Читать книгу SALVATION - Bastian Oldhouse - Страница 11

Оглавление

KAPITEL 4: AUSBEUTUNG

NIEDRIGE INSTINKTE

Ein von den Eliten bevorzugtes Geschäftsfeld war der Menschenhandel. Besonders angetan waren sie von Pädophilie, Pornographie, Kinderprostitution und Handel mit Frauen und Kindern. Der Kinderhandel war ein weitverzweigtes Geschäft. Die aufregendsten „Positionen“ behielten sich die Schergen zu ihrer eigenen Belustigung vor. In privaten, kollektiven Sexorgien lebten sie ihre niedrigen Instinkte an Kindern aus. In exklusiven Sexpartys wurden (auch Klein-)Kinder zur Prostitution gezwungen. Fast immer waren Drogen im Spiel, sowohl bei den Tätern und Täterinnen als auch bei den Opfern. Den kleinen Kindern wurden vor Beginn der Partys regelmässig Sedativa verabreicht. So wurden sie ruhig gestellt. Sie erhielten genug Sedativa, um ihnen die Wehrkraft zu rauben, und doch nur so viel, dass sie schreien und sich vor Schmerz noch winden konnten. Komplett sedierte Kinder zu schänden machte offenbar sichtlich weniger Spass, als die Kleinen winseln zu hören. Einmal gebraucht wurden die Opfer, oft aufs schlimmste verletzte Buben und Mädchen, von ihren Folterern entweder dem Markt zugeführt oder auf Nimmerwiedersehen entsorgt. Aus dem von ihnen kontrollierten Kinderhandel schlugen die Eliten nicht nur hohe Profite. Ein Teil von ihnen versorgte ihresgleichen in Pädophilen-Ringen immer wieder mit „frischer Ware“, die an geheimen Orten angeliefert und geschändet wurde.

EPIZENTRUM DES LASTERS

Ich konnte nicht einschlafen. Unaufhörlich musste ich weinen. Um sieben stand Emma in unserem Zimmer, um uns zu wecken. Dann ging es zur Morgentoilette in das Badezimmer in den ersten Stock. Schon der Anblick der Treppe zum oberen Geschoss liess mich im Wissen erschaudern, dass mich nach der Morgentoilette nichts Gutes erwarten würde.

Es war Sonntag. Um zehn Uhr wurde ich erneut von Lola abgeholt und in das Zimmer Nummer drei geführt. Kolja erwartete mich schon. Diesmal lag er auf der Matratze, ausser einem Hemd hatte er keine Kleidung an. An diesem Morgen verlor ich nicht nur meine Unschuld. Mein Scherge brachte mir mit praktischen Beispielen bei, wie sich ein braves Mädchen gegenüber einem – meist wohlhabenden – Freier zu verhalten habe. An diesem Morgen wurde ich innerhalb von zwanzig Minuten fünf Mal hintereinander in all meinen Körperöffnungen penetriert. Dieses Erlebnis war die schlimmste Tortur, die ich bisher in meinem Leben erfahren hatte. Kolja ging dabei alles andere als einfühlsam mit mir um. Jedes „neue“ Kind musste die Tortur des „Einreitens“, wie die Behandlung genannt wurde, über sich ergehen lassen, bevor es „auf Kunden losgelassen werden konnte“. Damit wurde nicht nur der Rest von Widerstand gebrochen. Die Strapazen waren ein fester Bestandteil der Ausbildung zur Sexsklavin.

An diesen zwei Tagen lernte ich zwei Dinge kennen, die ich nie zuvor erfahren hatte: abgrundtiefen Hass und unbeschreiblichen Ekel. Um die Mittagszeit wurde ich in mein Zimmer zurückgeführt. Da ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, unterstützte mich Lola (an diesem Morgen war sie ungeschminkt und trug flache Schlüpfer). Sie führte ihre linke Hand unter meinem rechten Arm vorbei. Ihr Arm reichte jetzt über die gesamte Fläche meines schmerzenden Rückens. Sie stützte – oder war es mehr ein Schleifen – mich so die zweihundert Meter durch den Wald zum „Nest“. Hier trug sie mich die Treppe hoch zum Badezimmer. Ich war kraftlos, blutverschmiert und verspürte grosse Schmerzen. Mein Unterleib fühlte sich an, als hätte man mir den Bauch mit Steinen gefüllt. Lola erfasste die Lage und hielt mich aufrecht. Mit ihrer freien Hand drehte sie zuerst den Kaltwasser-, dann den Warmwasserhahn auf. Als das Wasser temperiert gemischt aus dem Hahn floss, setzte sie mich in die Dusche, ergriff den Schwamm und wusch mich so gut es ging. Wasser, Blut und – war das Kot? – flossen meine Beine entlang in die Duschmulde. Eingeschüchtert und am Boden zerstört fixierte ich diesen dünnen Wasserfluss, wie er sich seinen Weg zum Abfluss bahnte. Meine Unschuld, meine Würde und meine Zukunft verschwanden ins Abflussrohr. Ich wurde ohnmächtig und fing einen Traum ein. Er führte mich weit weg vom Albtraum, in den ich geraten war. Ich ging aufrecht auf dem Catwalk. Die Leute, vor allem junge Männer, aber auch Mädchen, jubelten mir zu. Ich spürte die Wärme der Scheinwerfer auf meinen freien Schultern. So zumindest sah es in den Zeitschriften aus. Alle wollten meine Füsse berühren. Ich war ein Star. Als ich erwachte, lag ich auf meiner Pritsche. Lola hatte mich die Treppe hinunter getragen und noch mit einem weissen Laken zugedeckt. Jetzt waren wir zu dritt im Zimmer. Ich schlief wieder ein.

Nach drei Tagen waren meine Verletzungen soweit geheilt, dass ich – diesmal mit „regulären“ Kunden – erstmals eine bezahlte Arbeit verrichten konnte. Bezahlt wurde am Ausgang. Lola war für die Einnahmen verantwortlich.

Zwischendurch gab es „Unfälle“ und ein Kind musste dringend „repariert“ werden. Dann rief man Dr. Peskov. Für solche Fälle hatte man eines der Zimmer, den kleinsten Raum unseres Nebengebäudes, als Krankenzimmer eingerichtet. Es kam auch vor, dass ein Kind, nachdem es dort gelegen hatte, nie mehr auftauchte.

Am vorletzten Tag des Grauens kam Maria in der Nacht zu meiner Liege und legte sich in mein Bett neben mich. Sie erzählte mir von ihrem Plan.

BESTIE MANN

Trotz der Schönheiten dieses Planeten musste ich bei jedem Aufenthalt bitter zur Kenntnis nehmen, dass die Gattung Mensch, trotz seiner mittleren Intelligenz, grausam war. Die Erdenbewohner wussten die Vorzüge ihrer Umwelt nicht zu schätzen. Von Satan instrumentalisiert gelang es ihnen nicht, sich aus dem Korsett zu befreien, das ihnen die Illuminaten stellvertretend für den Teufel übergestülpt hatten. Ich musste bitter akzeptieren, dass die Menschen, von den dunklen Herren der Welt beherrscht, seit jeher ihre niedrigen Instinkte (Ausbeutung, Gier, Macht, Neid) über den Frieden der Welt gestellt hatten. Unfähig, sich vom Fluch der Kabale zu lösen, waren die Erdenmenschen gezwungen, das Spiel der Drahtzieher zu spielen. Der Homo sapiens war dazu verdammt worden, zu morden, sich zu bekriegen, zu betrügen, zu schänden und zu töten, dies, obwohl diese Taten oft nicht einmal seiner Existenzsicherung dienten. Im Gegenteil.

„Sag mir, Kian, warum hat die Höchste Macht als Urdesigner des Menschen diesen wunderbaren Himmelskörper von einem Wesen bevölkern lassen, das dermassen grausam, unsozial und selbstzerstörend ist? Warum hat es das intelligenteste aller Tiere des Planeten nicht verstanden, sich von seinen leidbringenden Eigenschaften zu emanzipieren?“. Ich beobachtete eine Spezies, die zur Sklaverei verdammt war. Dabei wurde der Homo sapiens auch mit guten Eigenschaften ausgestattet. Davon war die Liebe die stärkste Kraft, die zum Frieden hätte führen können. Doch alle Versuche, sie anzuwenden, schlugen fehl. Der gefallene Engel Luzifer kannte nur Feuer, Schwefel und Tod. Seine Natur drängte ihn zur Unterdrückung der Menschheit. Dazu standen ihm die Eliten noch so gerne zur Verfügung.

FLUCHT

Mein Martyrium hatte drei Wochen und einen Tag gedauert, als Maria in mein Bett kroch und sich an mich kuschelte. Sie war fest entschlossen, aus ihrem menschenunwürdigen Leben auszubrechen. Wir sollten unsere Hölle bald verlassen können. Sie hatte bereits zwei Monate zuvor in der Nacht versucht, aus dem „Nest“ für immer zu türmen. Doch dem Kettenhund Boris war Marias Ausbruchsversuch nicht entgangen. Boris hatte das gesamte Personal alarmiert. Es war Kolja, der Maria einholte und mühelos wieder zurückbrachte oder genauer -trug. Nun war Maria erneut bereit, zu türmen. Boris war am Vortag an einer Magendrehung verendet und noch nicht ersetzt worden. Maria sah den Moment gekommen, ihre, unsere Chance zu packen und sich aus dem Nest-Haus zu schleichen. Es war Abend. Wir schliefen ein. Plötzlich wurde ich von Maria geweckt. Sie flüsterte mir zu: „Es ist Zeit, komm!“ Und nahm mich an der Hand.

Es war Nacht. Die anderen Kinder schliefen. Gebückt, als wollten wir uns unsichtbar machen, schlichen wir uns aus dem Zimmer in den Flur. Jetzt die Treppe hinunter und nichts wie raus. Leise stiess Maria die abgeschlossene Haustüre auf, von der sie am Vorabend das Schloss präpariert hatte. Vorsichtig schlichen wir nach draussen, über den Vorplatz aus dem Nest-Areal in den Wald. Alsdann setzten wir zu einem Rennen in den Wald an. Wir rannten, als wäre Boris direkt hinter uns und hätte nach unseren Hintern geschnappt. Wir liessen Blockhaus und „Nest“ hinter uns. Maria wusste, dass etwa eine halbe Gehstunde vor uns eine Hauptstrasse vorbeiführte. Wir rannten im Mondlicht durch die Nacht. Der Boden war weich und duftete nach frischem Moos. Je weiter wir vorankamen, desto dichter war die Vegetation. Wir kamen in einen Waldabschnitt mit gedrängtem Gestrüpp. Der Boden war nicht mehr weich und frei. Jetzt bedeckten stachelige Ranken den Waldgrund. Wir mussten unser Tempo reduzieren.

Plötzlich schrie ich auf: „Ich habe meinen linken Schuh verloren“. Er war an einem dornigen Bodenausläufer hängengeblieben. Mit Mühe konnte ich das Teil, unter Inkaufnahme von mehreren Dornenstichen, zurückgewinnen. Wir rannten weiter. Als wir endlich – ausser Atem – am Ende des Waldes angekommen waren, hielten wir an. Der Waldboden war wieder rein. Wir setzten uns und stemmten unsere beiden Arme auf unsere durchgestreckten Knie, rangen nach Luft. Nach einer Minute sah mich Maria an: „Wir müssen weiter!“ Sie nahm erneut meine Hand und zog mich. Als wir unsere Flucht fortsetzen wollten, stiess Maria einen dumpfen Schrei aus.

MOOR

Im selben Moment hatte sie ihre Arme hochgerissen. Sie war, kaum zwei Schritte von mir entfernt, in ein Schlammloch gefallen. Sie versuchte, sich aufzufangen. Bald stand Maria bis zu ihren Knien im Boden. Ich wollte einen Schritt zu ihr machen, um ihr zu helfen. Doch als ich meinen Fuss auf den Boden setzte, nahm ich den nachlassenden Untergrund unter meiner Sohle wahr, spürte den Schlickboden unter meinem Schuh. Reflexartig schreckte ich zurück. Maria stand jetzt bis zu den Hüften im Schlamm. Er umgab sie und schien sie förmlich zu verschlucken. Ausser mir rief ich ihr zu: „Ich hole dich da raus“. Ich sah mich hastig nach einem rettenden Ast um. Als ich zu meiner Rechten blickte, konnte ich zwischen zwei Bäumen, im Mondlicht, ein Stück Holz erkennen. Rasch packte ich die Holzstange, und während ich mich neben dem Schlund flachlegte, schob ich Maria den Stock zu. Jetzt stand sie bis zu den Schultern im Morast. Es gelang ihr, mit der rechten Hand das Ende des Astes zu fassen. Ich hielt den Stock am anderen Ende fest. Unaufhörlich versank sie in den Boden. Plötzlich verlangsamte sich ihre Abwärtsbewegung. „Ja, Maria, zieh dich am Stock hoch!“ Sie neigte ihren Körper vorsichtig zum Grubenrand. Ich feuerte sie an: „Zieh, Maria, zieh!“ Inzwischen hatte sie die zweite Hand zu Hilfe genommen und zog, so stark sie konnte. Sie sank jetzt wieder. Der Schlick hatte jetzt ihr Kinn erreicht. Sie zog sich zum Stock näher an den Rand. Plötzlich sah ich, wie sie wieder den Hals frei bekam. Gerettet! Ich hatte meinen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ich ein trockenes „Klack“ vernahm. Der Ast war in der Mitte zwischen Maria und mir geborsten. Machtlos musste ich zusehen, wie meine Freundin weiter in den Waldboden absank. Ein letztes Mal blickte sie zu mir, schloss die Augen und ging unter. Innerhalb von wenigen Sekunden musste ich zusehen, wie sich der Schlund über ihrem Scheitel schloss, um Marie für immer zu verschlingen. Ich schrie verzweifelt, vom Elend beseelt: „Nein, nein! Maria, komm zurück!“ Ich suchte erneut nach einem Ast. Nichts weit und breit. Stille kehrte ein. Es folgte ein leises Geräusch von Luftblasen, die genau an der schlammigen Stelle zerplatzten, wo mir Maria den letzten Blick geschenkt hatte. Und wieder … Totenstille. Nicht das geringste Windrascheln. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich allmählich zu meinen Sinnen zurück. Meine Augen waren geschlossen. Ich war allein. Von allem und allen verlassen, begann ich zu realisieren, in welcher Situation ich mich befand. Ich fragte mich, wie es weitergehen würde, jetzt, wo ich meine Wegbereiterin verloren hatte. Was sollte aus mir werden? Kian meldete sich. Auf einem Ast direkt über mir landete eine Eule. Im Mondlicht erschien sie mir in einem blauen Federkleid. Ich sah zu ihr hinauf und fragte sie: „Bist du es, Kian?“ Die Eule begann, mit ihren Flügeln zu flattern. Im nächsten Augenblick hatte sie sich in einen Lichtpunkt verwandelt, der bewegungslos in der Luft stehen blieb. Vom Lichtpunkt aus ging ein feiner, blauer Lichtstrahl. Ich erstarrte und sah auf den Lichtpunkt. Der Strahl fiel auf meine Stirn. Wenn auch von kalter Farbe, war es ein wärmender Strahl. Jetzt breitete sich wieder dieses seltsame Gefühl aus, das ich in meinem sechsten Leben bei den Samoas vernommen hatte. Ich schloss meine Augen. Mein Körper füllte sich mit Energie, meine Fragen wurden zu Antworten. Meine Gedanken an Marie verschwanden. Ich sagte zu mir: „Wenn du nichts unternimmst, wirst du untergehen. Du bist doch nicht diesen langen Weg gegangen, um ihn hier und jetzt zu beenden. Denk an deine Mission, steh auf“. Meine Gedanken wurden von einem leisen Zischen unterbrochen. Ich öffnete meine Augen und kniff sie sogleich wieder zu. Der sanft warme Strahl hatte meine Stirn verlassen. Jetzt zeichnete er eine Spur im Feld vor mir … und erlosch. In einer automatischen Bewegung richtete ich mich auf und setzte mich schwerelos in Bewegung. Ich hörte Stimmen. Sie kamen vom Wald, waren aber noch ziemlich weit weg. Unsere Schreie hatten wohl die Aufmerksamkeit unserer Schergen geweckt. Sie waren auf unserer, meiner Spur.

NOTIZEN


BILD 5: “STAND UP”

120 x 120 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2020)


BILD 6: „DON'T CRY“

100 x 100 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2020)

SALVATION

Подняться наверх