller, der bedrohlich klirrte, als das billige Porzellan ihren Ausbruch vergeblich abzufedern versuchte.

Juliane machte sich auf den Weg zur Arbeit. Es war ein trüber, regnerischer Tag. Die Straßenbahn hatte ein paar Minuten Verspätung, aber Juliane bemerkte es kaum. Ihre Versuche, nicht an die neue Position zu denken, um sich keiner möglichen Enttäuschung auszusetzen, blieben erfolglos. Julianes Unterbewusstsein ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihre Gedanken um die neuen Möglichkeiten kreisten, wie Nebelschwaden, die langsam von einer Wärmequelle aufgesogen wurden. An ihrem Arbeitsplatz angekommen, versuchte Juliane sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt sie war. Kurz nach der Frühstückspause zog sie ihr Vorarbeiter zur Seite.

»Juliane kommst du bitte mal in mein Büro?« Sie nickte kurz und merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Zumindest war sie davon überzeugt, dass man ihr die Aufregung an den leuchtenden Wangen hätte ablesen können. »Setz dich bitte.« Der Vorarbeiter schloss hinter ihr die Tür und ließ sich dann betont langsam auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch sinken. Sein Gesichtsausdruck ließ nicht auf den Inhalt des bevorstehenden Gespräches schließen.

»Du bist jetzt seit über einem Jahr bei uns, und wie du schon weißt, sind wir mit deiner Arbeit sehr zufrieden.« Er hielt kurz inne und beobachtete sein Gegenüber. Juliane, die ungern die Initiative ergriff, aber auch nicht schüchtern war, rutschte unbeholfen auf dem unbequemen Holzstuhl hin und her. Sie versuchte, sich ihre innere Unruhe nicht anmerken zu lassen.

›Gleich sagt er es, gleich sagt er es …‹, dachte sie verkrampft.

»Kannst du dir vorstellen, deine Kolleginnen zu führen, ihre Schichten und den Urlaub zu koordinieren?« Endlich war es raus. Juliane zog geräuschvoll die Luft in ihre Lungen. Für ihr Gegenüber machte das den Eindruck, als sei sie überrascht, doch die junge Frau gab damit endlich der aufgestauten Aufregung Raum. Ihr Körper hatte endlich die Möglichkeit, sich mit dem nächsten Atemzug zu entspannen. Gekonnt zog Juliane ihre Augenbrauen in die Höhe und tat so, als ob diese Frage sie völlig unvorbereitet getroffen hätte.

»Also … das, das kann ich mir gut vorstellen«, stammelte sie und setzte ihr nettestes Lächeln auf.

»Das ist schön, wir waren uns nicht ganz sicher, ob du wirklich Interesse hast. Du hast niemals etwas gesagt, was darauf schließen lassen konnte, dass du Karriere machen möchtest. Eigentlich kommt eine Beförderung auch erst nach frühestens zwei Jahren in Frage, aber du weißt ja selber, wie es bei uns zugeht. Die Arbeit wächst uns über den Kopf und gute Leute sind schwer zu bekommen. Also dann - herzlichen Glückwunsch! Ab nächstem Monat bist du Vorarbeiterin. Deinen neuen Vertrag lasse ich von der Personalabteilung fertigmachen, ich denke, spätestens übermorgen hast du ihn in den Händen.« Der Vorarbeiter lächelte Juliane an, stand auf und reichte ihr die Hand. Noch ganz benommen erhob sie sich und erwiderte seinen Händedruck.

»Vielen Dank!«

Als Juliane aus dem Raum des Vorarbeiters trat, waren alle Augen ihrer Kolleginnen auf sie gerichtet. Die drei Frauen konnten ein Grinsen nicht verbergen und Monika flüsterte ihr ins Ohr, »Heute Abend gehen die Getränke auf deine Rechnung, mein Schatz!«

Juliane

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