Читать книгу Tropische Gefahr - B. M. ALLSOPP - Страница 13
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ОглавлениеPARADISE ISLAND
Sergeant Susie Singh wartete an der Bar auf Pat McKenzie, die darauf bestanden hatte, sich für ihr Gespräch um Getränke und etwas zu knabbern zu kümmern. Die Regenwolken hingen inzwischen fast über ihnen. Erste dicke Tropfen glätteten bereits die Wellen im Meer und hinterließen Spuren wie Einschusslöcher im Sand. Die Gäste auf der Terrasse lächelten und hielten das Gesicht in den Wind. Die anderen, die drinnen saßen oder auf Liegestühlen unter dem Vordach auf der Veranda lümmelten, standen auf und liefen an den Strand, stemmten die Arme in die Hüften, wedelten mit dem Stoff ihrer T-Shirts, den Blick nach oben gerichtet, und entblößten ihre Speckröllchen, damit so viel Haut wie möglich in den Genuss der Abkühlung kam. Die beiden Barmänner Sai und Tui, von ihrer Kundschaft allein gelassen, rannten ans Wasser, streckten die Arme in den finsteren Himmel und tanzten. Die jüngeren Gäste und die, die in Form waren, schlossen sich ihnen bei ihrem ausgelassenen Regentanz an. Fasziniert sah Singh ihnen zu. Pat McKenzie kam mit einem Tablett zu ihr und lächelte.
»In Augenblicken wie diesen liebe ich Fidschi.«
Singh folgerte daraus, dass diese Augenblicke rar gesät waren, und fragte sich, weshalb. Sie war noch nie in einem Inselresort gewesen. Es war eine Welt für sich, weit weg vom Chaos der überfüllten Städte und der Arbeit auf dem Land, die selbst auf den malerischen kleineren Inseln schwer war. Soweit sie es beurteilen konnte, war das Leben hier im Resort um einiges besser, selbst für das Personal. Nein, vor allem für das Personal.
Sie machten sich auf den Weg zum inzwischen schon als Polizei-Bure bekannten Bungalow. »Für heute hatte ich genug Meerblick«, verkündete Pat heiter. »Können wir uns reinsetzen?«
Pat machte es sich auf dem Rohrsofa gemütlich, und Singh setzte sich auf einen der dazu passenden Sessel ihr gegenüber. Es versetzte ihr einen Schreck, als sie erkannte, womit die Polster bedruckt waren. Was sie bisher als gedecktes Grünblau mit weißen Wirbeln darin wahrgenommen hatte, waren in Wirklichkeit Gelblippenseeschlangen, die sich durch Meerespflanzen schlängelten. Wollten sie die Gäste etwa erschrecken? Oder ging es darum, sie allmählich daran zu gewöhnen? Sie schauderte, als sie an ihre Panikattacke dachte. Der Boss war wirklich gut damit umgegangen, das musste sie ihm lassen. Irgendwie wusste sie, dass er es ihr weder verübeln noch es weitertratschen würde.
»Bitte, ich brauche unbedingt einen Drink, Sie doch sicherlich auch.« Pat McKenzie hielt ihren Campari Soda hoch, wahrscheinlich nicht der erste heute. »Stoßen wir darauf an, dass dieses schlimme Unglück schnell aufgeklärt wird, damit Nisi in Frieden ruhen kann.«
Singh erhob ihren eisgekühlten Chapman Soda und trank einen Schluck. »Es freut mich, dass wir beide das Gleiche wollen, Mrs McKenzie. Bislang ist Akanisis Tod noch ein Rätsel. Ich vermute, dass die Obduktion uns eindeutigere Hinweise liefern wird, aber in der Zwischenzeit gilt, je mehr wir über Akanisi und was sie in den letzten Tagen getan hat erfahren, umso eher werden wir herausfinden, wie sie gestorben ist.«
Pat senkte den Kopf mit den dunklen Locken über ihr Glas, ihre zierliche Gestalt in sich zusammengesackt, als würde sie in der rosigen Flüssigkeit die Lösung des Rätsels aufspüren wollen, das den Tod des Mädchens umgab. Als sie den Kopf wieder hob, sahen ihre blauen Augen ernst aus, ihr Blick fest.
»Wie gut kannten Sie Akanisi, Mrs McKenzie?«
»Wir standen uns nicht nahe, nein. Das ging ja nicht. Ich bin alt genug, um ihre Mutter zu sein, und ich bin die Frau des Chefs und dazu noch eine verfluchte Ausländerin, eine Kaivalagi. Das ist eine dreifache Kluft – der Generationsunterschied, der Positionsunterschied und der Herkunftsunterschied.« Ihre Lippe zitterte. Sie stand auf und ging zum Haustelefon, um in der Bar anzurufen. »Sai? Einen Campari Soda und einen Chapman in die Bure des Resortbesitzers, bitte.« Sie kam zurück zum Sofa, setzte sich Singh direkt gegenüber und blickte sie beschwörend an. »Aber ich wette, Sie können das verstehen. Sie sind doch auch eine Außenseiterin.«
Singh fühlte sich nicht beleidigt. Sie musste nicht daran erinnert werden, dass die indische Bevölkerung auf Fidschi einen Status zweiter Klasse innehatte. »Trotz der Unterschiede glaube ich, dass Akanisi Ihnen am Herzen lag, Mrs McKenzie. Wurde sie auf gewisse Weise vielleicht auch ausgegrenzt?«
»Nun ja, da war natürlich ihr Alter. Sie war achtzehn. Die nächste jüngere Frau beim Personal ist zweiunddreißig, das ist Litia. Manche der Jungs sind Anfang zwanzig, also … Und sie war so entzückend, nicht einfach nur hübsch, sondern sie strahlte von innen. Sie hatte keine Ahnung, welche Wirkung sie auf andere hatte, ganz egal, wie alt sie waren oder ob Mann oder Frau.«
»Meinen Sie damit, dass sie gern geflirtet hat, Mrs McKenzie?«
»So würden Männer ihr Verhalten wahrscheinlich interpretieren. Aber ich glaube, sie war da noch kindlicher. Sie müssen wissen, dass sie direkt vom Dorf hierherkam. In der Sekundarstufe war sie zwei Jahre auf Viti Levu auf dem Internat, dann kehrte sie mit fünfzehn nach Delanarua in ein Leben aus Unterdrückung und Langeweile zurück. Sie neckte andere gern und lachte mit ihnen, ja, aber sie war einfach verspielt, wie ein Dorfkind eben.«
»Gab es jemand bestimmten, der ihr Verhalten falsch interpretiert haben könnte?«
»Auch da bin ich nicht die beste Ansprechpartnerin, Sergeant.«
Es klopfte an der Wand neben der Verandatür, und ein durchnässter, aber lächelnder Sais erschien. Er schnappte sich ihre leeren Gläser und ersetzte sie durch neue Drinks.
Mrs McKenzie nahm ihren Campari Soda. »Vinaka, Sai.«
»Ich habe noch einen Spritzer Regenwasser dazugegeben, Ovisa, nur für Sie. Dafür sollten Sie einen Aufschlag verlangen, Pat.« Er grinste Mrs McKenzie an und spazierte hinaus in das niederprasselnde Unwetter.
Einige Augenblicke nippten sie an ihren Getränken, dann nahm Sergeant Singh das Gespräch wieder auf.
»Mrs McKenzie, ich glaube, Sie sind eine der Personen, die uns am meisten über Akanisi erzählen kann. Außenseiterin zu sein, wie Sie es nennen, hat seine Vorteile.«
»Nun ja, ein Mann, der ihr Verhalten falsch interpretierte, war ihr Onkel Jona. Ein selbstgerechter, selbstgefälliger Bibelfanatiker der schlimmsten Sorte, wenn Sie mich fragen. Haben Sie von seiner Vorstellung beim Mittagessen gestern gehört?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf und trank noch ein paar Schlucke.
»Was ist passiert?«, hakte Singh nach.
»Jona hatte darum gebeten, das Tischgebet sprechen zu dürfen, als Vertreter des Personals – er führt sich als eine Art Laienprediger für die Angestellten auf. Es war nicht nötig, Pfarrer Mosese aus Delanarua sollte ja das Gebet sprechen. Ian wusste, dass Jona ein Risiko darstellte – er hat nur zugestimmt, um den Angestellten Respekt zu zollen. Nun gut, ich hätte es nicht weiter beachtet, aber Jona klang so wütend, dass ich ihn geradewegs ansah. Zornig blickte er sich im Raum um, als würde er uns alle hassen, dann wechselte er auf Englisch, was nur auf die Ausländer gemünzt gewesen sein konnte, und trug diesen grauenhaften Auszug aus der Bibel vor. Sie wissen schon, aus der Schöpfungsgeschichte. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 1. Mose 1, Vers 26. Amen.« Mrs McKenzie hatte eine tiefe, gewichtige Stimme angenommen, und Singh musste lächeln. »Unglaublich, sich so seinem Ratu und dem Methodistenpfarrer zu widersetzen!«
»Das verstehe ich nicht. Dann freut sich Jona also nicht über das Meeresschutzgebiet?«
»Natürlich freut er sich nicht. Gott persönlich hat ihm die Herrschaft über alles vermacht, inklusive Lizenz zum Töten – das war seine Botschaft. Er ist dermaßen arrogant, ich würde ihm alles zutrauen, auch absichtlich die Segnungszeremonie zu sabotieren, indem er das Boot auf Grund laufen lässt.«
Singh war verwirrt. »Mrs McKenzie, in Ihrer Stellungnahme haben Sie nichts von diesen Zwischenfällen mit Jona erwähnt.«
Sie runzelte die Stirn. »Nein, weil Nisi damit nichts zu tun hatte.«
»Da mögen Sie recht haben, Mrs McKenzie, aber wir benötigen trotzdem eine vollständige Schilderung der gestrigen Geschehnisse von Ihnen. Ich wäre dankbar, wenn Sie noch eine ergänzende Erklärung abgeben könnten.«
»Das mache ich gern. Es wird Zeit, dass jemand diesen Heißluftballon auf den Boden zurückholt.« Sie nippte an ihrem Drink. »Jona ist dermaßen stolz darauf, der Erste Bootsführer und der Laienprediger für das Personal zu sein – wobei er sich zu Letzterem selbst ernannt hat, das kann ich Ihnen versichern. Er hält sich für den Größten hier. Zugegeben, Nisis Eltern haben ihn sicher darum gebeten, ein Auge auf sie zu haben, das bezweifle ich nicht. Aber wenn er dabei war, wurde sie zu einem völlig anderen Menschen – sie war dann wie eingeschüchtert, ganz verängstigt. In gewisser Weise schrumpfte sie. Kein Wunder – wussten Sie, dass der Tyrann sie tatsächlich geschlagen hat?«
Singh hoffte, dass ihr ihre Beunruhigung nicht anzumerken war. »Nein, Mrs McKenzie. Bitte erzählen Sie davon.«
»Ich bin sicher, dass es mehrmals vorgekommen ist. Auf jeden Fall. Einmal habe ich an ihren Armen und Beinen blaue Flecken bemerkt und irgendeinen dummen Witz darüber gemacht. Nisi ist rot geworden, hat den Kopf hängen lassen und was davon gemurmelt, sie sei bei rauer See im Boot hin- und hergeworfen worden. Es war ja wohl klar, wer sie hin- und hergeworfen hatte! Wenn sie in Jonas Nähe war, blickte er immer finster drein. Wie ein gemeingefährlicher Wachhund. Wenn Sie mich fragen, und natürlich ist das nur meine Meinung …« Sie nahm noch einen Schluck und fuhr dann aufgebracht fort. »Wenn Sie mich fragen, war er schlicht und ergreifend eifersüchtig – darauf, dass sie sowohl vom Personal als auch von den Gästen so viel Aufmerksamkeit bekam, dass sie gemocht wurde, wie sie war, dass sie glücklich war und unbeschwert. Das Personal respektiert Jona zwar, aber ich bezweifle, dass irgendwer ihn besonders mag.«
»Haben Sie mit jemandem über Ihren Verdacht gesprochen?«
»Ja, habe ich. Mit Ledua, und sie hat es so gut wie zugegeben. Sie erklärte mir, dass Jona es als seine Pflicht ansehen würde, Nisi für Verhaltensweisen zu bestrafen, die in seinen Augen unmoralisch oder sündig waren. Als ich sie fragte, was für ein Verhalten das sein konnte, meinte Ledua, Jona könnte der Meinung sein, Nisis neckende Art sei sexuell provozierend – nicht dass Ledua es genauso ausgedrückt hätte.«
»Glauben Sie, Jona war in sexueller Hinsicht eifersüchtig?«
»Ich weiß es nicht. Möglich ist es. Ich muss gestehen, dass mir der Gedanke ein paarmal gekommen ist.«
»Wann?«
Mrs McKenzie trank ihr Glas aus und stellte es ab. Vertraulich beugte sie sich zu Singh vor. »Einmal begegnete ich den beiden zum Beispiel am Strand am südlichen Ende der Insel hinter den Personalunterkünften, als sie sich gerade stritten. Ich spazierte bei Ebbe zwischen den Gezeitentümpeln herum. Ich war etwa zehn Meter von ihnen entfernt, vielleicht auch mehr, und der Wind wehte landwärts, deswegen konnte ich nicht verstehen, was sie sagten, aber Jona schrie und wedelte mit der Faust. Ich dachte, er wollte sie schlagen, tat er aber nicht. Nisi stand einfach da, mit dem Rücken zu mir, die Schultern hochgezogen, den Kopf gesenkt, während ihr Onkel sie beschimpfte. Völlig unterwürfig. Da habe ich mich schon gefragt.«
»Haben die beiden Sie gesehen?«
»Nicht sofort. Ich ging in etwa parallel zum Strand, und Jona stand mit dem Gesicht zum Meer, aber er entdeckte mich erst, als ich in sein Blickfeld kam. Ich glaube, ich habe ihn ganz schön erschreckt.«
»Was haben Sie getan?«
»Nichts. Ich habe so getan, als hätte ich sie nicht bemerkt und würde in den nächstgelegenen Tümpel schauen. Dann sah ich hoch, winkte ihm zu und ging weiter, kümmerte mich um meine eigenen Angelegenheiten. Nisi hat sich nicht gerührt. Als ich zurückkam, waren sie weg.«
»Warum glauben Sie, dass es bei der Konfrontation eine sexuelle Komponente gab?«, fragte Singh nüchtern nach.
»Ich weiß es nicht, und ich behaupte auch nicht, dass es eine gab. Sie haben mich gefragt, und ich sagte, dass ich manchmal bei Nisi und ihrem Onkel ein merkwürdiges Gefühl hatte, das ist alles. Sie können sich über alles Mögliche gestritten haben – sogar über die Schildkröten. Ich glaube, es war etwa zu der Zeit.«
Singh war aufs Neue verwirrt. »Die Schildkröten?«
»Oh, haben Sie das nicht gehört?« Mrs McKenzie beugte sich eifrig vor. »Nun, die Geschichte von Jona und den Schildkröten ist nicht so bizarr wie die von Jona und dem Wal, aber auf diesen langweiligen Inseln ist es eine ziemliche Legende. Das Personal durfte, zumindest bis gestern, in seiner Freizeit fischen, Krebse sammeln und so weiter, entweder zum Spaß oder zum Verkaufen, ich glaube, vor allem zum Spaß. Hin und wieder findet sich auch eine Schildkröte in dem Fang. Schildkröten sind definitiv profitabel – man kann sie so lange am Leben halten, bis der Marktwert auf Viti Levu stimmt. Wie Sie sicher wissen, werden die Gesetze zum Schutz von Wildtieren, wie sie hier gelten, größtenteils ignoriert, aber in der Brutzeit zwischen Dezember und Februar sind alle Schildkröten gesetzlich geschützt. Nun ja, Anfang Dezember fand Ian in den Personalunterkünften unter ein paar Palmwedeln drei eingepferchte Schildkröten und ließ sie wieder ins Meer. Sie haben sicher bemerkt, wie viel ihm das Meeresschutzprojekt bedeutet – entsprechend war er empört. Schildkröten gelten als Festessen, die Idee ist also, dass man sie im November, wenn es legal ist, fängt und dann für einen höheren Gewinn bis Weihnachten eingesperrt hält. Aber das wissen Sie sicher alles.«
»Hatte Jona die Schildkröten gefangen?«
»Wer weiß? Niemand hat sich gemeldet. Niemand hat etwas gesagt. Aber eine Zeit lang brodelte es heftig unter dem ganzen höflichen Bula-Getue, das hat Ian und mir ein ziemlich ungutes Gefühl gegeben. Das ging vor allem von Jona und der Bootscrew aus. Wir spürten das beide. Schwer, es genau zu benennen.« Sie ließ sich auf das Sofa zurücksinken und betrachtete traurig ihr leeres Glas. »Dann ist eines Nachts vor ein paar Wochen der Motor von dem Boot verschwunden, das wir hauptsächlich für die Tauchgänge einsetzen. Ein Yamaha 200, den zu ersetzen über zwanzigtausend Dollar kostet. US-Dollar! Wenn es denn noch einen davon auf Fidschi geben würde, was natürlich nicht der Fall ist. Ian will einen gebrauchten aus Neuseeland besorgen. Die Stimmung unter den Männern hat sich danach verbessert. Sie wurden alle wieder fröhlich und nett.«
»Haben Sie den Diebstahl angezeigt?«, wollte Singh wissen.
»Nein, da fragen Sie besser Ian. Er vermutet, dass jemand von den Angestellten darin verwickelt ist, insbesondere Jona, aber er kann nicht sicher sein. Wie sollte da irgendetwas nachgewiesen werden?«
Singh fühlte sich ein wenig gekränkt. »Sie würden es kaum glauben, Mrs McKenzie, aber gestohlene Außenbordmotoren finden wir öfter wieder. Und wir schnappen sogar die Diebe.« Pat McKenzie lächelte schwach und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Kommen wir doch wieder auf Akanisis Wirkung auf die Männer hier zurück«, schlug Singh vor. »Hatte sie einen Freund?«
»Wie gesagt, das Personal ist sehr geschult darin, Dinge vor mir zu verbergen, und ich glaube, auch voreinander. Vielleicht Maika – sie sind dicke Freunde, ich weiß nicht, ob da noch mehr dahintersteckt. Ein paarmal habe ich mich das auch bei Guy Dawson gefragt. Ich habe gesehen, wie er sie immer mal wieder verträumt angestarrt hat, aber das hat nichts zu bedeuten. Sie halten mich sicher für eine faule Eingewanderte, die nichts Besseres zu tun hat, als über die Angestellten zu tratschen.« Sie schüttelte ihren Lockenkopf, als würde sie das Bild verscheuchen wollen. »Ich will so nicht sein, aber diese Inseln … Ich gehe jetzt besser zurück und tippe die Erklärung für Sie in meinen Laptop. Viel schneller. Ich bringe sie Ihnen, sobald ich fertig bin.«
Der Regenguss hatte nachgelassen und war zu einem steten Nieseln geworden. Sergeant Singh stand auf der Veranda und sah Pat McKenzie hinterher. Unter ihrem türkisfarbenem Schirm sah die zierliche Frau selbst wie ein verletzliches Kind aus, obwohl sie die vierzig überschritten haben musste. Langsam ging sie unter dem bleiernen Himmel den Strand entlang, blieb stehen, betrachtete einen Moment das dunkelgrüne Meer, zuckte die Achseln. Dann drehte sie sich um und ging entschlossenen Schrittes die Stufen zur Terrasse hinauf und in die Bar.