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Reporter

»Dressel, die Bochumer Chef-Schwalbe.« Jörg Dahlmann

»Betriebsversammlung.« Markus Höhner zum Spiel Bayer Uerdingen gegen Bayer Leverkusen

»Wenn Sie jemandem einen Streich spielen wollen, schenken Sie ihm eine Dauerkarte fürs Weserstadion.« Jörg Wontorra nach einem 0:0

»Das war’s für mich. Ich hab’ geschrien, ich hab’ geflüstert, ich hab’ gegähnt, ich hab’ gezittert, ich hab’ gefroren, ich hab’ geschwitzt, aber ich hab’ Spaß gehabt. Jedenfalls meistens in diesen 36 Jahren.« Radiomann Manni Breuckmann bei der Schluss-Reportage seiner Karriere

»Wie auch immer es ausgehen mag, es war ein schwer erkämpfter Sieg für die Bayern.« Wilfried Mohren

»Wieder ein Konter. Wieder Cha Bum – was macht er? Wieder drüber!« Holger Obermann kommentiert eine Wiederholung


»Heute schlägt das Schäfer-Stündchen.« Jörg Wontorra über Winfried Schäfer

»Von Jürgen Kohler, den sie alle nur Kokser nennen, zurück zum heutigen Gegner Kolumbien – eine gelungene Überleitung, wie ich finde.« Wolf-Dieter Poschmann

»Pässe der Marke Lothar Matthäus – da möchte man Ball sein.« Johannes B. Kerner

»Je länger das Spiel läuft, desto weniger Zeit bleibt.« Marcel Reif

Poesie und Fußball: Die Dichter Berti Vogts und Kalle Rummenigge

Passend zur Weihnachtszeit 1993 überraschte Berti Vogts auf einer Pressekonferenz die versammelte Journalisten-Schar mit einem literarischen Erguss der besonderen Art. Mit weihevoller Stimme trug er vor: »Ein bisschen mehr Freude und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Neid, ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was.«

Kurz nach der Veröffentlichung dieser Zeilen meldeten sich die ersten Zeitungsleser und erzählten erstaunt, dass sie dieses Gedicht in ihrer Jugend schon einmal gehört hätten. Und tatsächlich hatte Peter Rosegger (1843 – 1918), wie der Spiegel berichtete, bereits 1891 sehr ähnliche Verse verfasst. In Roseggers Version hieß es nur »Friede« statt »Freude« und das »doch« am Ende gab es nicht. Der Spiegel schrieb süffisant: »Vogts schützt nun eine Bildungslücke vor. ›Ich bin doch nicht so blöd und kupfere fremde Texte ab‹, ließ er den Express wissen. Er habe nur seine ›eigenen Gedanken aufgezeichnet. Rosegger kannte ich gar nicht‹.«

Knapp 16 Jahre später ereignete sich ein frappierend ähnlicher Fall um den Vorsitzenden des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge. Auf der Jahreshauptversammlung wollte der ehemalige Bundesligaprofi dem scheidenden Präsidenten Franz Beckenbauer mit einem Gedicht für seine Arbeit danken. Das ging gleich doppelt daneben. Rummenigge wurde für seine dargebotenen Zeilen zuerst belächelt und schließlich auch noch verklagt. Der Vorsitzende des FC Bayern hatte das Gedicht nämlich zu großen Teilen aus dem Internet von einer gewissen Anette Pfeiffer-Klärle kopiert. Über sie steht auf einer Webseite geschrieben: »Ihr Stil, in der heutigen Zeit reine Reime zu schreiben, bedarf immer größerer Beliebtheit.« Was immer dieser Satz auch bedeuten mag, er muss Karl-Heinz Rummenigge dazu bewogen haben, zu glauben, dass er damit einen Volltreffer bei seinem guten Freund Franz und dem rot-weißen Auditorium landet. 1.000 Euro Strafe sind Rummenigge diese Zeilen am Ende wert gewesen: »Lieber Franz, ich danke Dir. Ich danke Dir, ich danke Dir sehr. Ich danke Dir, das fällt uns nicht schwer. Ich danke Dir, danke Dir ganz doll. Weiß gar nicht, was ich alles sagen soll. Ich danke Dir, Du bist ein Schatz. Dies sage ich Dir in diesem Satz. Ich danke Dir, das fällt nicht schwer. Danke, danke, danke sehr. Und ein spezielles Dankesehr an 1860 für die Watschn an Dir.«

Fußball und die achtziger Jahre

1. Welches war das häufigste Ergebnis im Endspiel des Pokals der Landesmeister in den achtziger Jahren?

1.0

2.0

2.1

3.1

2. Wer war der erste DDR-Spieler, der legal in die Bundesliga wechselte?

Matthias Sammer

Michael Ballack

Dariusz Wosz

Andreas Thom

3. Welches europäische Team holte die meisten nationalen Meisterschaften in den achtziger Jahren?

BFC Dynamo Berlin

Roter Stern Belgrad

ZSKA Moskau

Steaua Bukarest

4. Nenne das Torverhältnis, welches die deutsche A-Nationalmannschaft in allen internationalen Endspielen in den achtziger Jahren erzielte!

3:3

4:6

5:7

6:8

5. Wer war der erste deutsche Fußballer des Jahres, der im Ausland spielte?

Karl-Heinz Schnellinger

Hans-Peter Briegel

Andreas Möller

Dietmar Hamann

6. Italien übte in den Achtzigern eine magische Anziehungskraft auf die Bundesliga aus – wer war der erste Bundesligaspieler, der in den achtziger Jahren den Run auf die italienische Liga eröffnete?

Herbert Neumann

Karl-Heinz Rummenigge

Bernd Schuster

Karl Allgöwer

»Rumpelfußball vom Feinsten – Langeweile pur«

Im Herbst 2009 schien für einen langen Moment die Welt beim »Stern des Südens«, dem ruhmreichen FC Bayern München, aus den Fugen geraten zu sein. Ein völlig indiskutabler siebter Platz in der Liga, enttäuschende Niederlagen gegen eine Schülermannschaft aus Untergiesing, äh Bordeaux, in der Champions League und ein holländischer Trainer, der sich in einem locker-jovialen Spruch scheinbar selbst übertraf, als er sagte: »Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank, und ich habe immer recht.«

Später wurde das Zitat allerdings von Louis van Gaal höchstpersönlich korrigiert. Selbstkritisch, bescheiden und voller Demut meinte der liebenswerte General, er habe lediglich gesagt, er würde in »Lederhosen aussehen wie ein Gott«. Na also, klappt doch wunderbar mit der Selbstwahrnehmung!

Bei so viel Kreativität in der Führungsriege wollten sich die Fans des »Champions of the world« von der Isar nicht lumpen lassen und verfassten eine süß-saure, bitter-böse Anklageschrift gegen ihren Klub – in Form eines realen Ticketangebots bei Ebay: »Wollen Sie Ihre Freunde loswerden? Hassen Sie Ihren Nachbarn? Wollen Sie Ihre Schwiegermutter endgültig gegen sich aufbringen? Hier das perfekte Geschenk: 2 x Eintrittskarten für den Champions-League-Kracher FC Bayern München gegen Maccabi Haifa. Die Plätze befinden sich im Mittelrang, damit man das Drama in Perfektion verfolgen kann, allerdings nicht dabei gefilmt wird, wenn man sich aufgrund der grandiosen Leistungen des ruhmreichen FC Bayern gerade übergeben muss. Wollen Sie verfolgen, wie Haifa den deutschen Rekordmeister an den Rand einer Niederlage bringt, schließlich aber doch 1:0 verliert (89. Minute, van Buyten)? Dann schauen Sie sich das Spiel bei Sky an und genießen Sie einen schönen Abend mit ‘nem gepflegten Vollrausch und dem ein oder anderen guten Spiel in der Konferenz. Sind Sie allerdings Masochist? Quälen Sie sich gerne selbst? Leiden Sie an Bulimie und benötigen ein neues Brechmittel? Dann bieten Sie hier auf diese Karten. Ich werde mir an diesem Abend wohl lieber die Weißheitszähne rausnehmen lassen oder Halma spielen → ist lustiger. Es handelt sich um 2 Eintrittskarten (2 weitere in einer anderen Auktion – sollten Sie noch mehr Freunde loswerden wollen).«

Das Spiel endete übrigens tatsächlich – nach einer mittelprächtigen Leistung der Bayern – 1:0 für den Rekordmeister. Das Tor ist allerdings in der 62. Minute gefallen und der Torschütze war Ivica Olic. Danach ging es mit dem FCB nur noch bergauf.

Das fabulöse Lexikon des brasilianischen Fußballs!

In seiner sechsten Ausgabe stellte Null Acht, das wunderbare »Magazin für Rasenpflege«, ein umfangreiches Lexikon über den brasilianischen Fußball vor. Unter www.nullacht.at kann man es komplett nachlesen. Deshalb hier nur ein Ausschnitt des unter Leitung von Alois Gstöttner entstandenen Lexikons:

Barbosa, Moacyr (1921–2000): Nicht nur tragische Figur der Weltmeisterschaft 1950 im eigenen Land, sondern tragische Figur des brasilianischen Fußballs schlechthin. Im entscheidenden Spiel gegen Uruguay kassierte er in der 79. Minute den – vermeintlich haltbaren – Siegtreffer aus spitzem Winkel. Torschütze: Alcides Ghiggia. Barbosa dazu selbst 1993 in einem Interview: »In Brasilien ist die Höchststrafe für ein Verbrechen 30 Jahre. Doch ich zahle jetzt schon 43 Jahre für ein Vergehen, das ich nicht einmal begangen habe.«

Campeonato Brasileiro de Futebol: Die Landesmeisterschaft, häufiger Brasileirão genannt. Der Rekordmeister im erst seit 1971 ausgetragenen Bewerb ist der FC São Paulo. Im Dezember 2008 konnte er sich seinen sechsten Titel, den dritten in Folge, sichern.

Carregador de Piano (Deutsch Klavierträger): Der schlechteste Spieler einer Mannschaft, das schwächste Glied der Kette.

Chapéu (Deutsch Hut): Meint einen Heber. Hergeleitet von der halbkreisähnlichen Kurve beim Ziehen des Hutes. Weitere sechs (!) Begriffe zur Umschreibung dieser technisch anspruchsvollen Angelegenheit: »Balãozinho« (Ballönchen), »Lençoís« (Leintuch), »Banho de Cuia« (Cuia-Bad), »Boné« (Kappe), »Bonezinho« (Kapperl) und »Sombrero«.

Domingues, Milene: Ex-Frau von Ronaldo. Und bei Weitem beeindruckender: Sie jongliert den Ball wie keine andere. Nach 9 Stunden und 6 Minuten wurden – je nach Quelle – um die 55.000 Berührungen gezählt. In der Seleção kam sie ebenfalls zum Einsatz.

Gasolina (Deutsch Benzin): Spitzname Pelés, bevor er den Thron als Fußballkönig besteigen durfte. Weitere Pseudonyme brasilianischer Profikicker: »Diamante Negro« (Deutsch: Der schwarze Diamant), »Ventilador« (Ventilator), »Astronauta« (Astronaut), »Fuzuê« (Lärm) und »Geada« (Frost). So gut wie alles kann in Brasilien zur Bildung eines Phantasienamens herangezogen werden. Fehlt die Inspiration, wird gerne nummeriert, wie im Falle des Kickers »Centoenoves« (Hundertneun).

Uwe Klimaschefski: »Fesselt ihn mit den Seilen!«

Nach manchen Menschen fragen die Leute noch Jahrzehnte später, was die Person wohl gerade macht. Uwe Klimaschefski ist so jemand, für den sich die Fußballfans auch heute noch brennend interessieren. Sein Hang zum anekdotenreichen Leben faszinierte die Anhänger des runden Leders schon immer. Über seine legendären Sprüche, spektakulären Geschichten und kuriosen Einfälle spricht der ehemalige Trainer auch heute noch gerne. Dem Magazin 11 Freunde hat Klimaschefski noch einmal eine seiner bekanntesten Storys erzählt: Die Anekdote von dem an den Torpfosten gebundenen Platzwart.

Es war die Zeit, als Uwe Klimaschefski in Homburg Narrenfreiheit besaß und ungestraft bei Rot über die Ampel fahren durfte. Wenn sich damals jemand bei seinem Präsidenten über ihn beschwerte und meinte: »Der Klima hat uns als Arschlöcher bezeichnet!«, dann hat der Homburger Vorstandsvorsitzende keine langen Reden geschwungen, sondern kurz und knapp gesagt: »Ja und? Ihr seid doch auch Arschlöcher!«

Nur ein einziger Unerschrockener leistete dem Trainer von Zeit zu Zeit etwas Widerstand. Der Platzwart und gleichzeitige Besitzer der Vereinsgaststätte verwehrte Klimaschefski an einem Rosenmontag die Übungseinheit auf dem Rasenplatz. Stattdessen sollte die Mannschaft auf den Hartplatz ausweichen, der laut Klimaschefski, »tatsächlich so hart« war, dass man dort »ohne große Probleme einen Jumbo« hätte landen können. Doch als der Trainer bemerkte, dass der Platzwart »bereits voll wie ein Eimer« war, schickte er seine Jungs dennoch auf den Rasen. Das passte dem Mann, den alle nur »Brüder« nannten, überhaupt nicht. Unaufhörlich wies er den Trainer durch Zwischenrufe darauf hin, dass er auf dem falschen Platz gelandet sei: »Klimaaa, du Idiot! Runter vom Rasen!«

Irgendwann wurde Klimaschefski die Sache zu blöd und er wies einen jungen Spieler an, Sprungseile zu holen. Dann versammelte er die Mannschaft am Mittelkreis und sagte: »Ihr geht jetzt runter, nehmt ihn gefangen und fesselt ihn mit den Seilen.« Der wehrlose Platzwart wurde an einen Torpfosten gebunden und mit Bällen, die man an der Strafraumgrenze positioniert hatte, beschossen. Klimaschefski erinnert sich: »Der hat einige Bälle vor den Sack bekommen, aber einknicken ging ja nicht, dafür hatten ihn die Jungs zu gut festgebunden.«

Der ganze schaurige Spuk endete nach knapp fünfzehn Minuten. Die Frau des Platzwarts kam mit einem Brotmesser aus der Vereinsgaststätte gestürmt und schnitt ihren Mann vom Pfosten los. Heute wohnt Brüder gleich bei Klimaschefski um die Ecke. Dass er beim freundlichen Grüßen immer noch leicht den Kopf einzieht, ist allerdings ein Gerücht.

Der unerfüllte Traum vom Fußballprofi: Recardo Egel

Kennen Sie Recardo Egel? Nein? Kein Problem. Denn er ist einer der vielen vergessenen Namen, für die einmal der Fußball-Himmel ganz nah schien. Doch Otto Rehhagel hat es damals leider nicht geschafft.

Als der junge Erfurter im Sommer 1990 seine Familie verließ, um als Sechzehnjähriger im Werder-Fußball-Internat auf die Zeit als Profi vorbereitet zu werden, da war er noch voller Hoffnungen. Er glaubte an den Bremer Trainer, weil dieser »aus unbekannten Spielern schon Stars gemacht« hatte und Egel diese Vorbilder Tag für Tag live auf dem grünen Rasen bewundern konnte. Gunnar Sauer, Marco Bode, Dieter Eilts und Günter Hermann hatten in denselben Betten geschlafen wie nun er.

Und eigentlich hatte das Projekt Fußballprofi unter keinem schlechten Stern gestanden. Schließlich brachte Recardo Egel eine Vielzahl guter Voraussetzungen mit nach Bremen. Er war 1,87 Meter groß, kräftig gebaut, hatte eine langjährige Vorausbildung in der Kinder- und Jugendsportschule in Erfurt genossen und sowohl sein Vater, ehemaliger Spieler von Rot-Weiß, als auch seine Mutter, erfolgreiche Fünfkämpferin der DDR, hatten ihn sportlich vorgeprägt. Und dann kam da noch das für einen angehenden Fußballprofi nahezu perfekte Äußere des jungen Mannes hinzu: Seine blondierten Haare, die aufwändig zu einer Vokuhila-Frisur verarbeitet worden waren, und später als Generationen-Muster Idolen wie Thomas Doll, Olaf Bodden und – in Perfektion – Mike Werner zur Verfügung standen, fielen auf.

Auch sein Name hätte eigentlich ein gutes Omen sein müssen, wie Recardos Mutter Heidi Egel einmal in einer zweiseitigen Story der Sport Bild verriet: »Er ist im WM-Jahr 1974 geboren. Und damals nahm ein Waisenjunge namens Ricardo die Auslosung vor. Dieser Name hat mir gefallen. Wegen unseres Nachnamens habe ich das i durch ein e ersetzt.«

Doch eines der vielversprechendsten Talente der Wendejahre sollte es nie ganz nach oben schaffen. Den Sprung ins große Fußballgeschäft verhinderten schließlich auch einige schwere Verletzungen. Recardo Egel versuchte noch sein Glück in China, realisierte aber bald, dass zukünftig sein Platz eher am Rande des Spielfelds zu finden sein würde als darauf. Er machte seinen Trainerschein und arbeitet heute im Nachwuchsbereich mit jungen Talenten.

Im Internet existiert ein Foto, auf dem Recardo Egel Autogrammkarten des ehemaligen DDR-Nationalspielers Dixie Dörner an junge Kicker-Hoffnungen von morgen verteilt. Seine eigenen Autogrammkarten wurden leider nie gedruckt.

Halbzeitpause

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